NRW-Verkehrsminister Harry Voigtsberger hat heute den “Aktionsplan Nahmobilität” vorgestellt. Mit Hilfe dieses Konzepts soll der Radverkehrsanteil bis 2020 von den derzeitigen 12,5 % gesteigert werden, indem die Interessen von Fußgängern und Radfahrern künftig gleichberechtigt neben denen des motorisierten Verkehrs stehen sollen. Insbesondere auf den kurzen Strecken bis 5 km, die rund die Hälfte aller Autofahrten ausmachen, kann das Fahrrad seine Vorteile gegenüber Autos gut ausspielen. Rechnet man die Zeiten für die Parkplatzsuche hinzu, ist ein Fahrradfahrer in Städten auf diesen Distanzen kaum langsamer. Gleichzeitig spart man Geld, schont die Umwelt und fördert die Gesundheit.
Als konkrete Maßnahmen zur Förderung des Radverkehrs sieht Voigtsberger Fahrradstraßen und Radschnellwege sowie Bahntrassenradwege. Außerdem soll die Fahrradmitnahme im öffentlichen Nahverkehr ausgebaut werden. Auch Schäden an Rad- und Gehwegen können zukünftig über eine zentrale Meldestelle einfach erfasst werden.
Warum nur schießt mir sofort “die Kunde hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube” ein? Fahrradstraßen fände ich ne super Idee und dadurch entstehende Hauptrouten in Düsseldorf wären z B ne prima Alternative. Wo es sich anbietet, sind natürlich Bahntrassenradwege ein Traum. Die Radschnellwege jedoch lassen mich erschaudern und sind ökologisch in der beispielhaft gezeigten Weise doch sehr zweifelhaft.
Die Zweifel wegen der ökologischen Verträglichkeit von Radschnellwegen sind meiner Meinung nach sehr einseitig. Wir sind es gewohnt die Landschaft unter Autostraßen verschwinden zu lassen. Der steigende Fahrzeugverkehr macht es halt nötig.
Wenn nun über eine Änderung des Mobiblitätsverhaltens diskutiert wird, gehört auch ein besseres Angebot für Alltagsradler dazu. In den bestehenden Strukturen ist eine Ausweitung des Radverkehrsanteils nicht möglich. Daher ist der Neubau von Radwegen in einer ausreichenden Qualität unabdingbar. Zu dieser Qualität gehört auch der Asphalt und notwendige Brückenbauwerke.
Wenn der Wechsel vom motorisierten Individualverkehr hin zu umweltverträglicherem Radverkehr gelingt, kann ein Rückbau überdimensionierter Autotrassen das Null-Hektar-Ziel der Flächenversiegelung erreichen. Dann kommt aber automatisch eine Verbesserung weiterer Umweltziele wie Luftreinhaltung und Lärmschutz hinzu.
Die Frage lautet doch: “Wie kommt der Aktionsplan zum Radfahrer?”. Ein simples Beispiel: In der Innenstadt fehlen an den neuralgischen Punkten Fahrradständer. Einige Politiker, der ADFC, sowie die Verkehrsplaner möchten gerne Fahrradständer aufstellen lassen. Die Stadt hat aber kein Geld (Nothaushalt) und kann daher keine aufstellen. Brauchen wir nicht anstelle eines Planes einen Nahmobilitätstopf aus dem dann derartige Maßnahmen finanziert werden könnten? Zusätzlich sollten arme Kommunen die Möglichkeit bekommen auch ohne Eigenanteil Investitionen im Sinne der Nahmobilität zu tätigen. Nur mit einem Plan “WAS man alles machen könnte” aber ohne das “WIE” der Finanzierung vor Ort zu klären ist ein solcher Plan wertlos.
Das Programm ist im neuen Etat mit 48 Mio EUR für den Fahrradverkehr versehen (zum Vergleich: 55 Mio EUR für Straßenneubau). Inwieweit diese Mittel über Förderprogramme auch den Städten und Gemeinden zur Verfügung stehen, weiß ich nicht. Es gibt derzeit noch wenig Detailinformationen dazu. Ich werde die Landesgeschäftsstelle bitten, Einzelheiten zu erfragen.
Einen Scan des Aktionsplans kann man hier herunterladen:
http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMV15-1281.pdf