Einmal zur Arbeit bitte!

Völlig entgeistert werde ich angesehen, wenn ich berichte, dass ich die fast 13 Kilometer zur Arbeit mit dem Rad zurücklege – vor allem jetzt im Winter. Hier möchte ich einen kleinen Einblick in meine täglichen Erfahrungen geben.

In dieser Woche habe ich Spätschicht. Das heißt in der Regel ausschlafen, Freizeit genießen und ab und an mal ein bisschen am Fahrrad schrauben. Ich bin kein großartiger Frühstücker, meist komme ich bis mittags mit drei Pötten Kaffee aus. Für die Arbeit mache ich mir dann zwei Behälter mit Broten und handlich geschnittenem Obst und Gemüse fertig.

Lichtendorfer Straße in Sölderholz: Radfahrstreifen in weiten Teilen verschwunden.

Lichtendorfer Straße in Sölderholz: Radfahrstreifen in weiten Teilen verschwunden.

Heute ist Montag und ich bin froh, erst mittags raus zu müssen, denn erst jetzt flauen die ergiebigen Schneefälle der Nacht ab. Ich ziehe meine Winterklamotten an. Dazu gehören: Skisocken, Windstopperhose, Funktionsunterhemd, angerauhtes Trikot, Softshelljacke und die Winder-Fahrradschuhe. Bevor ich den Helm aufsetze und mich auf mein Rad schwinge, kommt noch eine wärmende Kappe auf den Kopf, damit meine Glatze nicht auskühlt, ein Schlauchtuch vor Mund und Nase, damit ich nicht die ganz kalte Luft einatme und die dicken Skihandschuhe an die Hände. Zusätzlich lege ich meine Warnweste an, denn als Kraftfahrer weiß ich, wie wichtig es ist, den anderen Verkehrsteilnehmer frühzeitig zu sehen. Für mich gibt es nichts schlimmeres als “Tarnkappenradler”, also solche, die ohne Licht und in dunkler Kleidung unterwegs sind.
Bei solch einem Wetter fahre ich übrigens mit meinem Zweitfahrrad. Dabei handelt es sich um ein eigentlich ausrangiertes, welches für den Sohnemann aufgehoben werden soll. Das habe ich mit Spikereifen und einigen zusätzlichen Reflektoren ausgestattet. Eine moderne, dynamobetriebene und funktionstüchtige Lichtanlage ist natürlich auch vorhanden. Zumindest das Tagfahrlicht ist immer eingeschaltet.

Nun also rauf aufs Rad und den GPS-Tacho nicht vergessen, damit ich für mich jeden Meter zurückgelegten Weg nachhalten kann. Außerdem ist er mit meinem angelegten Brustgurt verbunden. So behalte ich meinen Puls im Auge.
Die ersten Meter ist es doch recht kalt. Kein Wunder, denn viel Muskelkraft brauche ich nicht, hinunter zur Ruhr geht es quasi nur bergab. Erstes “Problem” ist die Querung der Rheinener Straße von der Dorfstraße aus. Hier kommen die Autos oft sehr schnell um die Ecke geschossen, obwohl dort mittlerweile bis hinter die Einmündung “Ruhrtalstraße” eine Höchstgeschwindigkeit von 50km/h gilt. Augen und Ohren auf und wenn alles klar ist schnell rüber.
Dann hinab der Ruhrtalstraße in Richtung “Wellenbad”. Dort gilt eine erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 70 km/h, oftmals wird dort aber schneller hinuntergebraust – es geht ja so schön bergab. Einige wenige Autofahrer scheinen von einem Mindestabstandt von 1,50m zum überholten Radfahrer nicht zu kennen und jagen selbst mir als routinierten Radfahrer ab und zu noch einen Schrecken ein.

Jetzt geht es über die Ruhr. Das es sich um eine Bogenbrücke handelt, merkt man eigentlich nur als Radfahrer, denn hier wird schon mehr Muskelkraft beansprucht, während man im Auto sitzend den “Gasfuß” einfach ein paar Millimeter weiter bewegt. Mittig ist auf der Brücke eine durchgezogene Linie, die man ja eigentlich nicht überfahren darf. Der Großteil der Autofahrer meint, dass das aber nicht gilt, wenn man Radfahrer überholt. Ich fahre übrigens mittig auf der Fahrspur, da erstens das Überholen eh verboten ist und sich zweitens viele Unebenheiten in der maroden Straßenoberfläche befinden.

unzumutbarer Gehweg. Daher nutzen Fussgänger den tiptop geräumten Radweg auf der anderen Straßenseite.

unzumutbarer Gehweg. Daher nutzen Fussgänger den tiptop geräumten Radweg auf der anderen Straßenseite.

Weiter geht es nach Geiseke, unter den Bahnbrücken hindurch. Auch hier findet man eine durchgezogene Linie, die kaum ein Autofahrer zur Kenntnis zu nehmen scheint. Oftmals erlebe ich haarsträubende Überholaktionen in den unübersichtlichen Kurven. Durchgezogene Linien haben wohl doch ihren Zweck!?

Jetzt biege ich in den Overberger Weg ein. Das ist ein schöner asphaltierter Feldweg, der von einer reihe von Birken gesäumt ist. Eigentlich ist hier die Einfahrt verboten und nur für land- und forstwirtschaftliche Fahrzeuge sowie für Fahrräder freigegeben. Mir war nicht bewusst, dass auch Gassigeher, entfernte Anlieger sowie Schleichwegfahrer davon ausgenommen sind. Täglich begegnen mir teilweise mehrere Fahrzeuge auf dem Weg und wenn ich nicht sofort aus dem Weg fahre, wird gehupt. Ich aber mache mich breit, auf einem Schleichweg muss man halt damit rechnen, auch mal “schleichen” zu müssen, oder? Nach dem Schneefall allerings bin ich recht froh, dass ab und an dort ein nicht erlaubtes Fahrzeug entlang fährt. So wird mir eine festgefahrene Spur im Schnee angeboten die ich gerne annehme. Denn auch mit Spikes ist Tiefschneefahren bergauf keine Freude, viel zu groß ist der Rollwiderstand. Die Spikes greifen gut und ich komme zwar mit hohem Puls, aber mit sehr guter Traktion die erste richtige Steigung hinauf. Nun kommen von links und rechts weitere Wege und die Fahrbahn wird immer besser zu befahren – auf der Schneedecke natürlich. Nun geht es noch einmal bergab und dann einen recht steilen Berg hinauf hinter einem Gartenzenter auf die Sölder Straße.

Hier sieht man wieder Asphalt unter den Rädern, denn es herrscht ein reger Fahrzeugverkehr. Die Straße ist nach dem letzten Winter sehr marode und deshalb wurde ein Tempo 30 verhängt. Wieder hält sich kaum ein Autofahrer daran. Da helfen auch keine “Achtung Kinder”-Schilder. Auf dem Rückweg fahre ich hier bergab in der Mitte der Fahrspur, denn ich bin nicht vom Schlaglochsuchkommando der Stadt und hier, wo kaum ein Autoreifen hinkommt, ist die Fahrbahn noch einigermaßen für Radfahrer mit schmalen Reifen und 5,5 bar Luftdruck befahrbar. Anscheinend stoße ich dann auf Akzeptanz der Autofahrer: mich hat zumindest noch niemand angehupt.
Jetzt geht es nochmals stark bergauf, unter der A1 durch und hinauf nach Sölderholz. Hier wurde kürzlich im Rahmen des Konjunkturpaketes die Fahrbahn erneuert und mit Flüsterasphalt ausgestattet. Einige Autofahrer nehmen das gerne als Einladung zur Raserei. Es geht recht steil bergab und ich pedaliere eigentlich nur, um auf Temperatur zu bleiben. Mehrere Verkehrsinseln müssen passiert werden. Da werden einige Autofaher ganz hibbelig und müssen den Radfahrer vorher noch schnell überholen, manchmal bringen sie sich dabei selbst ganz schon in Gefahr. Auf der Gegenfahrbahn befindet sich übrigens ein Radfahrstreifen. Eigentlich. Denn derzeit ist von ihm Dank des Neuschnees nicht viel zu sehen. Auf dem Rückweg werde ich mir also die Hauptfahrbahn mit den Autos teilen dürfen.

nicht nutzbare Angebotsstreifen.

nicht nutzbare Angebotsstreifen.

Nun geht es hinab nach Dortmund-Sölde. Auch hier wurde die Fahrbahndecke saniert und dabei Angebotsstreifen, von der Politik und Verwaltung auch gerne “Schutzstreifen” genannt, auf die Fahrbahn aufgebracht. Dabei haben diese in meinen Augen gar nichts schützendes. Im Gegenteil: man muss hier sogar links neben der gestrichelten Linie fahren, weil man mit sich öffnenden Türen seitlich parkender Autos rechnen muss. Das verstehen aber viele Autofahrer nicht und werden ungeduldig. Manchmal werde ich hier angehupt, manchmal versucht man, mich durch zu dichtes Überholen (Gerichtsurteile zur Folge sollte man mindestens 1,50 Meter einhalten) zu maßregeln. Mit der Zeit legt man sich aber eine dicke Haut an und winkt freundlich zurück, wenn man durch Hupen gegrüßt wird. Achso: eigentlich sind die Schutzstreifen gar nicht vorhanden, weil nicht geräumt. Die Räumfahrzeuge halten nämlich auch einen Abstand zu den parkenden Fahrzeugen.

Wenig später bin ich auf der Köln-Berliner-Straße und fahre in Richtung B1. Hier gibt es keinen Angebotsstreifen, geschweige denn einen Radweg. Kraftfahrer haben mehr die Ampelanlage in der Ferne im Blick als den zu überholenden Radfahrer. Auch hier wird man gerne eng überholt, denn man darf ja die durchgezogene Linie nicht überfahren. – Moment! Wie jetzt? Nun auf einmal nicht mehr????  – Nein, ich verstehe es auch nicht.

Weiter geht es über den Buddenacker. Eigentlich ist dort beidseitig jeweils ein Radweg vorhanden. Jetzt ist “meiner” aber vor lauter Schnee nicht zu sehen. Nicht nur der Neuschnee liegt dort, sondern auch der abgeräumte von der Fahrbahn. Egal, fahre ich halt auf der Fahrbahn auf der Strecke außerorts, wo Tempo 50 bergab gilt, was bei Autofahrern ansich ja schon auf viel Unverständnis stößt.

freigegebener Gehweg an der Aplerbecker Straße in Höhe Halde Schleswig

freigegebener Gehweg an der Aplerbecker Straße in Höhe Halde Schleswig

Unten angekommen biege ich rechts auf die Aplerbecker Straße. Dort wurde auch erst vor kurzem ein Gehweg angelegt, der für Radfahrer in beide Richtungen freigegeben ist. Eine Nutzung, zumindest für Radfahrer, ist jetzt aber ausgeschlossen, da dort ordentlich Schnee liegt. In meine Richtung schlage ich eh das Angebot, auf dem Gehweg fahren zu dürfen danken aus und bleibe auf der Fahrbahn. Manch ein Autofahrer versteht das nicht und will mir eng überholdend, lautstark hupend und wild gestekulierend klar machen, dass ich hier auf dem Gehweg zu fahren hätte.
Erst später, bei der Zufahrt zur Halde Schleswig, befindet sich ein benutzungspflichtiger Radweg. Normalerweise zumindest. Heute ist er auch nicht geräumt und ich darf ganz offiziell auf der schnee- und eisfreien Hauptfahrbahn fahren.

Nach ungefähr 40 Minuten Fahrzeit bin ich dann an der Firma angelangt. Nun wird erstmal schön warm geduscht, um die Durchblutung wieder in Schuss zu bekommen, was aber nicht heißen soll, dass ich unterkühlt bin. Nein, ich habe sogar leicht geschwitzt, zumindest am windgeschützten Rücken. Na gut, die Fingerkuppen und Zehen könnten wärmer sein, aber es ist nicht soo schlimm, wie man meinen mag. Obwohl, oder gerade weil bei mir zwischendurch mal Gedanken aufkamen, warum ich mir das antue, bin ich wieder einmal richtig stolz auf mich. Radfahren macht frei, die Lunge und die Gedanken.

benutzungspflichtiger Geh-/Radweg an der Umgehung Asseln

benutzungspflichtiger Geh-/Radweg an der Umgehung Asseln

Warum ich mir das antue? Ganz einfach: das ist kein “Antun”, das ist für mich eine Lebenseinstellung. Alle Wege werden soweit möglich mit dem Rad erledigt und somit spare ich Sprit, verpeste nicht die Umwelt, verstopfe nicht die Straßen und bleibe gesund. Als Nur-Autofahrer hatte ich mindestens 5 dicke Erkältungen im Jahr und musste teilweise sogar “krankfeiern”, im letzten Jahr war es nur eine und da habe ich das Pedelec meiner Frau genommen.

Das war am Montag. Die Bilder habe ich am Freitag aufgenommen. Seither gab es keinen Neuschnee und man sieht, wie emsig man in Dortmund dabei ist, Geh- und Radwege schnee- und eisfrei zu bekommen. Hauptsache, die Autos dürfen auf geleckten Straßen fahren!

Über Karsten Obrikat

Ich bin erst recht spät wieder auf das Radfahren zurück gekommen, indem ich einfach einmal aus Lust und Laune ausprobieren wollte, mit dem Fahrrad zur 13km entfernten Arbeitsstelle zu fahren. In den letzten Jahren ist aus diesem einem Mal gleich eine Weltanschauung geworden. Denn mittlerweile fahre ich jede Fahrt zur Arbeit mit dem Rad. Auch den Wocheneinkauf erledige ich mit Fahrrad (hier nehme ich dann das Pedelec) und Anhänger. Aber auch Radurlaube stehen mindestens ein mal im Jahr auf meinem Programm.
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7 Antworten zu Einmal zur Arbeit bitte!

  1. Mirco D. sagt:

    Hallo Karsten,

    da kommt mir vieles bekannt vor und Respekt für das “Antun”.
    Ich fahre auch fast täglich die rund 15 Km von Witten nach Hagen zur Arbeit, aber ich kann geschätzte 80% des Weges an der Ruhr entlangfahren. Das ermöglicht eine recht entspannte Fahrt. Nur die letzten Meter durch Hagen sind eher zum Abgewöhnen, da muss man leider durch.
    Ich tummele mich aktuell ein bisschen in den diversen Foren da mein geschätzter Ruhrradweg so hoch zugeschneit ist, dass das Befahren meine durchaus vorhandenen sportlichen Ambitionen übersteigt, mal davon abgesehen, dass mir grade morgens auch die Zeit fehlt. So muss ich den Weg also komplett auf der Straße zurücklegen. Ich dachte es wäre nicht so schlimm, da auch die unentspannteren Autisten (schönes Wort auch hier im Forum gelernt) einsehen würden dass die zugeschneiten “Radwege” nicht benutzbar sind. Aber Pustekuchen! Ich werde zwar nicht so oft Angehupt oder Bedrängt wie ich es bei anderer Witterung und vorhandener Radwegänlicher Zumutungen erwarten würde, aber einige Spezialisten finden sich immer und das macht mich wütend. Denn über die zumutbarkeit von Radwegen kann man ja noch Streiten, obwohl ich den Eindruck habe, dass kaum ein Autofahrer weiss was er da verlangt, wenn er den sogenannten Radweg “empfiehlt”. Nein, wenn der “Radweg” hoffnungslos zugeschneit ist (oder auch mit dem Räumgut verschüttet) kann ich nur auf der Staße fahren und diejenigen die mir das abstreiten legen diese unglaublich Stumpfe: “Die Straße ist fürs Auto da und wo die Radfahrer bleiben ist deren Problem” Mentalität an den Tag. Das darf man ja auch denken, ist ja auch ein freies Land hier, ich denke auch so einiges über solche Leute, das Problem ist dass sie auch handeln. Jeder Radfahrer weiss was für ein “Vergnügen” es ist, wenn man mit gefühlten, manchmal sogar tatsächlichen 10 cm Abstand überholt wird. Das macht mich im Moment echt fertig, musste ich mal loswerden.
    Freue mich aufs Tauwetter und wünsche weiterhin Gute Fahrt bei allen Wetterlagen!

    • Karsten Obrikat sagt:

      Hallo Mirco,

      ich fahre schon eine ganze Weile mit Warnweste, seit einiger Zeit jene, welche im ADFC-Shop zu erwerben ist. Darauf aufgedruckt ist ein Piktogramm, welches zur Einhaltung des Mindestabstands von 1,50 Metern aufruft. Vielleicht liegt es daran, dass ich mittlerweile seltener zu dicht überholt werde!? Vielleicht lesen sie ja die Weste, wenn sie hinter mir herfahren müssen, weil ich mittig der Fahrbahn radele?

      Ich muss aber sagen, dass sich die Autofahrer bei diesem Wetter allgemein viel rücksichtsvoller mir gegenüber zeigen, wenn ich statt auf dem vereisten Radweg die Fahrbahn benutze. In den letzten zwei Wochen wurde ich kaum in Bedrängnis gebracht und überhaupt nicht angehupt.

      • Mirco D sagt:

        Hallo Karsten,

        es ist wieder Frühling, zumindest gefühlt. Regenfahrten machen mir nichts aus aber ich habe schon lange keine mehr so sehr genossen wie heute Morgen. Der Weg ist wieder frei und als Bonus gabs Rückenwind ;)

        Zum Thema: Die Warnweste habe ich nicht gefunden, meinst Du die hier:

        ? Das Piktogramm ist nicht erwähnt, sollte man aber tun, ich finde das ist eine gute Sache.

        Das mit dem eng überholen ist so eine Sache. Ich bin das von den Fahrten durch Hagen ja durchaus gewohnt. Wenn jemand mich eng überholt hat das im allgemeinen drei Gründe:

        1. Es ist eng und man fährt vorsichtig knapp vorbei, das ist nicht immer schön aber nachvollziehbar.

        2. Der Fahrer merkt gar nicht was er da tut. Ich glaube das kommt öfter vor als man denkt. (ich habe mal nach einer sehr knappen Überholaktion eine Fahrerin an der Ampel angesprochen – zum glück halbwegs freundlich – und die fiel aus allen Wolken und meinte sie wäre Jahrelang Roler gefahren und weiss genau wie blöd es ist so überholt zu werden). Was soll man da sagen? Ist menschlich aber hinterlässt ein komisches Gefühl wenn die Leute nichts mehr merken.

        3. “Strafaktionen”. Merkt man auch am folgenden Verhalten. z.B. wenn der Wagen danach demonstrativ extrem weit rechts fährt. (Meist nur ein kurzes Stück, dann fährt er wieder wie ich mit gesundem Abstand zum Bordstein)

        Das sind, wie gesagt, die leider “normalen” Vorgänge im Verkehrsgeschehen. Was mir zu schaffen macht sind die wenigen die auf solche Aktionen selbst unter den extremen, winterlichen Bedingungen nicht verzichten können. Wenn schneematsch auf der Straße liegt können sowohl PKW als auch Radfahrer leicht die Kontrolle verlieren. Ob ich Spikes an den Rädern habe können die Kraftfahrer nicht wissen, Sie müssen also davon ausgehen, dass ich noch rutschiger unterwegs bin als sie. Im Schneematsch helfen die Spikes ja auch nichts, da trifft es sogar zu. Ich schreib´ schon wieder Romane, sorry.
        Kurz: einiges was mir in den letzten Wochen passiert war echt gefährlich, meine ich und geht über die “normale” Rücksichtslosigkeit hinaus.

        Hallo Sascha:
        Mit dem Laufen liebäugel ich ja schon seit einer Weile, früher stand ich damit eher auf dem Kriegsfuß. Mal sehen was wird…

        Gruß
        Mirco

  2. Sascha sagt:

    Ich fahr auch seit 3 Jahren die 22km zur Arbeit.
    Zuerst wurde ich deswegen für verrückt erklärt, dann war es normal.
    Dann fing ich an die Strecke zu Laufen und wurde wieder für verrückt erklärt.
    Auch daran hat man sich nun gewöhnt.
    Laufen ist auch super bei Schnee und Eis. Mit dem Rad ist man dann auch nicht viel schneller und zu Fuß ist man einfach leichter und freier. Außerdem gibt es bei Minusgraden keinen nervigen Regen. Probiert es mal aus :-)

    Meine Erfahrungen mit dem PKW-Verkehr sind übrigens relativ positiv. In den 3 Jahren wurde ich vielleicht 4-5 mal angehupt oder eng überholt und dann gibt’s eben gleich den Stinkefinger von mir und gut ist. Wirklich gefährliche Situationen hatte ich noch nicht.

    Gruß
    Sascha

  3. Johannes Kötter sagt:

    Ich kann den Ärger 100% nachvollziehen.

    Ich war neulich zum Bergwandern in der Schweiz und wollte mit kurzen Hosen und Turnschuhen einen Wanderweg entlanggehen, aber der war völlig vereist und mit Schnee bedeckt und nicht geräumt, und das kurz nach Weihnachten, wo sich normalerweise viele Touristen in der Region aufhalten (OK die meisten zum Skifahren, aber egal).

    Da beschwerte ich mich beim lokalen Tourismusverband, dass der Wamderweg nicht geräumt ist, und die sagten mir, das machen sie nicht, da sonst niemand wandern wolle .”Man solle sich eben auf die Bedingungen einstellen und ggfs. seine Aktivitäten an die Gegebenheiten des Wetters, den Prioritäten der Gesamtheit, der vorhandenen Zeit von Arbeitskräften und der Kostensituation einstellen, wenn man seinen Tag plant.” Ich fand das unerhört, und entgegnete die Landebahn am Flughafen in Zürich wird für den Flugverkehr doch auch geräumt, wieso dann nicht dieser Wanderweg, noch dazu wo er so steil ist und bekam leider keine Reaktion !!

    Ja, die Welt ist wirklich ungerecht – alle, die ständig die Opferrolle annehmen, müssen wirklich zusammenhalten.

    • Karsten Obrikat sagt:

      Nichts für ungut, aber das Bergwandern hat mit dem Alltagsradfahren nicht viel gemeinsam, außer nicht geräumten Wegen vielleicht.

      Das Ziel vieler Aktiven in der Radverkehrspolitik ist es, das Radfahren im Alltag über das ganze Jahr als selbstverständlich zu implementieren. Dazu muss es dem geneigten Radfahrer so einfach wie möglich gemacht werden, ohne gleich sein Fahrrad unbedingt mit Spikes und Schneeräumschild ausstatten zu müssen. Derzeit ist es uso, zuerst die Bahnen für den Kraftverkehr zu räumen, Geh- und Radwege stehen in der Priorität ganz hinten an. Oftmals werden sogar verkehrsberuhigte Zonen eher geräumt als die Hauptrouten des Radverkehres. Das gilt es zu kritisieren und abzustellen, ansonsten bekommen wir nicht mehr Leute raus aus der Blechdose und rauf aufs Fahrrad.

      Worauf ich persönlich verzichten kann, sind geräumte Angebotsstreifen, da ich zum Beispiel an der o.g. Stelle eh konsequent links davon fahren muss.

  4. Roland Böhlecke sagt:

    Ich fahre seit ca. 12 Jahren konsequent mit dem Rad zur Arbeit, bei jedem Wetter. Dank Nabendynamo und LED-Beleuchtung immer mit Licht. Helle Klamotten verstehennsich von selbst. Nach meiner Erfahrung werden Radwege, wenn vorhanden zum parken missbraucht, fährt man dann zwangsläufig auf der Fahrbahn wird gedrängelt, gehupt und dicht vorbeigefahren. Die Neuerungen der StVO in bezug auf die Benutzungspflicht ist den meisten Kraftfahrern nicht geläufig. Ich wurde bereits mehrmals von der Polizei angehalten, immer mit der Frage “Sie wissen was sie hier falsch machen?”. Da half dann höflich bleiben und nett um eine kostenpflichtige Verwarnung bitten. Erfolgsquote 100%. Ein aufklärendes Gespräch hatte immer Einsicht seitens der Ordnungshüter zur Folge. Seit knapp 1 1/2 Jahren fahre ich mit Kamera, wer mir gar zu dicht auf den Pelz rückt muss mit Post vom Ordnungsamt rechnen. Die Geldbuße beträgt gerade mal 30€. Trotz des Ärgers bringt mich nichts dazu auf meine Fahrten zu verzichten. Dank Spikes macht es im Winter auf Eis manchmal sogar doppelt Spass, Wo andere rutschen und schlittern lege ich dann gern noch mal ne Schippe drauf, aber nur wenn Platz ist.
    Schutzstreifen verdienen ihren Namen in keiner Weise, sie zwingen einen förmlich an den Rand oder die Türzone.

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