ADFC Überlebenstechnik: Abbiegeassistenten auf Messe IAA Nutzfahrzeuge vorgestellt

Elektronische Abbiegeassistenten sollen verhindern, dass Lkw-Fahrer Radfahrer im toten Winkel übersehen. (Foto: ADFC/Jens Lehmkühler)

Wie die VDI nachrichten vom 28.9.2012 berichten, hat der Nutzfahrzeughersteller MAN auf der Messe IAA Nutzfahrzeuge, die vom 20. bis 27.9. in Hannover stattfand, einen Abbiegeassistenten vorgestellt. Diese Elektronik überwacht den toten Winkel per Ultraschall und warnt den LKW-Fahrer vor Fahrradfahrern in diesem Bereich. Der Zulieferer Continental hat ein ähnliches System auf Radarbasis vorgestellt.

Nachdem kürzlich der erste Pkw mit Außen-Airbag vorgestellt worden ist, nimmt das Projekt Überlebenstechnik  des ADFC mit den neuen Assistenzsystemen nun langsam Fahrt auf.  Bis diese Techniken in eine ausreichende Fahrzeuganzahl Einzug gehalten haben, wird freilich noch eine lange Zeit vergehen, zumal die Ausrüstung nur auf freiwilliger Basis erfolgt. Es liegt nun an der Politik, solche Sicherheitssysteme möglichst schnell verpflichtend einzuführen.

Wer die Gelegenheit hat, sich einmal selbst aus der Lkw-Fahrerperspektive ein Bild zu verschaffen, was man von dort sieht und was nicht, soll sie unbedingt nutzen. Ich fand es erstaunlich, wie wenig man ohne Zusatzspiegel sieht und wieviel mit. Allerdings erfordert es hohe Konzentration, alle Spiegel auch tatsächlich zu prüfen. In der Praxis unterbleibt dies dann auch häufig, wie regelmäßig tragische Lkw-Unfälle beim Rechtsabbiegen zeigen. Dabei sind gerade auch solche Radfahrer betroffen, die auf den vermeintlich sicheren Radwegen unterwegs sind und sich der Gefahrensituation gar nicht bewusst sind.

 

Über Jan Bartels

Als Alltagsradler bin ich fast täglich mit dem Rad zur Arbeit unterwegs und genieße es als Ausgleich zum Bürojob. Im ADFC kümmere ich mich um vor allem um den Internetauftritt des Landesverbands. Im Kreisverband bin ich verkehrspolitisch rund um den heimischen Kirchturm aktiv und liefere regelmäßig Artikel für die "Rad am Niederrhein", unserer Mitgliederzeitung (http://www.rad-nr.de).
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7 Antworten zu ADFC Überlebenstechnik: Abbiegeassistenten auf Messe IAA Nutzfahrzeuge vorgestellt

  1. Klaus Dieter Petermann sagt:

    eCall: Auto-Notruf bei Unfall soll ja ab 2015 für Pkw verbindlich werden.
    http://www.heise.de/newsticker/meldung/eCall-Auto-Notruf-soll-ab-2015-fuer-Pkw-verbindlich-werden-1631991.html

    Jetzt ist das eCall System für Biker nur eine logische Weiterführung. Ab 2013
    ist so etwas schon möglich.
    http://www.heise.de/newsticker/meldung/eCall-Automatisches-Notrufsystem-auch-fuer-Motorradfahrer-1721177.html

    Bestimmt kann man so etwas auch im Fahrradhelm einbauen. Wie denkt Ihr darüber ?

  2. Am 26.10. erschien ein weiterer Artikel zu Abbiegeassistenten in den VDI nachrichten.

  3. N.M. sagt:

    Der adfc lässt leider keine Gelegenheit aus, meine Interessen als Radfahrer nicht angemessen zu vertreten. Stattdessen wird ein Schmusekurs mit der Industrie gefahren und mit viel Aufwand ein Problem bekämpft. Daran, das Problem zu lösen, arbeitet der adfc nicht erkennbar.

    Wo liegt eigentlich das Problem? Das Bild zeigt es ganz deutlich: Ein Radfahrer (Hauptsache mit Helm) befindet sich neben einem abbiegenden LKW, dessen Fahrer genau dorthin nicht sehen kann. Diese Zone gilt es a) unbedingt zu vermeiden und b) deutlich zu verringern.

    zu a): Fahrräder gehören vor und hinter andere Fahrzeuge, nicht daneben!
    Aber anstatt dies einmal endlich umzusetzen, werden munter Radwege, Radfahrstreifen und anderer tödlich gefährlicher Unsinn gebaut und (auch vom adfc) gefordert. Aufklärung bezüglich dieser Gefahrenzone findet nur ansatzweise statt und scheitert immer genau dann, wenn man erkennt, dass sich genau dort ja der vorgegebene Aufenthaltsraum in Form der oben genannten Einrichtungen befindet.

    zu b): Es ist dringend geboten, die Beifahrerpflicht für schwere LKW wieder einzuführen. Aus wirtschaftlichen Interessen abgeschafft — auf Kosten der Verkehrssicherheit. Jetzt sollen aufwendige Assistenzsysteme (kann man ja wieder etwas dran verdienen) die Sache richten.

    Wenn ich mir beinahe täglich ansehe oder lese, wie Autos gegen andere Autos stoßen, weil der Fahrer sich auf die nichts meldende Einparkhilfe verlassen hat, wie Autofahrer munter in den Rhein oder sonstwohin fahren, weil das Navi es ihnen gesagt hat; dann graut mir vor den Folgen einer neuen, störanfälligen Elektronik, auf die sich die Fahrer verlassen, anstatt selbst einmal zu gucken, ob dort, wo man hinfährt, nicht vielleicht ein Mensch steht oder geht oder radfährt.

    Und der adfc unterstützt diesen Unfug auch noch, anstatt als Interessensvertretung laut und deutlich die eigentlichen Missstände anzuprangern. Nein, diese werden stattdessen noch gefordert. Warum ich nicht Mitglied werde? Genau darum.

    • zu b): Es ist dringend geboten, die Beifahrerpflicht für schwere LKW wieder einzuführen.
      Eine Beifahrerpflicht wird es wohl kaum geben. Neben den Personalkosten ist es auch die verringerte Zuladung wegen des zusätzlichen Gewichts des Beifahrers, die sich bemerkbar macht. So wünschenswert es wäre, so unrealistisch ist es.

  4. Michael sagt:

    Der ADFC arbeitet nicht nach dem Motto: Entweder alles oder nichts. Es gibt eine ideale Welt in der jeder Verkehrsteilnehmer auf den anderen achtet. Die Geschwindigkeiten erlauben auch einen Fehler zu machen ohne gleich schwer verletzt oder getötet zu werden. Die Straße ist kein Angstraum sondern gleichberechtigter Raum für alle Verkehrsteilnehmer……….
    Meine Wahrnehmung ist derzeit noch eine andere. Darum versuche ich in erster Linie mal mehr Menschen zum Radfahren zu motivieren. Dies ist der größte Sicherheitsgewinn für alle. Dazu gehört auch die Anlage von Radfahrstreifen. Damit kann auch ein unsicherer Radfahrer eher die Straße nutzen und nicht den Gehweg oder einen schlechten Radweg. Dieser Radfahrer ist dann vielleicht auch in der Lage im Mischverkehr auf der Straße zu fahren. Solange noch bei vielen Radfahren und Politikern im Kopf spukt “Radwege sind gut” sind Radfahrstreifen allemal besser.
    Assistenzsysteme sind kein Ersatz für die Nutzung des Verstandes und der Umsicht. Wenn so eine System aber Todesfälle oder Verletzungen verhindern kann ist auch dies besser als der Apell an die Aufmerksamkeit aller Verkehrsteilnehmer.

    • N.M. sagt:

      Der ADFC arbeitet nicht nach dem Motto: Entweder alles oder nichts.

      Er arbeitet (so kommt es in meiner Wahrnehmung an) so, dass wenig taugliche Konzepte pressewirksam (und industriefreundlich) gefordert und unterstützt werden. Dies habe ich beklagt. Was das mit “alles oder nichts” zu tun hat, verstehe ich nicht.

      Es gibt eine ideale Welt in der jeder Verkehrsteilnehmer auf den anderen achtet. […] Die Straße ist kein Angstraum sondern gleichberechtigter Raum für alle Verkehrsteilnehmer……….
      Meine Wahrnehmung ist derzeit noch eine andere.

      Darin sind wir uns einig. Wäre dem so, hätte ich keine Veranlassung, Änderungen zu fordern. Ich bin aber der Ansicht, dass die Aktivitäten des adfc genau diesen beklagenswerten Zustand festigen wollen (indem z. B. Sonderwege dafür sorgen, dass man vermeintlich nicht mehr auf den anderen achten muss). Speziell der “Angstraum” ist ein sehr passend gewählter Begriff:

      Darum versuche ich in erster Linie mal mehr Menschen zum Radfahren zu motivieren. Dies ist der größte Sicherheitsgewinn für alle. Dazu gehört auch die Anlage von Radfahrstreifen. Damit kann auch ein unsicherer Radfahrer eher die Straße nutzen und nicht den Gehweg oder einen schlechten Radweg.

      Ich teile die Ansicht, dass mehr Menschen auf Fahrrädern generell die Sicherheit für alle erhöhen würden. Aber nicht um den Preis (und das ist jeden Sommer an schönwettrigen Wochenenden zu beobachten), dass Leute, die das Fahrrad als Verkehrsmittel nicht ernst nehmen, a) entweder gegen alle Regeln verstoßen oder b) nur auf abgesperrten und separierten (und dann oft völlig überlasteten) Sonderwegen fahren (man kann nämlich gar nicht Sonderwege oder -spuren so bauen, dass sie auf die wechselnden Mengenverhältnisse der einzelnen Verkehrsmittel eingehen). Aufklärung über die einzuhaltenden Regeln und über die tatsächlichen Gefahren sind dringend erforderlich (und sicherlich wirksamer als teure Assitenzsysteme). “Unsichere Radfahrer” sollte es nicht geben; sie sind eine Gefahr für sich und andere; egal auf auf Gehweg, Radweg oder Fahrbahn. Sie sollten geschult und trainiert werden oder auf das Fahrzeugführen im öffentlichen Verkehr verzichten. Unsichere Autofahrer werden zu Recht ebenso kritisiert (aber eben leider auch nicht trainiert oder dem Verkehr entzogen).
      Und was ich überhaupt nicht verstehe, ist folgende Logik: Damit ängstliche Radfahrer sich und andere nicht auf Gehweg und Radweg gefährden, werden Radfahrstreifen angelegt, die zwar ebenfalls gefährlich sind, aber wenigstens ein sicheres Gefühl vermitteln! —
      Ist das die ernstgemeinte Antwort auf ein wirklich drängendes Problem?

      Solange noch bei vielen Radfahren und Politikern im Kopf spukt “Radwege sind gut” sind Radfahrstreifen allemal besser.

      Dies ist doch genau die gleiche falsche Logik. Nun spukt eben “Radfahrstreifen sind gut” in den Köpfen herum! Sie provozieren genau die gefährlichen Situationen, die das den Beitrag illustrierende Bild zeigt! Warum wird versucht, eine überhaupt erst durch die eigenen Aktivitäten hervorgerufene tödliche Gefahr durch aufwendige Assistenzsysteme entschärfen zu wollen, anstatt diese Gefahr gar nicht erst herbeizuführen? Ich verstehe es nicht!
      [Liegt aber vielleicht genau daran: dass Verstand und Logik ausgeschaltet werden und nur Angst und ähnlich irrationale Aspekte bedient werden. (Damit möchte ich nicht behaupten, dass der adfc und seine Vertreter den Verstand ausschalten, sondern dass man übermäßig Rücksicht auf “Radfahrer” nimmt, die dies tun.)]

      Wenn so eine System aber Todesfälle oder Verletzungen verhindern kann ist auch dies besser als der Apell an die Aufmerksamkeit aller Verkehrsteilnehmer.

      Es ist besser, solch ein System gar nicht erst erforderlich werden zu lassen! Der Verzicht auf schlechte (und alle mir bisher begegneten Anlagen sind leider schlecht) Sonderwege oder -spuren verhindert bereits Todesfälle und Verletzungen (sofern die Radfahrer selbst vernünftig fahren und sich nicht seitlich vorbeidrängeln; dies wiederum wird durch solche Sonderspuren wieder gefördert).
      Es ist doch kein Zufall, dass die durch Rechtsabbiegeunfälle schwer verletzten oder gar getöteten Radfahrer zu einem überdurchschnittlich hohen Prozentsatz gerade die alten und unsicheren Radfahrer und Radfahrerinnen sind, die sich genau dort sicher fühlen.

      Es könnte mir eigentlich egal sein; ich bin über die Gefahren informiert, und wenn sich “unsichere Radfahrer” auf diese Weise selbst in Gefahr bringen, soll es ihr Problem sein. Es wird aber auch zu meinem Problem gemacht, indem ich gezwungen bin, benutzungspflichtige Anlagen zu benutzen und bei nichtbenutzungspflichtigen Anlagen ihre Nichtnutzung durch gefährdendes und “belehrendes” Verhalten der motorisierten Verkehrsteilnehmer beantwortet wird. Auch darüber sollte sich der adfc ‘mal Gedanken machen: Alle Aktivitäten zugunsten der nicht aufzuweckenden “unsicheren Radfahrer” beeinträchtigt alle anderen Radfahrer (und gefährdet sie oft noch).

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