Ich bin bekloppt!

Ich fahre mit dem Rad zur Arbeit, immerhin 12,5 km einfach und am Tage rund 300 Höhenmeter. Auch außerhalb der gleichnamigen Aktion von ADFC und AOK nehme ich nur das Rad. Die Reaktionen der Menschen darauf ähneln sich sehr. Sie gehen von “Hat dir deine Frau das Auto nicht rausgerückt?” über “Wie? – Bei jedem Wetter?” und “Aber es soll doch regnen” und “Ist das nicht zu kalt?”, “… zu warm?”, “… zu windig?”, “zu dunkel?” und “Aber es soll doch Glatteis geben!” bis hin zu “Du bist einfach nur bekloppt”. Das sind wahrscheinlich alles Ausreden für sie, nicht mit dem Rad zu kommen. Wenn mich jemand fragt, ob sich morgens in aller Herrgotts Frühe nicht der Innere Schweinehund meldet, der mir das Autofahren schmackhaft machen will, kommen sie oft über meine Antwort ins Grübeln: “Klar kommt der und dann muss ich mich zwischen Pedelec und normalem Fahrrad entscheiden. Autofahren kommt mir gar nicht in den Sinn!”

Was soll ich sagen? Ich bin gerne bekloppt und sogar noch stolz drauf!

Über Karsten Obrikat

Ich bin erst recht spät wieder auf das Radfahren zurück gekommen, indem ich einfach einmal aus Lust und Laune ausprobieren wollte, mit dem Fahrrad zur 13km entfernten Arbeitsstelle zu fahren. In den letzten Jahren ist aus diesem einem Mal gleich eine Weltanschauung geworden. Denn mittlerweile fahre ich jede Fahrt zur Arbeit mit dem Rad. Auch den Wocheneinkauf erledige ich mit Fahrrad (hier nehme ich dann das Pedelec) und Anhänger. Aber auch Radurlaube stehen mindestens ein mal im Jahr auf meinem Programm.
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2 Antworten zu Ich bin bekloppt!

  1. Ingo S sagt:

    Ich war auch mal so bekloppt und stolz darauf. Aber in der Stadt Köln muss man nicht nur bekloppt sondern auch lebensmüde sein wenn man mit dem Rad fährt. Mehrfach bin ich von Autofahrern gezielt abgedrängt worden. 2x ist es sogar vorgekommen, dass der Fahrer mich ausgebremst hat, ausgestiegen ist und mir Schläge angedroht hat. Einmal davon war das Fahrzeug ein Sattelzug – würde ich nicht seit 34 Jahren Fahrrad fahren und entsprechend viel Fahrpraxis haben; würde ich diese Zeilen nicht mehr schreiben können :( Und was macht die Polizei und das Ordnungsamt? Nichts! Jedenfalls nichts gegen die übergriffigen MIVler, dafür aber Radfahrer schikanieren; und die werten Herrn und Damen sehe ich auch gerne mal mit Radweg-parkenden Fahrzeugführer in trauter Einheit am Imbiss stehen. Meiner Überzeugung nach sind das doch alles nur Lippenbekenntnisse, heiße Luft. Die Politiker wollen keine Radfahrer – die wollen Stau, Lärm, Gestank, Parkplatznot – das ist Zukunft, Konsum, Umsatz, Freiheit,…. Das darf man “den Menschen” nicht madig machen…! Fahrradsternfahrten und Aktionen wie “Mit dem Rad zur Arbeit” werden daran nichts ändern!

  2. Markus MK sagt:

    Es will mir auch nicht einleuchten, warum viele von vorbildlich Radfahrenden eine Rechtfertigung einfordern. Wahrscheinlich lässt sich der innere Schweinehund dadurch besser ertragen. Ein leichteres Leben hat man als Autofahrer jedoch sicher nicht. Ich bin immer wieder froh, wenn ich mit dem Rad fahren kann. Cool bleiben hilft in den meisten aller Fälle von räumlichem Zank. Außerdem haben die couragierten Radfahrer ja in der Regel eine Digitalkamera dabei, die sie im Zweifelsfall wirkungsvoll auf Bedrohliches richten können. Auf dem routinierten Weg zur Arbeit sind die Schwachstellen bei der Wegeführung ja eigentlich bekannt und vorhersehbar. Tut mir leid, dass es in Köln aufgrund vieler Schrottwege so vile Missverständnisse unter den Verkehrsteilnehmenden gibt. Wenn die Behörden etwas mehr Geld in die Hand nehmen könnten, würden sie diese Mängel vielleicht auch gegen einige Widerstände fix abstellen. Hier im Sauerland sind die Straßen manchmal so eng, dass es ganz einfach keinen Platz zum Abdrängen mehr gibt. Es gab Zeiten, da hatte auch ich kaum einen Nerv in der Stadt Rad zu fahren. Wo können Newcomer ihre Fahrtechnik denn erlernen? Bei der Sonntagstour?

    Schönen Gruß

    Markus MK

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