
Pedelecs bleiben wohl die einzige erfolgreiche Form der Elektromobilität. Foto: pd-f / Frank Stefan Kimmel
Der Traum der Politik, bis 2020 mindestens 1 Million Elektroautos auf den deutschen Straßen fahren zu haben, ist wohl ausgeträumt. Wie die VDI nachrichten vom 15.02.13 berichten, sind von Januar bis November 2012 weltweit (!) nur 70.000 Elektroautos verkauft worden. Mit einer Jahreskapazität von 250.000 Batterien jährlich besteht eine deutliche Überproduktion, die sicherlich nicht wirtschaftlich für die Batteriehersteller ist. Was bedeutet diese Entwicklung für das Pedelec? Dazu zwei Thesen:
- Pedelecs haben in den letzten Jahren erheblich an Marktbedeutung gewonnen. Sie werden auf absehbare Zeit die einzige erfolgreiche Form der Elektromobilität bleiben (elektrische (Straßen-)Bahnen und Elektrohybridbusse ausgenommen). Elektroautos, die ohnehin nicht die wesentlichen Probleme des Verkehrs in Deutschland lösen könnten, werden keine Rolle spielen.
- Durch die Orientierung der Automobilindustrie mit ihren gewaltigen Forschungsetats auf andere Antriebsformen wie Gasbetrieb oder Hydraulikhybride entfällt ein wichtiger Treiber für die Batterieentwicklung. Scheitern heute viele Elektroautos in der Praxis außer durch den hohen Anschaffungspreis vor allem durch ihre begrenzte Batteriekapazität und Reichweite, wird sich daran unter diesen wirtschaftlichen Randbedingungen auch in den nächsten Jahren nicht viel ändern. Fortschritte bei den Batterien wären indes auch den Pedelecs zugute gekommen, bei denen zukünftig mit leichteren Akkus größere Entfernungen gefahren werden könnten. Die durch die Automobiltechnik induzierten Impulse werden ausbleiben.
Übrigens: 2012 wurden nach Schätzungen ca. 400.000 Pedelecs bei einem Marktanteil von ca. 10% verkauft. Man geht zur Zeit von einem Bestand von ca. 900.000 Pedelecs mit steigendem Anteil aus. Das Fahrrad wird die 1 Million-Grenze bei der Elektromobilität also in diesem Frühjahr mit Leichtigkeit knacken. Der Automobilmarkt entwickelt sich hingegen völlig entgegengesetzt wie (umwelt-)politisch gewollt: Big is beautyful. Mit einem Anteil von knapp 1/6 an den Neuwagen sind SUV, die großen “StattStadt-Geländewagen”, beliebt wie nie zuvor. Das entspricht knapp 500.000 neuen SUV im Jahr 2012. Im Jahr 2020 rechnet man sogar mit einem Anteil von 1/3 bei Neuwagen. So ernüchternd sieht die Verkehrs- und Energiewende in der Realität aus.
Hallo Jan,
deinen kurzen Artikel kann ich nur voll und ganz unterstützen. Das Pedelec wird das Fahrzeug der Zukunft sein. Ich habe gestern aktuelle Zahlen zum Bestand der E – Autos in Deutschland bekommen. Zur Zeit sind knapp über 28oo !! E – Autos angemeldet. Das ist wahrlich eine lächerliche Zahl und zeigt den Stellenwert. Dagegen die Zahlen der verkauften und vor allem auch genutzten Pedelecs mit knapp 1 Million!!
Hier bei uns im Bergischen Städtedreieck ( Wuppertal, Solingen. Remscheid)gehen wir von einem Pedelecbestand von kanpp über 5000 Stück aus. Wir sind hier im Bergischen Land aber auch absolute Fahrraddiaspora bei Radverkehrsanteilen von 1-2%. Aber genau das wandelt sich durch die Pedelecs ganz massiv, weil die Topographie ihren Schrecken verliert. Bereits seit 2009 ist hier der Verkauf von Pedelecs quasi explodiert. Das “Normal-Rad” ist im Handel fast “tot”, ausgenommen natürlich der MTB, Rennrad etc.
Anfänglich waren es vor allem die Älteren die ein Pedelec gekauft haben und mittlerweile ist der Standardkäufer eher zwischen 40 – 50 Jahren. Das wandelt sich eben auch massiv.
Ich selber fahre jetzt seit März 2009 ein S – Pedelec, bin bis heute knapp 30.000km gefahren und mittlerweile haben wir in der Familie 4 Stück davon.
Aber trotz allem sehe ich das Ganze erst als Beginn einer beginnenden Mobilitätsveränderung. Wir hoffen hier in unseren topografisch schwierigen Regionen den Radverkehrsanteil in relativ kurzer Zeit zu verdreifachen und auf mittelfristig 4, 5 oder 6% Verkehrsanteil zu kommen. Der Ausbau der alten Bahntrassen zu Radwegen spielt uns da natürlich auch voll in die Karten.
Hallo Klaus,
das ändert aber nichts an den von Jan angeführten steigenden Anteil an “Stadt-Geländewagen”. Es zeigt leider die Dummheit, Ignoranz und das “Statusgehabe” der immer noch großen Mehrheit an “bequemen” Automobilisten.
Mit einem großen (in der Praxis ja nur für Förster oder Bauern notwendigen Auto) demonstriere ich auch “Macht auf der Straße” und natürlich zeige ich auch dem Nachbarn, was ich mir leisten kann. Diese Autos sind teurer und verbrauchen mehr Benzin. Scheinbar alles egal. Der Wohlstand der “Mittelschicht” ist immer noch groß….
Auch alle übrigen Autos werden ja breiter und größer gebaut (Probleme beim Parken, am Straßenrand auch für Fahrradfahrer damit ja größer).
Ich sehe also auch alles nicht so positiv, wir müssen zu radikaleren Protestformen finden…
Pingback: Mehr Fahrräder statt Elektroautos auf die Busspur! | ADFC Blog