
Brauchen Fahrradfahrer demnächst eine eingebaute Mobilfunkschnittstelle? (Foto: ingo anstötz/pixelio.de)
Anlässlich der zur Zeit stattfindenden Computermesse CeBIT haben der Automobilhersteller BMW und der Mobilfunkanbieter Vodafone auf einer Pressekonferenz angekündigt, die Karossen des Münchener Herstellers zukünftig mit einer eingebauten Mobilfunkschnittstelle auszustatten. Über diese Schnittstelle sollen den Kunden zunächst spezielle Komfortfunktionen sowie ein automatisches Notrufsystem angeboten werden. Gleichzeitig bereitet der integrierte Mobilfunk die schon seit längerem diskutierte car2car-Kommunikation erstmals in Serie vor. Bei dieser car2car-Kommunikation tauschen Autos untereinander Informationen wie Position, Richtung, Geschwindigkeit sowie Straßenzustand oder Hindernisse aus. Mit Hilfe dieses Systems sollen die Autofahrer vorgewarnt werden, wenn z. B. Glatteis durch das ABS oder ESP erkannt wird oder man sich einem Stauende nähert. Es werden auch Ausweich- oder Bremsmanöver an andere Autos übertragen, wenn sich ein Hindernis auf der Straße befindet.
Und bei dem Stichwort “Hindernis” sind wir nun bei den Radfahrern und Fußgängern angekommen: Da sie nicht über eine eingebaute car2car-Schnittstelle verfügen, fallen sie aus Systemsicht eben in die Kategorie “Hindernis”. (Diesen Status hatten Radfahrer auch schon mal in den 1930er Jahren, als man sie auf Radwege verbannte. In den letzten Jahren haben sie sich mühsam wieder von dort befreit.) Sicherlich können solche Systeme wie die car2car-Kommunikation helfen, Unfälle zu vermeiden. Aufgrund der enormen Komplexität befürchte ich allerdings, dass die Systeme die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen werden. Schlimm wäre es auch, wenn sich Autofahrer quasi blind auf die Systeme verlassen und das Geschehen auf der Straße nicht mehr selbst mit der notwendigen Aufmerksamkeit verfolgen. Angesichts zahlreicher gescheiterter HighTech-Projekte frage ich mich nun, ob uns Radfahrern demnächst wieder die Separierung droht. Dieses Mal aus technischen Gründen, falls die Autos diese “Hindernisse” nicht sicher detektieren können. Ein Ausweg wäre vielleicht auch so etwas wie eine elektronische Fußfessel, die verpflichtend auf der Straße zu tragen wäre und die eine bike2car-Kommunikation ermöglichen würde. Ob das alles so kommt? Und wollen wir das überhaupt? Ich hoffe, dass dies alles Spekulation bleibt und rechtzeitig eine breite gesellschaftliche Diskussion beginnt. Auf jeden Fall werde ich die Entwicklung in den nächsten Jahren weiterhin kritisch beobachten.
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