Ampelschranke statt Ampelmännchen

Ampelmann

Foto: Rainer Sturm/pixelio.de

“Jeden zweiten Tag kracht es in unserer Stadt, weil ein Radfahrer eine rote Ampel missachtet. FDP-Politiker Klaus-Peter von Lüdeke will den Bike-Rambos jetzt einen Riegel vorschieben. Er fordert eine Schranke an Fahrradampeln.”, schreibt die Berliner Zeitung in einem Artikel vom 03.12.12. Lüdeke will an Ampeln die Radwege oder Fahrradstreifen mit Schranken blockieren, wenn das Signal rot zeigt, um so Unfälle durch Rotlichtverstöße von Radfahrern zu verhindern. Eine tolle Idee! Senkt sich die Schranke unmittelbar vor einem herannahenden Radfahrer, wenn die Ampel direkt von grün auf rot umspringt, ist eine Kollision mit der Schranke unvermeidbar.

Wie lächerlich die Idee ist, zeigt sich auch, wenn man das beliebte Spiel treibt und “Fahrrad” gegen “Auto” austauscht: “Jeden zweiten Tag kracht es in unserer Stadt, weil ein Autofahrer eine rote Ampel missachtet. FDP-Politiker Klaus-Peter von Lüdeke will den Auto-Rambos jetzt einen Riegel vorschieben. Er fordert eine Schranke an Autoampeln.” Ob ein solcher Vorschlag auch die Zustimmung des ADAC finden würde wie die Fahrradschranke, die der Automobilclub zumindest testweise befürwortet, ist ungewiss.

Im übrigen beseitigt die Fahrradschranke das Problem nicht, dass Radfahrer auf Radwegen häufig von rechtsabbiegenden Kraftfahrzeugen angefahren werden, weil sie von den Autofahrern übersehen wurden. Vermutlich liegen die Unfallzahlen hier sogar noch höher als die durch Rotlichtverstöße von Radfahrern verursachten. Vielleicht sollte man die Schranken also besser in Längsrichtung aufbauen. Sie senken sich dann, wenn der Radverkehr grün hat, und sichern die Radfahrer auf diese Weise vor Rechtsabbiegern.

Hinweis: Dieser Beitrag kann Spuren von Satire enthalten! Der Zeitungsartikel und von Lüdekes Vorschlag sind indes ernst gemeint.

Über Jan Bartels

Als Alltagsradler bin ich fast täglich mit dem Rad zur Arbeit unterwegs und genieße es als Ausgleich zum Bürojob. Im ADFC kümmere ich mich um vor allem um den Internetauftritt des Landesverbands. Im Kreisverband bin ich verkehrspolitisch rund um den heimischen Kirchturm aktiv und liefere regelmäßig Artikel für die "Rad am Niederrhein", unserer Mitgliederzeitung (http://www.rad-nr.de).
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3 Antworten zu Ampelschranke statt Ampelmännchen

  1. Rainer Frohnhoff sagt:

    Ich könnte mir vorstellen, dass man bei der Autoversion mit “jedem zweiten Tag” nicht auskommt.
    Müsste mal jemand eruieren.
    MfG

    • Es ist sicherlich davon auszugehen, dass die Zahl der Unfälle durch Rotlichtverstöße von Kfz-Fahrern deutlich höher liegt. Ich habe allerdings keine entsprechenden Zahlen gefunden. Aber bereits an nur 17 Berliner Überwachungsanlagen sind 2009 knapp 38.000 Verstöße festgestellt worden. Das erlaubt natürlich keine Aussage, wie häufig es in Berlin aufgrund dieser Ursache an allen Kreuzungen gekracht hat, sondern zeigt die Dimension.

      Es käme aber wohl niemand auf die Idee, mittels Schranken an Ampeln Autofahrer von Rotlichtverstößen abhalten zu wollen. Und es würde sich auch niemand ernsthaft mit einer solchen Überlegung befassen. Das ist in Berlin aber mit den Radfahrerschranken geschehen: Politische Parteien, Stadtverwaltung, ADAC usw. haben zu von Lüdekes Vorschlag schließlich Statements abgegeben. Alleine diese Tatsache finde ich schon schlimm. Zudem lenkt diese Diskussion von anderen, viel wichtigeren Unfallursachen ab. So gab es 2009 in Berlin knapp 1300 Unfälle, in denen Kfz-Fahrer beim Abbiegen mit Radfahrern kollidierten. Das ist immerhin Faktor 7 gegenüber den Rotlichtverstößen von Radlern.

      Quelle: http://www.berlin.de/imperia/md/content/polizei/strassenverkehr/unfaelle/statistik/verkehrssicherheitslage_2009.pdf?start&ts=1272362250&file=verkehrssicherheitslage_2009.pdf

  2. Mirco D. sagt:

    Ich musste echt Lachen als ich das gelesen habe.

    FDP Politiker, ja? Was kostet denn so eine Schrankenanlage? Mit Deutscher Sicherheitstechnik – Kamera, Lichtschranke oder Ähnliches um niemanden vom Rad zu sensen? Und natürlich extra ein gelbes Licht zur Vorwarnung statt einfache rot/grün Ampel. Und dann die Wartungskosten wenn die Schranke dauerhaft unten Bleibt.

    Aber die Idee ist ja schon im Grundsatz lächerlich, wie schon die Vorkommentatoren belegt haben durch den Automobilvergleich. Ich stelle mir vor, wie bei rot Krähenfüße in der Haltelinie Hochfahren und zehn Minuten nach dem Beginn des Berufsverkehrs die Stadt komplett Blockiert ist mit Plattgestochenen Fahrzeugen ;)

    Ich kann mich nicht erinnenrn wann ich das letzte mal einen Fahrradfahrer gesehen habe der bei Rot über die Ampel gefahren ist, aber bei KFZ sehe ich das recht häufig, gestern erst ein LKW der gleich zwei rote Ampel ignoriert hat bevor er aus meiner Sicht entschwand. Ich stand nähmlich bereits an der ersten (mit dem Auto wohlgemerkt und ich konnte noch gut anhalten) als er an mir vorbeifuhr.

    Um nicht missverstanden zu werden: Natürlich fahren einige / viele? Radfahrer über rote Ampeln, nur stehen die Verfehlungen meiner Meinung nach nicht in so einem Verhältnis zu den übrigen Verkehrsteilnehmern, dass solche Extremen Massnahmen angemessen sind.

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