Bäume fällen für Radfahrer?

In Essen sollen nun von der Stadt 26 Buchen in einem Naturschutzgebiet gefällt werden. Ursache ist die illegale Nutzung des Waldes durch Dirtbiker. Die Stadt als Eigentümer sieht sich in der Pflicht, den Unfallschutz auch für die illegale Nutzung gewährleisten zu müssen.

Wie kann eine Lösung aussehen? Diskutieren Sie hier mit!

Die WAZ schreibt dazu: http://www.derwesten.de/staedte/essen/essen-muss-buchen-wegen-illegaler-dirtbike-rennen-abholzen-id6360313.html

Die Verwaltungsstellungnahme:

Problembeschreibung

Seit geraumer Zeit sind zunehmend auch im Stadtgebiet Essen sportliche Aktivitäten im Rahmen einer sich neu entwickelnden Trendsportart „Dirtbiken“ festzustellen. Hierbei handelt es sich um Extremrad-fahren, bei dem Jugendliche, aber auch erwachsende Sportler mit Hilfe besonderer Räder die Grenzen der radfahrerischen Körperbeherrschung austesten und durch spezielle Kunststücke den besonderen Kick suchen. Als Betätigungsfeld für diese Trendsportart werden in großer Zahl Freiflächen im Stadtgebiet – häufig in Wäldern – genutzt. Besonders „beliebt“ sind Gefällestrecken, aber auch andere Bereiche, die mit speziellen Parcours-Einbauten wie Schanzen oder Gräben versehen werden. Im Be-reich der städtischen Waldungen hat Grün und Gruga inzwischen nicht weniger als 26 zum Dirtbiken genutzte Flächen ausgemacht. Eine dieser Flächen befindet sich leider im Naturschutzgebiet Kamptal.

Bewertung des Dirtbikens in städtischen Wäldern

Es ist zunächst festzustellen, dass das praktizierte Dirtbiken in Essener Wäldern aus unterschiedlichen gesetzlichen Bestimmungen heraus eindeutig als illegal zu bezeichnen ist. Eine derartige Feststellung ist insbesondere nach den Vorschriften des Landesforstgesetzes, aber auch gemäß natur- und landschaftsrechtlicher Bestimmungen zu treffen. Hieraus folgt auch, dass sich aus den ständigen Modellierungen und Parcours-Gestaltungen kostenaufwändige Rückbauverpflichtungen ergeben, denen Grün und Gruga kaum noch nachkommen kann.
Gleichzeitig scheidet ein Dulden von Streckenmodellierungen oder –einbauten aus rechtlichen Gründen aus.

Möglichkeiten des Konfliktabbaus

In Anbetracht der aufgezeigten Konfliktpunkte ist durch den Arbeitskreis KAKTUS am 24.09.2010 ein Workshop Dirtbiken durchgeführt worden, der vom Geschäftsführer des Essener Sportbundes (ESPO), Wolfgang Rohrberg, moderiert wurde. Beim Workshop ist das gesamte Spannungsfeld der rechtlichen Tatbestände, der Nutzungskollisionen und des offensichtlich bestehenden Bedarfs thematisiert worden. Übereinstimmend ist von der Mehrzahl der Workshop-Teilnehmer die Notwendigkeit eines Rück-baus der Mehrzahl der illegalen Dirtbike-Strecken unterstrichen worden.
Aufgrund der Verkehrsicherungssituation im NSG Kamptal fand ein weiterer OT der Verwaltung statt. Nach den Erläuterungen welche Maßnahmen bereits durchgeführt worden sind um ein Betreten des Altbuchenbestandes zu verhindern und dem Hinweis auf einen tödlichen Unfall durch Altholzbäume in vergleichbarer Lage in Detmold fand eine erneute Begehung des Bestandes statt. Einvernehmlich wurde der sehr schlechte (damit für illegale Nutzer abseits der Wege gefährliche) Zustand der Buchen festgestellt.

Folgende weitere Möglichkeiten das Betreten des Bestandes zu verhindern wurden erläutert:
– nochmalige Berichterstattung in Bezirksvertretung und durch die lokale Presse
– Kontaktaufnahme mit der Schönebecker Bürgerschaft
Sollte sich auch dann keine Verhaltensänderung in der illegalen Nutzung einstellen, müssen die in Rede stehenden Buchen zeitnah (in 2012) gefällt werden.

2012-03-07: Inzwischen scheint sich eine Lösung durch Einsatz von Geldmitteln der Bezirksvertretung zu ergeben: http://www.derwesten.de/staedte/essen/loesung-scheint-bei-essener-dirtbikern-in-sicht-id6433664.html

2012-10-19: Durch ein neues Urteil des Bundesgerichtshofes scheint die Rechtslage wieder völlig neu zu bewerten sein: http://www.derwesten.de/staedte/essen/sicherheitszaun-um-den-buchenwald-im-kamptal-in-schoenebeck-wird-vorerst-nicht-gebaut-id7204377.html

Über Michael Kleine-Möllhoff

Meine Fahrten erledige ich meist mit dem RAD oder dem ÖPNV. Ein Auto benötige ich sehr selten. Verantwortlich bin ich für die Zeitschrift RAD im Pott.
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Eine Antwort zu Bäume fällen für Radfahrer?

  1. Karsten Obrikat sagt:

    Mal ganz davon abgesehen, dass ich aus Gründen des Naturschutzes das “wilde” Biken sowieso nicht mag. Wie wäre es denn, wenn sich die Stadt mal Gedanken machen würde, wie die Leute legal dirtbiken könnten?! Ich glaube kaum, dass es in Essen an alten Industriebrachen mangelt, auf denen sich ein Parcours einrichten lassen könnte. Richtig verpackt, könnte die Stadt damit sogar werben, á la “Biken auf Ruinen” oder so ähnlich.

    Wenn Scater ihre Anlagen bekommen, warum dann nicht auch die Dirtbiker?

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