Stehzeuge

Eine Straße voller Autos - alles Stehzeuge.

Eine Straße voller Autos – alles Stehzeuge.

Die Erkenntnis, dass Kraftfahrzeuge vor allem Stehzeuge sind, ist alt. Erfunden hat den Begriff vor etwa vierzig Jahren der Verkehrsforscher Hermann Knoflacher. Sein Buch Stehzeuge – Fahrzeuge : Der Stau ist kein Verkehrsproblem erschien 2001. Das Durchschnittsauto steht etwa 23 Stunden pro Tag. Dazu braucht es zwei Parkplätze: Einen zu Hause, einen bei der Arbeit. Und dazwischen noch ein paar andere.  Besetzt ist es durchschnittlich mit knapp 1,2 Personen. Aus Nutzungsdauer und Auslastung errechnet Knoflacher einen Nutzungsgrad von 1 Prozent.

In der Verkehrsplanung entsteht der eigentliche Konflikt zwischen motorisierten und muskelkraftbetriebenen Verkehrsteilnehmern nicht durch Fahrzeuge, sondern durch Stehzeuge. Die Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in Nordrhein-Westfalen e.V., kurz AGFS hat dazu eine lesenwerte Broschüre erstellt: “Parken ohne Ende? Eine AGFS-Broschüre zum Thema Nahmobilität und Autoparken” (Download).  Die vierzig Millionen privaten PKW in Deutschland würden hintereinandergestellt 350.000 Kilometer Fahrbahn zuparken.

Falsches Parken von Stehzeugen ist allgegenwärtig und wird mit dem allumfassenden Begriff “Parkdruck” als höhere Gewalt definiert. Die Risiken und Nebenwirkungen für Fußgänger und Radfahrer sind enorm.

“Unter den Nutzungsansprüchen an den Straßenraum stellt Parken den funktional am wenigsten notwendigen und damit am ehesten zu verlagernden Ansprich dar.” (Städte- und Gemeindebund in Nordrhein-Westfalen).

Private Autos gehören auf privaten Grund. Der Alltag sieht anders aus – auch in den Städten und Gemeinden in NRW. Ein Lösungsansatz stammt aus Japan: Vor der Anschaffung des Autos muss der private Stellplatz nachgewiesen werden.

Über Klaus Kuliga

Seit 33 Jahren Arbeit an demselben Projekt: Aus Bochum eine fahrradfreundliche Stadt machen. Eine fahrradfreundliche Stadt ist eine Einladung zum Rad fahren. Immer, überall, für jeden.
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3 Antworten zu Stehzeuge

  1. Bürger 2.0 sagt:

    Nun ja, und Fahrräder sind vor allem Stehräder…
    Wohin ich es auch stelle, im Treppenhaus ist es anderen im Weg bzw. auch nicht erlaubt, woanders wird es geklaut und wieder woanders schlecht zugänglich, so dass ich es nicht benutze.
    Nun also Pflicht für Hauseigentümer, für bessere Fahrradstellplätze zu sorgen? Wenn, dann aber bitte mit Steckdose!

  2. Bochumer Radler sagt:

    Ist das nicht langweilig; das gleiche Thema mit anderer Überschrift (Parken oder Leben 15.12.2012)
    Ich verstehe auch Eigentümer von Fahrzeugen nicht, die verbotswidrig parken. Sie sind rücksichtslos gegenüber Mitmenschen. Parken von Fahrzeugen im öffentlichen Raum wird von einer großen Mehrheit der Bevölkerung akzeptiert. Muss die Gesellschaft sich Minderheiten anpassen?
    Warum nicht mit kleinen Schritten anfangen. Ich kenne eine neue Aktion in Gelsenkirchen: Gut Gemischt Mobil. Dort entwickeln Fachleute und Bürger ein Konzept für zukunftsfähige Mobilität. Mobil sein, aber dabei öfter mal das eigene Auto stehen lassen. Daran will die Kampagne Gut Gemischt Mobil arbeiten.
    Bei den extremen Ansichten des Verfassers (ADFC Vorstand Bochum) und den Auffassungen einiger Ratsfraktionen in Bochum scheinen aber kleine Schritte, wie in Gelsenkirchen und anderen Städten, nicht möglich zu sein.

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