Zehn Gründe für Tempo 30

Hey, warte auf mich!

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  1. Bei Tempo 30 ereignen sich weniger Unfälle.
    In Tempo 30 Zonen passieren etwa 40 % weniger Unfälle als in vergleichbaren Tempo 50 Bereichen. Noch eindrucksvoller sind die Zahlen für Fußgänger- und Radfahrerunfälle.
  2. Bei Tempo 30 haben Unfälle weniger schwere Folgen.
    Nach der Einführung von Tempo 30 sinkt die Anzahl der bei Unfällen getöteten und schwerverletzten Personen um 60% bis 70%. Die Aufprallenergie bei Tempo 50 ist nicht etwa – analog zur Geschwindigkeit – um zwei Drittel höher, sondern knapp 3 mal so groß wie bei Tempo 30.
  3. Bei Tempo 30 sieht man Gefahren früher.
    Bei Tempo 50 liegt der Blick ca. 40 m weit weg vor dem Fahrzeug, bei Tempo 30 dagegen nur etwa 15 m.
  4. Bei Tempo 30 nehmen die Autofahrer mehr Rücksicht auf Kinder.
    In Tempo 30-Straßen verringern die Autofahrer wesentlich häufiger ihre Geschwindigkeit, wenn sie Kinder am Gehweg sehen als auf Tempo 50-Straßen.
  5. Tempo 30 erhöht die Sicherheit von Senioren im Verkehr.
    Ältere Verkehrsteilnehmer können nicht mehr so schnell reagieren, sie kommen deshalb als Autofahrer mit Tempo 30 wesentlich besser als mit Tempo 50 zurecht.
  6. Tempo 30 bringt mehr Sicherheit für alle nichtmotorisierten Verkehrsarten.
    Fußgänger, Radfahrer, ältere Menschen, Behinderte und insbesondere Kinder werden durch Tempo 30 am stärksten  geschützt.
  7. Tempo 30 bringt mehr Sicherheit für den motorisierten Verkehr.
    Die Verringerung der Unfallzahlen, der Unfallschwere und Unfallkosten zeigt sich auch für diese Verkehrsart.
  8. Tempo 30 reduziert das motorisierte Verkehrsaufkommen.
    Wenn die nichtmotorisierten Verkehrsarten sicherer sind, gehen mehr Leute (und ganz besonders Kinder) zu Fuß oder fahren mit dem Fahrrad durch die Stadt.
  9. Tempo 30 führt zu menschenfreundlichen Städten und Dörfern.
    Tempo 30 bedeutet weniger Lärm, weniger Abgase und mehr Wohnumfeldqualität.
  10. Tempo 30 erhöht die Fahrzeit nur unwesentlich.
    Die meisten Autofahrten innerhalb von Ortschaften sind kürzer als 5 km. Die maximale Verzögerung kann nicht größer als 2 Minuten sein. Können Tote und Verletzte der Preis für diese zwei Minuten sein?

Nachlesen:
Maria Limbourg, Tempo 30 in allen Städten und Gemeinden (Der Tagesspiegel, 7.1.2012)

Über Klaus Kuliga

Seit 33 Jahren Arbeit an demselben Projekt: Aus Bochum eine fahrradfreundliche Stadt machen. Eine fahrradfreundliche Stadt ist eine Einladung zum Rad fahren. Immer, überall, für jeden.
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7 Antworten zu Zehn Gründe für Tempo 30

  1. Der öffentliche Aufschrei um den Tempo-30-Vorstoß von SPD und Grünen scheint mir weitgehend überzogen. Die Straßenverkehrsordnung (StVO) regelt bereits heute:


    §45 StVO
    (1c) Die Straßenverkehrsbehörden ordnen ferner innerhalb geschlossener Ortschaften, insbesondere in Wohngebieten und Gebieten mit hoher Fußgänger- und Fahrradverkehrsdichte sowie hohem Querungsbedarf, Tempo 30-Zonen im Einvernehmen mit der Gemeinde an. Die Zonen-Anordnung darf sich weder auf Straßen des überörtlichen Verkehrs (Bundes-, Landes- und Kreisstraßen) noch auf weitere Vorfahrtstraßen (Zeichen 306) erstrecken.

    Laut FAZ forderte der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Sören Bartol: „In der Straßenverkehrsordnung sollte Tempo 30 als neue zulässige Höchstgeschwindigkeit in Städten festgeschrieben werden. Hauptverkehrsachsen sollten dann jedoch mit Tempo 50-Schildern als wichtige Ausnahme deutlich gekennzeichnet werden.“ Rein formal bedeutet das auf jeden Fall eine deutliche Veränderung, in der Praxis hingegen scheint es mir eine gar nicht so große Änderung gegenüber dem Istzustand zu sein: Bereits heute befinden sich nämlich entsprechend der StVO vielerorts die Nebenstraßen fast flächendeckend in Tempo-30-Zonen, während auf den Hauptverkehrsstraßen das reguläre Tempo 50 gilt. So viel wird sich also in der Praxis vermutlich gar nicht ändern. Regelfall und Ausnahme tauschen halt die Rollen. Wahrscheinlich kommt noch die eine oder andere Straße mit Tempo 30 hinzu, weil bislang die Städte und Gemeinden unter Berücksichtigung bestimmter Randbedingungen festlegen können, ob eine Tempo-30-Zone ausgwiesen werden soll. Hier gälten zukünftig strengere Regelungen, falls die Forderungen der Politiker umgesetzt würden.

    Der Aufschrei ist natürlich deshalb so groß, weil man mit der Diskussion über flächendeckendes Tempo 30 in Deutschland das heilige Blechle schlachtet…

    • Klaus Kuliga sagt:

      „Im Ruhrgebiet gibt es noch immer zu wenig Tempo 30-Zonen“, sagt die Verkehrspsychologin Maria Limbourg von der Uni Duisburg-Essen: „In vielen süddeutschen Städten ist das anders“. Tatsächlich geht aus anderen Untersuchungen hervor, dass in München in 70 Prozent der Wohnstraßen Tempo 30 gilt, in Bochum nur in 15 bis 20 Prozent.

      Nach einem Vergleich des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) sind große Revier-Städte wie Duisburg, Essen, Oberhausen und Mülheim für Kinder kein gutes Pflaster. Sie verunglücken als Verkehrsteilnehmer hier viel häufiger als im Bundesdurchschnitt.

      Im europäischen Vergleich stehe Deutschland mit 277 Verkehrsopfern pro 100.000 Kinder weit schlechter da, als die meisten seiner Nachbarländer.

  2. Pingback: Der Kampf um das Tempolimit | Radverkehrspolitik.de

  3. Arne sagt:

    Beim VCD kann man aktuell eine Tempo 30 Liste zeichnen:

    http://tempo30.vcd.org/

  4. rosi359 sagt:

    Ich bin gegen ein grundsätzliches Tempolimit von 30 km/h.

    Ich bewege mich auf meinem Fahrrad fast immer schneller als 30. Nur auf diese Weise bin ich bisher mehrmals Unfällen entgangen. Außerdem ist zu erwarten, daß jetzt immer Leute mit den neuen Elektrofahrrädern schneller fahren, sodaß Tempo 30 hier dem Trend der Zeit eher diametral entgegensteht.
    Ich als Radfahrer habe jedenfalls immer die Erfahrung gemacht: Je schneller, desto sicherer. Außerdem kann ich nur davon abraten, sog. “Radwege” zu benutzen, wenn einem das Leben lieb ist. Hier ist man natürlicherweise der Zerstörung von Fahrrad, Wirbelsäule und Leben ausgesetzt. Man fährt – für Autofahrer unsichtbar – hinter geparkten Autos, deren Beifahrer plötzlich Türen aufreißen und taucht – für den Autofahrer unvermittelt – plötzlich an der Straßenecke, an der er abbiegen will hinter einer Mauer oder einem Busch auf.

    Radfahrer gehören auf die Straße!

    Aber wenn schon Tempo 30, dann sollte man an solchen Stellen auch immer die Geschwindigkeit überwachen, so wie in unserer Straße, wo trotz von mir durchgesetztem Tempolimit von 30km/h und unserer spielenden Kinder größtenteils schneller – bis 70 km/h (ich bin mal zufällig mit dem Auto hinter so einem her) – gefahren wird.

  5. Europäische Bürgerinitiative “30km/h – macht die Straßen lebenswert!”: http://de.30kmh.eu/ mit einer Unterschriftenkampagne.

  6. Pingback: IGF – Interessengemeinschaft Fahrrad - Tempo 30 für Europa: Plattform bildet sich in Österreich

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