Es gibt wenige Dinge, die der Mensch im Allgemeinen und der Deutsche im besonderen als von Gott gegeben akzeptiert. Selbst der Papst, egal wie er nun heißt und wie viele es gibt, wird hinterfragt. Allerdings scheint es noch immer eine Institution zu geben, der man einfach glaubt, da sie sich einen derartigen Namen erworben hat, der einfach dazu einlädt die Augen zu schleißen und blind alles zu glauben, was monatlich wieder im aktuellen, grundsätzlich von Steuergeldern finanzierten, Test-Heft proklamiert wird: die Stiftung Warentest.

Pedelec in Aachen (c) by Bernd Seidl
Da dieses Konsortium an Personen, die wohl alles wissen oder herausfinden können, auch zum wiederholten Male Elektrofahrräder getestet hat, scheint es wiedermal Zeit zu sein, sich mit dem aktuellen „Test“ auseinander zu setzen. Wollen wir doch einmal sehen, was dem fachkundigen Leser alles auffällt, schließlich war dem wahren Experten bereits beim letzteren Test so manches aufgefallen, was doch stark zum Nachdenken anregte.
Zunächst fällt auf – wie im letzten Jahr – dass der Test zusammen mit dem ADAC durchgeführt wurde. Dies mag zunächst verwundert, als dass der ADAC nicht gerade als Kompetenz auf dem Bereich der Elektrofahrräder gilt und eben auch kein ausgewiesener Freund von nicht verbrennungsmotorbetriebener, zweirädriger Fahrzeuge bekannt ist. Schon im letzten Jahr wurde beim Test wohl auch auf die finanzielle Unterstützung des ADAC zurückgegriffen, bei dem für die Gattung der Pedelecs ein sehr schlechtes Gesamtzeugnis ausgestellt wurde. Ein Schelm, wer hier Böses denkt. Es sei angemerkt, dass der ADFC keine Autos in seinen Magazinen testet, wobei sich wohl jeder denken kann, wieso dies so ist.
Neben den nebulösen Grundvoraussetzungen des diesjährigen Tests sei noch folgendes im Detail erwähnt, worauf der unbedarfte Leser hingewiesen werden soll:
Der Titel des Tests lautet „Das Risiko fährt mit.“ Schon daraus ist abzuleiten, dass es hier um Panikmache gehen wird. Verbraucher werden jedenfalls verunsichert. Ob eine solche Überschrift wirklich angemessen ist, sei dahingestellt.
Es werden ausschließlich Räder mit Tiefeinsteigerrahmen getestet. Bei fast allen Rädern kommt man zum Ergebnis, dass die Rahmen nicht steif genug sind. Ob allerdings alle Nutzer tatsächlich regelmäßig mit viel Gepäck auf Tour gehen, wird nicht berücksichtigt. Zumal Diamantrahmen nicht im Test vorkommen, die meistens verwindungssteifer sind.
Sinnvoll wäre es zudem gewesen die verschiedenen Räder in Nutzerklassen einzuteilen. Bei Autotest werden schließlich auch keine Familienfahrzeuge mit Sportwagen verglichen. Somit wurden Äpfel mit Birnen verglichen.
Die „Testfahrten“ haben wohl allesamt bzw. größtenteils im Labor stattgefunden. Ob diese Tests aber wirklich aussagekräftig sind, ist nicht nachzuvollziehen. Die Stiftung Warentest verweist darauf, dass sehr umfangreiche Tests durchgeführt wurden. Die Sinnhaftigkeit wird aber nicht beleuchtet.
Viele Worte werden darauf verwendet, dass Pedelecs CB-Funk stören könnten, oder von CB-Funk gestört werden könnten. Für den Nutzer dürfte dies allerdings nicht von derart großer Bedeutung sein, auch wenn man tatsächlich einmal darauf hinweisen sollte.
Es werden brechende Lenker, Rahmen und schwache Bremsen dargestellt. Lenker können jedoch an normalen Fahrrädern genauso brechen. Dies ist kein spezifisches Problem von elektrisch unterstützen Fahrrädern. Bei dem gebrochenen Rahmen waren an besonders beanspruchten Stellen Löcher für Kabel vorgesehen. Dies dürfte genauso problembehaftet sein bei einem normalen Fahrrad.
Schwache Bremsen finden sich leider auch an vielen normalen Rädern. Dass V-Brakes allerdings grundsätzlich schwach sind, kann nicht unterschrieben werden, da es eigentlich auf das Zusammenspiel von Felge und Bremsgummi ankommt. Wenn diese Mischung nicht passt, packt die Bremse schlecht – wiederum also per se kein Problem von Elektrofahrrädern.
Die Haptik von Rücktrittbremsen wird zudem bemängelt. Allerdings wünschen sich viele Kunden gerade diese Bremsenart, die eben naturgemäß auch Nachteile mit sich bringt.
Seitenläuferdynamos werden als altertümliche Stromlieferenden beschrieben. Auch, wenn Stand der Technik Nabendynamos sind, lässt sich bei Frontmotoren der Strom gesetzeskonform nicht anders generieren. Demnach werden die Hersteller für ihre Gesetzestreue im Test abgewertet.
Letzten Endes wird das Kreidler Vitality, welches im letzten Test eines der besten Räder war, diesmal als eines der schlechtesten beschreiben, obwohl die Mitbewerber nicht besser geworden sind.
Bitte machen Sie sich also ein eigenes Bild, was vom betreffenden Test zu halten ist. Eine kritische Auseinandersetzung wirft leider viele Fragen über die angewandten Methoden und Aussagen auf. Bei Fragen rund um das Thema der Elektrofahrräder können Sie sich gerne an den Autor wenden.
Pedelec-Test fair oder unfair?
Der aktuelle Test der Stiwa zu Pedelecs, der von ihr mit finanzieller Unterstützung des ADAC durchgeführt wurde, hat hohe Wellen geschlagen.
Verbraucher sind entsetzt über das schlechte Ergebnis, Hersteller zweifeln die Testverfahren an und die Landesämter wachen auf und kündigen erstmals Kontrollen besonders bei Importware an.
In der Branche wird schon lange gemunkelt, dass Ware aus Asien entweder mit gefälschtem CE-Zeichen oder gleich ganz ohne in den deutschen Markt gelangt und Produkt- und Sicherheitsmängel aufweist. Mit der CE-Kennzeichnung erklärt der Hersteller oder Importeur in eigener Verantwortung, dass sein Produkt den geltenden Anforderungen in der EU genügt. Die Prüfung führt er selber durch.
Wie bei jedem Test der StiWa trifft sich im Vorfeld ein fachkundiger Beirat, dem jeweils Vertreter der Industrie, Verbraucher- und Herstellerverbände, Prüfinstitute und weitere Fachleute angehören. Die Beiratsmitglieder werden vorab zur Verschwiegenheit verpflichtet. Bei Tests im Bereich Fahrrad ist der ADFC üblicherweise vertreten. Im Beirat werden die Testverfahren besprochen; alle Teilnehmer können sich aktiv einbringen. Bis jetzt habe ich nicht gelesen, dass beim Pedelectest die Herstellerseite Widerspruch gegen die Testbedingungen geäußert hätte.
Andererseits gibt es immer wieder Kritik, die Prüfungen der StiWa seien zu streng. Ziel der StiWa scheint es zu sein, in jedem Fall deutliche Qualitätsunterschiede der getesteten Produkte darstellen zu können. Beim Test der Pedelecs hatte man teils strengere Kriterien als in den einschlägigen Normen festgelegt, weil man die Normen für nicht ausreichend hält. Außerdem vertritt die StiWa den Ansatz, dass man immer das Gesamtprodukt testet und nicht die einzelnen Komponenten. So kann die gleiche Bremse an unterschiedlichen Rädern eine ganz unterschiedliche Bewertung erhalten. Das ist nachvollziehbar, da die Art der Felge und die Verlegung der Züge zu unterschiedlicher Bremsleistung führen können.
Die Behauptung des Landesministers Guntram Schneider, dass sich seit 2012 Unfälle aufgrund technischer Mängel mit den sogenannten Pedelecs25 gehäuft hätten, kann der ADFC nicht bestätigen. Der Landesverband NRW hat konkrete Zahlen angefragt.
Einige Hersteller schreiben in eigenen Pressemitteilungen, ihnen seien bei ihren mit mangelhaft getesteten Modellen entsprechende Schadensbilder nicht bekannt. Die meisten der langsam gondelnden Wochenendstromradler überhole ich mit meinem stromlosen Rad locker. Ich kann mir daher sehr wohl vorstellen, dass diese Räder weder die von der StiWa zugrunde gelegten 20.000 km je erreichen, noch dass sie entsprechend des Testaufbaus belastet werden. Die Versagensfälle werden also vermutlich erst in einigen Jahren auftreten.
Beim elektromagnetischen Störverhalten wird von der StiWa bemängelt, dass einerseits der Polizeifunk durch die Motorelektronik der Pedelecs gestört wird und andererseits durch den CB-Funk die Motoren der Pedelecs schlicht lahmgelegt wurden und im Extremfall auch nicht mehr zum Laufen gebracht werden konnten.
Beim ADAC finden sich detailliertere frei zugängliche Infos zum Test als bei der StiWa:
http://www.spiegel.de/reise/aktuell/pedelecs-schlechte-noten-von-stiftung-warentest-und-adac-a-902387.html
Der Leiter der StiWa, Dr. Brackemann rechtfertigt ausführlich die Testmethoden:
http://www.test.de/presse/pressemitteilungen/E-Bikes-9-von-16-Pedelecs-fallen-durch-4544721-0/
Der ADFC kommentiert:
Die PM der Landesregierung:
http://www.nrw.de/landesregierung/schneider-gefaehrliche-pedelecs-muessen-aus-dem-verkehr-gezogen-werden-14477/
Ich kann mir nicht vorstellen, dass der ADFC in irgendeiner Form beteiligt war. Zumal der ADFC im Allgemeinen nicht gerade die Kompetenz in Sachen Elektrofahrrad ist. Diese bezieht sich eher auf vereinzelte Mitglieder…
Der Verein Extra Energy, welcher wohl eine der Kompetenzen in der Szene ist, war auch nicht beteiligt und rügt einiges öffentlich am Test der StiWa.
Die Stellungnahme von Extra Energy ist recht differenziert und begründet vor Allem die unterschiedlichen Ansätze zu den Prüfmethoden:
Zu Wort gemeldet haben sich zwischenzeitlich ja nicht nur am Test Beteiligte. So kritisieren – vermutlich nicht am Test beteiligte – Prüfinstitute die Testmethoden. Das wundert mich allerdings nicht; tobt doch seit Jahren unter den Sachverständigen ein Glaubenskrieg über die “richtigen” Testmethoden im Fahrradbereich.
Der ADFC hat sich sehr früh mit Stromrädern beschäftigt. Im Beirat der StiWa ist er bei Tests im Fahrradbereich selbstverständlich als Verbrauchervertreter immer aktiv beteiligt. Aber auch in anderen Gremien im verkehrspolitischen, juristischen und technischen Bereich ist seine Kompetenz gefragt und seine Vorschläge finden Eingang in Gesetze und Verordnungen. In der Bundesgeschäftsstelle und im Fachausschuss Technik sind entsprechende Fachleute vorhanden. Der frühere Technikreferent des ADFC war nach seinem Wechsel zur StiWa verantwortlich für den aktuellen Pedelec-Test.
Aber auch der ADFC ist aktiv; er organisiert jährlich ein Fachtreffen für die Branche. Eines der letzten Themen war die vom ADFC kritisierte Batteriesicherheit bei Pedelecs.
Eines hat der Test in jedem Fall bewirkt: die Produktsicherheit besonders der Grauimporte wird jetzt endlich auch von den verantwortlichen Behörden überprüft.
Meines Erachtens überschätzt der ADFC im Allgemeinen beim Thema Pedelec sowohl seine Kompetenz wie auch seinen Einfluss…aber das steht auf einem anderen Blatt.
Vor allem liegt dies daran, dass die, welche oftmals seitens des Bundesverbandes mit dem Thema beschäftigt sind, nicht ausreichend eigene Erfahrung haben. Dies ergibt es leider aus vielen Materialien etc. Das muss man hier aber nicht weiter vertiefen.
Schön zu sehen(lesen) dass Auto Club Fahrräder testet, oder deren Tests finanziert.Nun ja, ich fahre gerne Rad und zum Glück noch mit Muskelkraft betrieben. Wenn nichts dazwischen kommt hoffe ich dass e-Pedelecs oder E-Bikes bis es bei mir soweit ist dass ich so eines Fahre, diese in der Anschaffung und Qualität heutigen Fahrradstandarts annähernd gleichzusetzen sind.
Bis dahin passt mir ein Sprichwort dazu ein:
Schuster (ADAC) bleib bei Deinen Leisten(Autos oder Stinkomobilen)
Schönen Gruß aus dem Ruhrgebiet.
Der Verein Extra Energy, welcher wohl eine der Kompetenzen in der Szene ist, war auch nicht beteiligt und rügt einiges öffentlich am Test der StiWa.
Die Antwort von Extra Energy ist sicher sehr interessant, leider aber auch sehr parteilich. Da der Verein im Gegensatz zum vorherigen Test micht beteiligt war, ist mir nicht klar wie richtig die Kritik am der Stiftung Warentest ist.
Da es sich bei diesem Test um viele technische Details geht habe ich meine Probleme mit der Einschätzung.
Merkwürdig finde ich nur, wenn die getesteten hochwertigen Pedelecs tatsächlich so schlecht wären, müsste es doch bereits erhebliche Meldungen zu diesen Mängeln von Verbrauchern geben. Bisher ist mir bei meiner Arbeit im ADFC nur eine Menge positiver Rückmeldungen von Nutzern aufgefallen,
Mmein eigenes Pedelec hat ein Problem mit der Abdichtung bei Regen. Da macht es schon mal Zicken. Vermutlich liegt der Fehler aber an einer Werkstattarbeit. Ob dies auch durch Veränderungen an der Bauart vermeidbar wäre ist mir als Techniklaien allerdings wiederum unklar.
Mein Pedelec hat jetzt 17200 km hinter sich,aber von den Problemen wie die StiWa sie erlebt hat, hatte ich noch keine. Bei mir sind die Probleme an ganz anderen Stellen. Doch auf Kette oder Ritzel wird gar nicht eingegangen. An der Robustheit meines Pedelecs
kann ich nicht zweifeln, nur am verbauten Nabengetriebe oder an erwähnten Ritzeln oder Ketten habe so meine Zweifel!
Dabei sollte berücksichtigt werden, dass mein Pedelec als Autoersatz dient und ich eben ca. 5000km jährlich fahre. Das heisst auch, ich transportiere mit einem Anhänger schwere Gegenstände oder Getränke im Anhänger manchmal auch Torf oder Rasenkalk.
Hallo! Fahrradtest finde ich auch wirklich wichtig. Bedenkt man wieviele Unfälle dann doch passieren mit dem Drahtesel. Trotzdem ist für mich ein Fahrrad immernoch ein Gerät, das mit Muskelkraft betrieben wird :). Allerdings für ältere Leute eine super Sache!
Also mein Pedelec fährt auch nur, wenn ich Muskelkraft reinstecke…
Ja, das denke ich, ehrlich gesagt auch, dass Muskelkraft immernoch die Quintessenz eines Fahrrades ist ;) Aber was soll’s! Man erleichtert sich ja auch auf allen anderen Gebieten das Leben so gut es geht.