Lernen von London

LCCDer “Londoner ADFC” namens LCC hat Anfang 1012 eine große Kampagne gestartet: “Love London, Go Dutch”. Der Durchbruch kam jetzt. Noch interessanter: Die Londoner haben von den Holländern gelernt, denn die waren in den 1970ern auch nicht besser dran als London heute.Die Londoner haben sehr gründlich recherchiert und herausgefunden, dass Radfahrer im Fahrradland Holland noch Anfang der 1970er auch nicht besser dran waren, als in England (oder Deutschland).

Der Slogan der Holländer hieß damals ‘Stop de Kindermoord’!

Hier ist ein ausgezeichnetes Video (6:28 min), das erklärt, warum die Niederlande Anfang der 1970er Jahre auch nicht anders aussahen, als England oder Deutschland:
How the Dutch got their cycle paths
. Und hier ist der zugehörige Artikel im Blog bicycledutch.

Der LCC sagt dazu (frei übersetzt):
“Bemerkenswert ist, dass das Rad fahren in den beiden Ländern eine ziemlich ähnliche Geschichte hat. Vor dem Zweiten Weltkrieg war das Fahrrad in beiden Ländern das vorherrschende Transportmittel. Erst in den 1950ern und 1960ern ging es rasant abwärts, als die Massenmotorisierung begann. Die Entwicklung verlief in beiden Ländern weitgehend parallel bis in die 1970er, als die Verkehrspolitik in ganz unterschiedliche Richtungen ging. Erst damals begannen die Verkehrsplaner in Holland mit der Umsetzung der Maßnahmen, die die Holland erst zur Fahrradnation Nr. 1 machen sollten.”

Angefangen hat in Holland, genauer gesagt in Delft, alles mit dem, was die AGFS heute Nahmobilität nennt: Die fußgänger- und fahrradfreundliche Gestaltung des Wohnumfeldes im Nahbereich: “to create large areas of people-friendly streets”.

Die Kampagne ‘Stop de Kindermoord’ begann als Schlagzeile einer großen Tageszeitung. Sehr schnell wurde aus dem Vorschlag, die Kinder mit dem Bus zur Schule zu fahren, die Idee statt dessen lieber die Ursachen der Gefahr zu beseitigen.

Ungefähr zeitgleich wurde der niederländische Radfahrerverband gegründet.

Seitdem gilt als Maxime der Radverkehrspolitik: “Mix modes of transport when possible; separate when necessary.” In Amsterdam heißt “getrennt, wenn nötig” allerdings: Radwege auf allen Straßen ab Tempo 50.

Der “ADAC” der Niederlande heißt übrigens “ANWB” und begann als Fahrradclub, wie der Name sagt: “Allgemeiner niederländischer Radfahrerverbund“. Deshalb musste sich der “niederländische ADFC” kurz nach seiner Gründung einen neuen Namen suchen und heißt seitdem “Fietsersbond”. Der Prozess in den 70ern war der Popularität nützlich …

Nachlesen:
http://lobby.ig-fahrrad.org/lessons-from-britain-2-love-london-go-dutch-the-big-ride/ (deutscher Artikel aus Wien)

Bericht in der taz vom 5.4.2013

In Englisch:
http://lcc.org.uk/pages/go-dutch

http://lcc.org.uk/pages/holland-in-the-1970s

Über Klaus Kuliga

Seit 33 Jahren Arbeit an demselben Projekt: Aus Bochum eine fahrradfreundliche Stadt machen. Eine fahrradfreundliche Stadt ist eine Einladung zum Rad fahren. Immer, überall, für jeden.
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Eine Antwort zu Lernen von London

  1. Kai sagt:

    Die Unfallzahlenentwicklung ist in Deutschland in demselben Maße rückgängig, auch ohne viel Radwege. Ausserdem ist die Zahl der Toten keinesfalls gering trotz fast vollständiger Separierung. Die Niederlande haben immer noch ca. 180 tote Radfahrer pro Jahr zu beklagen bei nur 16,7 Mio. Einwohnern. In D sind es ca. 400 Tote bei 82 Mio Menschen. Zugegebenermassen bei weit höhererem Radverkehrsanteil in den Niederlanden.

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