Neu: Fahrrad-Routing in Google Maps

Rad fahrenden Androidnutzern sei empfohlen, die Google-Maps-App zu aktualisieren. Denn die bringt seit heute für die Routenplanung in Deutschland einen Fahrrad-Modus mit, angereichert mit Daten vom ADFC. Auch die Browser-Version unter http://maps.google.de kennt ab sofort das Fahrrad als vierte Fortbewegungsart nach Auto, Bus/Bahn und Zufußgehen. Wie gewohnt wird nach Eingabe von Start und Ziel eine Route berechnet, die man sich anschauen und der man im Navigationsmodus auf dem Bildschirm oder per Sprachansage folgen kann. Ich habe mich auch bisher schon öfter von meinem aus der Hemdtasche sprechenden Handy durch fremde Stadtstraßen leiten lassen. Allerdings immer auf Hauptverkehrsstraßen und ohne den Vorteil, für Radfahrer in Gegenrichtung geöffnete Einbahnstraßen nutzen zu können. Das dürfte im Fahrradmodus besser werden – so hoffe ich doch.

Screenshot_2013-05-24-12-49-06Als eine erste Trockenübung habe ich mir eine Route vom Neusser ADFC-Büro zum Düsseldorfer Landtag ausrechnen lassen. Da ich oft zwischen Neuss und Düsseldorf pendle, kenne ich Strecke gut. Was schlägt mir Google Maps im Fahrradmodus vor? Der Screenshot zeigt ein Ergebnis, das sich sehen lassen kann. In Neuss geht es durch den Grünzug am Stadtbefestigungsgraben – verboten mit dem Auto, aber erlaubt für das Fahrrad. Weiter führt mich die App über die unvermeidliche Stresemannallee und die Südbrücke auf die andere Rheinseite. Von den zwei etwa gleichlangen plausiblen Routen wählt die App treffsicher die fahrradfreundlichere, nämlich auf dörflichen Straßen durch Hamm statt über den vielbefahrenen Südring.

Soweit schon ganz gutScreenshot_2013-05-24-12-49-34_mod. Schaut man aber im Detail nach, offenbaren sich natürlich auch Schwächen. Der zweite Screenshot zeigt in blau den Verlauf der Route durch den Neusser Rosengarten – leider ein für Radfahrer ausdrücklich (Zeichen 254) verbotener Weg. Zum Vergleich habe ich die korrekte Route in Rot eingezeichnet. Andererseits sind auch fahrradfreundliche kurze Alternativen nicht immer bekannt. Das sieht man im unteren Teil des Screenshots. Hier gibt es mit der Fietsallee am Nordkanal (rot) einen asphaltierten Weg, der kreuzungsfrei den Verkehrsknoten links im Bild unterquert. Google bietet den Radfahrern stattdessen stauanfällige Hauptverkehrsstraßen an. Kein so guter Vorschlag!

Solche Schwächen hat aber jedes neue Navigationssystem. Und Fahrradrouting ist wegen des dichten Wegenetzes anspruchsvoller als KFZ-Routing. Google weiß das natürlich und hat deshalb neben eigenen Daten auch solche des ADFC in seine Datenbank eingebaut. Das merkt man dem Dienst an, denn die Basis ist schon sehr gut. So werden auch für Radfahrer geöffnete Einbahnstraßen berücksichtigt. Um die Qualität zu verbessern, hat Google zeitgleich den Mapmaper-Dienst gestartet: http://www.google.com/mapmaker. Hier kann man als Anwender Fehler dokumentieren und weitere Wege eintragen. Das erinnert ein wenig an das Openstreetmap-Projekt, fühlt sich aber nicht so schön an. Denn anders als bei OSM sieht man aber nicht gleich das Ergebnis seiner Eingabe und erfährt auch nichts von den anderen Anwendern. Ich werde trotzdem wichtige Fehler bei Google melden, denn die Reichweite dieses Dienstes ist gigantisch. Richtig mappen kann ich aber nur bei OSM, dem Original.

Fazit: Der Fahrradmodus ist gutes neues Feature für die App, die mit zig Millonen Usern eine der meistinstallierten Apps überhaupt ist. Allein, weil er jetzt da und eingefleischte Autofahrer sehen können, dass ernsthafter Stadtverkehr auch muskelgetrieben möglich ist. Und schöner. Das kann durchaus helfen, mehr Menschen aufs Fahrrad zu locken. Vor allem in Großstädten, wo es Verleihsysteme gibt und das Fahrrad mehr und mehr die  interessante Alternative zur Taxifahrt wird. Für mich als Alltags-Faltradfahrer ist der Fahrradmodus eine echte Bereicherung. Wenn ich mit meinem Rad per Bahn in eine fremde Stadt komme, kann ich dort gleich losfahren und mich auf fahrradfreundlichen Routen zum Ziel führen lassen. Auf die Schilder muss ich dennoch achten, denn perfekt ist die App nicht.

Weitere Informationen:

Über Heribert Adamsky

Die meisten Radklilometer lege ich im Alltag zurück, viele davon in Neuss und Düsseldorf und drumherum - gerne auch in der Bahn, daher meistens mit Faltrad. Bin im Vorstand des ADFC Rhein-Kreis Neuss aktiv, mache gemeinsam mit Andreas Domanski Rad am Niederrhein. Bin auf Facebook als heribert.adamsky und für ADFC.RheinKreisNeuss unterwegs. Auf Twitter findet man mich persönlich als @sharedspace und für den Kreisverband als @adfc_kreisneuss.
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4 Antworten zu Neu: Fahrrad-Routing in Google Maps

  1. Dann muss ich wohl demnächst mal versuchen, das Fahrradrouting auch in der Kartenkomponente von http://www.adfc-nrw.de ans Laufen zu bringen…

  2. Gerd Dreßen sagt:

    Hallo zusammen,

    Eigentlich bin ich ja ein recht pragmatischer Mensch. Aber dass der ADFC sich mit dem “Reich des Bösen” verbündet, hätte ich meinen kühnsten Träumen nicht erwartet.

    Aber zur Sache, zum Thema Fahrradnavigation: ich habe jahrelang nach einer vernünftigen Fahrradnavigationssystem gesucht. Jetzt habe ich es gefunden. Und es ist nicht Google. Das Ding hört auf den Namen “komoot”, ist eine APP und funktioniert auf iPhones und Android-Smartphones. “komoot” bietet Fahrradnavigation, so wie sie sein sollte: fantastische Routen mit Sprachansage, sowie die meisten das von uns aus dem Auto kennen. Die kleine App kann aber noch mehr: sie bietet Alternativrouten und baut darin Points of Interest ein. Auch kann sie Rundkurse berechnen, wenn ich nur mal 2 Stunden Zeit habe und radeln will. Ab Herbst soll auch das so genannte redirecting funktionieren. Entwickelt wurde das Ganze vor einigen Jahren von fünf Jungs aus Potsdam. inzwischen ist “komoot” eine GmbH mit 15 Beschäftigten. Das ganze scheint zu funktionieren.

    Ich habe die App in den letzten Wochen in Mc-Pomm, Baden-Würtemberg, dem Rheinland und der Schweiz über hunderte Kilometer getestet. Ergebnis: Besser geht es kaum!

    Seitdem ich das mit Google weiß, lässt mich folgende Frage nicht mehr los: Wäre es für den ADFC nicht besser gewesen, ein deutsches Start up zu unterstützen, dass tolle Navigation für weite Teile Europas möglich macht? Eigentlich nicht zu glauben, dass man stattdessen die größte Daten-Krake der Welt mit Informationen füttert, die dann damit letztendlich Geld verdient.

    Beste Grüße und auf Antworten wartend…
    Gerd Dreßen

    • Karsten Obrikat sagt:

      Hallo Gerd,

      die Bedenken kann ich gut nachvollziehen und teile diese auch.

      Auch ich habe komoot entdeckt. Zwar nutze ich derzeit kein Smartphone, sondern ein Garmin-Outdoorgerät zur Navigation, aber auch auf dem Rechner zuhause kann man sich mit Komoot schöne Touren zusammenbasteln, diese auf das Gerät übertragen und anschließend abfahren. Man muss allerdings dabei sagen, dass Komoot kostenpflichtig ist. Nur die Karte einer bestimmten Region bekommt man kostenlos, soll es über die Grenzen jener hinaus gehen, muss man zahlen. Alle Karten zusammen kosten allerdings “nur” 30 Euro, die sich schnell amortisieren werden, wenn man komoot auch wirklich nutzt.

      Da es daneben bereits auch andere Navigations-Anbieter gibt, ist google für mich persönlich mehr als flüssig – nämlich überflüssig.

    • Der ADFC-Bundesverband teilte hierzu mit:

      “Der ADFC hält das Google-Radrouting trotz seiner noch enthaltenen Schwächen für eine sehr sinnvolle Sache, die es Radfahrern erleichtert, gute und passende Strecken für ihre Alltagswege zu finden (z. B. in fremder Stadt mit dem Fahrrad vom Bahnhof zum dienstlichen Termin, zu Unterkunft oder Startpunkt einer Radtour). Radrouting, gerade für Alltagszwecke, genauso einfach, komfortabel, selbstverständlich und „massentauglich“ zu machen wie für Auto oder ÖV, ist ein wichtiger Schritt, um das Radfahren zu fördern.” (Quelle: e-Impuls vom 31.05.2013)

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