Kay Nehm disqualifiziert sich

Kay Nehm (71), Präsident des Verkehrsgerichtstages, hat sich disqualifiziert.

Mit der Behauptung “Kaum ein Radler fährt mit vorgeschriebener Beleuchtung, kaum ein Radler kümmert sich um Fahrtrichtung oder Ampeln” hat er sich als bester Kumpel unseres Rüpel-Radler-Spezialisten Ramsauer zu erkennen gegeben und zugleich bewiesen, dass man doch zuerst denken und dann reden sollte.

Wenn er rrecht hätte müssten über 90 % der Radler notorisch rote Ampeln ignorieren, alle Einbahnstraßen – die für Radfahrer sowieso freigegeben gehören – in falscher Richtung benutzen und grundsätzlich ohne Licht fahren – trotz Nabendynamo, LED-Licht und Sensorautomatik.

Herr Nehm hat richtig erkannt: “Die Folgen träfen gesundheitlich zwar die Radfahrer selbst, finanziell hafte aber oft der unaufmerksame Autofahrer.”

Damnach sind also alle Radfahrer mit der Absicht unterwegs, schnellstmöglich ins Krankenhaus zu kommen?

Herr Nehm sollte vielleicht er für Leute mit mehr Vernunft Platz machen.

(Bericht z.B. auf www.waz.de:Rüpel-Radler sollen strenger bestraft werden“)

Über Klaus Kuliga

Seit 33 Jahren Arbeit an demselben Projekt: Aus Bochum eine fahrradfreundliche Stadt machen. Eine fahrradfreundliche Stadt ist eine Einladung zum Rad fahren. Immer, überall, für jeden.
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6 Antworten zu Kay Nehm disqualifiziert sich

  1. Karsten Obrikat sagt:

    Ohne die Verfehlungen der sog. “Rüpelradler” verteidigen zu wollen stelle ich mir die Frage, ob die “unaufmerksamen Autofahrer” nicht die größere Gefahr darstellen.

  2. Der WDR berichtet heute als Reaktion auf Nehms Äußerung, dass Horst Schulze, Abteilungsleiter “Verhalten und Sicherheit im Verkehr” der Bundesanstalt für Straßenwesen in Bergisch Gladbach und Arbeitskreisleiter “Aggressivität im Straßenverkehr” auf dem Verkehrsgerichtstag, festgestellt hat: “Bei der Aggressivität stehen nicht die Radfahrer, sondern die Autofahrer an erster Stelle.” Auch der Leiter der Unfallforschung im Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Siegfried Brockmann, weist darauf hin, dass “Rüpelradler” nur in seltenen Fällen Unfälle verursachen. Ebenso kritisierten der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR), der ADFC und auch das NRW-Innenministerium Nehms Ansichten.

    In einer Podiumsdiskussion, die heute stattfand, konnte die stellvertretende ADFC-Bundesvorsitzende Sabine Kluth Nehm sogar dazu bewegen, seine pauschalen Aussagen über Radfahrer stark zu relativieren.

    Siehe auch: ADFC Pressemitteilung

  3. Andreas Domanski sagt:

    Auch die Rheinische Post hat die Rüpel-Radler-Meldung aus Goslar aufgegriffen:
    http://www.rp-online.de/auto/news/experte-stellt-ruepel-radler-an-den-pranger-1.3146404

    Zweifellos ist Fahrradfahren ohne Licht kein Kavaliersdelikt. Wer über die (nicht von der Hand zu weisende) Gefährdung des Autoverkehrs durch Radfahrende ohne Licht referiert, darf aber die vielfach größere Gefährdung von Fahrradfahrern durch den Autoverkehr und insbesondere durch den Lkw-Verkehr in den Städten nicht unerwähnt lassen.
    Auch die Argumentation, dass ein verschärfter Bußgeldgatalog Vielfahrer benachteiligt, ist scheinheilig: Sollen Vielfahrer etwa eine Punktebonus bekommen? Mein persönlicher Eindruck ist, dass gerade Vielfahrer (aus ihrer Sicht wohlkalkulierte) Regelverstöße wie Geschwindigkeitsübertretungen, Überholen mit zu geringem Abstand oder Abbiegen ohne Blinkzeichen begehen.

  4. Peter sagt:

    Der Hellweger Anzeiger hatte gestern einen ganzseitigen Artikel (leider nicht online) gebracht. Dort wurde die Eröffnungsrede als Forderung des Verkehrsgerichtstag verkauft und fröhlich der Ton von Nehm aufgegriffen. Ich mal einen Leserbrief geschrieben. Bin gespannt, ob ich ihn in der Zeitung lese.

    Sicher, wenn der Präsident des Deutschen Verkehrsgerichtstag, Herr Nehm, auf unterstem Stammtischniveau gegen Radfahrer hetzt, ist das schon eine Meldung für eine Zeitung. Warum der Hellweger Anzeiger sich aber gleich ganzseitig auf den gleichen Niveaulimbo einlässt, bleibt wohl sein Geheimnis. Da wird in einem Artikel, der zu 2/3 vom Autoverkehr handelt, durch die Überschrift und das dazugehörige Foto der Eindruck erweckt, dass die Radfahrer, und zwar fast alle, das Hauptproblem wären. Der angeschlagene Ton ist im Artikel dann auch entsprechend. Man muss schon sehr genau lesen um herauszufinden, dass es sich um die in der Eröffnungsrede vorgetragenen Privatmeinung eines einzelnen Herrn und keineswegs, wie im Anrisstext geschrieben, um eine Forderung des Verkehrsgerichtstages handelt. Dass der Hellweger Anzeiger das besser kann, hat er im Unnaer Lokalteil oft genug bewiesen. Dort finden sich gelegentlich recht fundierte und differenzierte Artikel zum Thema Radverkehr.

    Um die Sache mal wieder ins rechte Licht zu rücken: Ich fahre täglich Fahrrad und ich bemühe mich dabei alle Verkehrsregeln zu beachten. So wie wohl die meisten Verkehrsteilnehmer auch. Nach meiner Beobachtung gibt es natürlich auch Radfahrer die ohne Licht im Dunkeln fahren. Aber zählen sie mal wirklich nach und setzen das ins Verhältnis zu den ordnungsgemäß beleuchteten Radfahrern. Sie werden sich wundern. Oft genug sieht man in letzter Zeit sogar Radfahrer, die zusätzlich noch eine reflektierende Warnweste tragen.
    In meiner Wahrnehmung sind Verkehrsrüpel ausschließlich Autofahrer. Da wird gerast, mit zu wenig Abstand überholt, bei Rot gefahren , geschimpft, bedrängt und geschnitten. Nur Autofahrer! Immer! Und oft!
    Das meine Wahrnehmung sich fast ausschließlich auf Autofahrer bezieht, hat allerdings damit zu tun, dass ich überwiegend mit dem Rad unterwegs bin. Wenn ich durch andere Verkehrsteilnehmer gefährdet oder behindert werde, sind es also logischerweise immer Autofahrer und ich erlebe nie den Fall, dass Radfahrer Autofahrer absichtlich oder unnötig behindern.
    Könnte es umgekehrt also sein, dass Herr Nehm seine eigene verzerrte Wahrnehmung als Autofahrer unreflektiert in die Öffentlichkeit posaunt hat? Interessant an Herrn Nehms Wahrnehmung ist in diesem Zusammenhang auch, dass er zwar drakonische Maßnahmen gegen Radfahrer fordert, aber andererseits die Punkteregelung für Autofahrer als ungerecht bezeichnet, da Vielfahrer ganz schnell aus Unachtsamkeit 8 Punkte sammeln könnten. Ich glaube, ich möchte diesem Herrn lieber nicht auf der Straße begegnen. Wer es schafft, in zweieinhalb Jahren 8 Punkte anzusammeln ist ein Raser und hat es nicht besser verdient (Auch Rotlichtverstöße und andere Verstöße sind oft auf zu hohe Geschwindigkeit zurückzuführen). Da gibt es nichts zu relativieren. Wer diese 8 Punkte wirklich aus Unachtsamkeit ansammelt, sollte sich vielleicht überlegen, ob er das Auto besser stehen lässt um seine Mitmenschen nicht durch ständige Unkonzentriertheit zu gefährden.

    Momentan ist es ja recht beliebt geworden allein die Radfahrer als die großen Missetäter darzustellen. Das Problem ist aber, dass die Minderheit aggressiver Autofahrer, die meinen, ihr Auto als Waffe benutzen zu dürfen, sich durch solche Artikel noch bestätigt fühlt. Abgesehen davon ist es eine Beleidigung für einen großen Teil der Radfahrer, die einfach nur ihr Recht wahrnehmen, sich frei im Straßenverkehr zu bewegen und sich dabei weitgehend regelkonform verhalten.
    Vom Hellweger Anzeiger erwarte ich, dass er sich für solche billigen Stammtischparolen zu schade ist. Berichten sie über Verkehrserziehung, Blitzmarathons, Fahrradkontrollen vor Schulen oder was der Polizei sonst noch an sinnvollen Maßnahmen zur Verkehrsüberwachung und -schulung einfällt, aber lassen sie Vorurteile und Pauschalisierungen da, wo sie hingehören: Am Stammtisch.

  5. Alfons Krückmann sagt:

    Dass die Äusserungen des Herrn Nehm nicht zu seinem sofortigen Rücktritt führen spricht wohl für sich, bzw. für die gegenwärtige Ausrichtung der meisten mit dem Verkehr befassten Institutionen und Medien.

    Was mich allerdings wundert ist die verbreitete Hinnahme der immanenten Prämisse, dass es vor allem die Unfälle seien, die eine Gefährdung für die Menschen darstellten.
    Dies stimmt mit den Fakten nicht im Entferntesten überein. Die durch Unfälle Getöteten und Verletzten stellen nur einen Bruchteil der Opfer des automobilen Verkehrs dar. Die Wirkungen der hochtoxischen Abgase und der Lärmemissionen werden konsequent unter den Teppich gekehrt. Stattdessen sollen wir uns empören über die Arroganz der rüpelnden Radfahrer, welche mit dem Gefühl “moralischer Überlegenheit” unterwegs seinen.

    Dem gilt es entgegenzuargumentieren:

    der Radverkehr ist nicht “moralisch” sondern faktisch überlegen.
    Autoverkehr tötet nicht hauptsächlich durch Unfälle, sondern durch den “Normalbetrieb”.

    Der ganze “vision Zero”, Helm und Warnwestenzauber funktioniert hauptsächlich als Ablenkung von den viel gravierenderen Schäden der unfallfreien Auto-Normalität, bzw. Mortalität.
    Die Taktik der Autolobby ist dabei so einfach wie erfolgreich: Ideologietransport durch Themensetzung und Nebelkerzen.

    Die WHO geht von 70.000 Feinstaubtoten in Deutschland pro Jahr aus, die Lärmtoten liegen womöglich in ähnlicher Größenordnung. Die vielen chronisch Erkrankten sind nicht eingerechnet. Auch wenn nur 1/3 direkt dem MIV zuzurechnen wäre, sind die gegenwärtig 3.000 – 4.000 Unfalltoten eine bedauerliche, vermeidbare, aber letztlich zahlenmässig marginale Größe.

    Selbst der Rüpelradler rettet Menschenleben, eben weil er nicht Auto fährt.
    Oder anders formuliert: lieber 80 Mio. Kampfradler als 40 Mio. disziplinierte Autofahrer.

    Kurzum:
    Bei allem Verständnis für die Sehnsucht nach unfallfreier Mobilität: Der Verkehrssicherheitslobbyismus ist zu einem der effektivsten Marketinginstrumente der Automobilindustrie geworden.

  6. A. Leven sagt:

    Liebe Leute,

    habt doch ein bischen Verständnis für unseren ehemaligen Generalbundesanwalt. Der Mann spricht schließlich aus eigener Erfahrung. 2001 zog er sich bei einer Fahrt mit einem Klapp-Tretroller in seiner eigenen Behörde einen Oberschenkelhalsbruch zu (s. http://www.schwaebische.de/home_artikel,-Generalbundesanwalt-bei-Dienst-Fahrt-mit-Tretroller-verletzt-_arid,155270.html, http://www.berliner-kurier.de/archiv/gefaehrliche-dienst-fahrt,8259702,8070712.html). Wenn ich mich recht an damalige Zeitungsmeldungen erinnere, war auch nach diesem Unfall bei ihm keinerlei Einsicht in sein Fehlverhalten festzustellen. Leider findet man im Netz nicht mehr viel dazu.
    Das muss man sich mal vorstellen: Da brettert einer mit einem Tretroller über den Behördenflur und gefährdet seine Untergebenen. Als Jurist wird er sicherlich gewusst haben, wo die grobe Fahrlässigkeit anfängt. Immerhin haben wir jetzt eine Rüpel-Definition aus berufenem Mund.

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