Verkehrsunfallstatistik 2012: So gut wie nie, aber 17 % mehr getötete Radfahrer in NRW.

Die Verkehrsunfallstatistik für 2012 wurde veröffentlicht und zeigt ein widersprüchliches Bild:

“Die Zahl der Verkehrstoten war 2012 so niedrig wie noch nie seit 1950”, sagte der Präsident des Statistischen Bundesamtes bei der Präsentation. Im Jahr 2012 starben 3600 Menschen bei Unfällen im Straßenverkehr.
Auch die Zahl der leicht und schwer Verletzten ist gesunken.

Das heißt aber auch, dass durchschnittlich jeden Tag etwa zehn Menschen auf den Straßen sterben. Mit 44 Getöteten je eine Million Einwohner liegt Deutschland innerhalb der 27 EU-Länder auf dem achten Platz.

In NRW ist das Risiko im Straßenverkehr tödlich zu verunglücken so niedrig wie in keinem anderen Flächenland.
Während die Zahl der Verkehrstoten in Nordrhein-Westfalen 2012 von 634 auf 528 zurückgegangen ist, stieg die Zahl der getöteten Radfahrer aber um 17 % auf 81.

Die günstigste Entwicklung bei der Zahl der Unfallopfer im Jahr 2012 gab es bei den jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 24 Jahren: minus 17,1 Prozent auf 611 Tote. Gleichzeitig sind die 18- bis 24-Jährigen immer noch mit Abstand am stärksten gefährdet: Gemessen an der Einwohnerzahl ist das Risiko in dieser Altersgruppe mit 92 Getöteten je eine Million Einwohner mehr als doppelt so hoch wie im Durchschnitt aller Altersgruppen (44 Getötete je eine Million Einwohner).

Die meisten Todesopfer gibt es auf Landstraßen außerorts: Im Jahr 2012 waren es 2151 Menschen oder 59,8 Prozent aller getöteten Verkehrsteilnehmer.

Die schlimmsten Folgen haben nach wie vor Unfälle durch “nicht angepasste Geschwindigkeit”: 37,0 Prozent aller Todesopfer im Straßenverkehr 2012 gingen auf diese Unfallursache zurück.

Senioren ab 65 Jahren (minus 4,8 Prozent, 994 Tote) haben das zweithöchste Risiko, Opfer des Straßenverkehrs zu werden (59 Getötete je eine Million Einwohner). War 1992 jeder sechste Getötete im Straßenverkehr mindestens 65 Jahre alt, so war es im Jahr 2012 bereits mehr als jeder vierte.

In NRW ist das Risiko im Straßenverkehr tödlich zu verunglücken so niedrig wie in keinem anderen Flächenland. Erklärt wird das mit dem hohen Anteil an vergleichsweise sicheren Autobahnen.

Während die Zahl der Verkehrstoten in Nordrhein-Westfalen 2012 von 634 auf 528 zurückgegangen ist, stieg die Zahl der getöteten Radfahrer um 17 % auf 81. Nicht bekannt ist dabei der Anteil der Alleinunfälle und der Anteil an Unfällen von Senioren und Pedelec-Fahrern. Nicht bekannt ist auch, ob es mehr Unfälle gab, weil mehr Radfahrer unterwegs waren.

Das Risiko für Fußgänger sank um 21 %, für Motorradfahrer um 16 % und für Pkw-Insassen um 34 %.

Im Münsterland, in dem bekanntlich besonders viel und gern geradelt wird, ist der Anteil der Radfahrer an den Verkehrstoten sogar noch höher. Welche Rolle dabei Unfälle auf Landstraßen spielen, ist unbekannt.

In NRW sterben etwa 50 % der Getöteten auf Straßen außerhalb geschlossener Ortschaften (ohne Autobahnen). Weitere ca. 40 % sterben innerhalb geschlossener Ortschaften.

Zum Nachlesen:
https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2013/07/PD13_231_46241.html

http://www.wn.de/NRW/2013/02/Insgesamt-weniger-Verkehrstote-NRW-Unfallstatistik-Zahl-der-getoeteten-Radfahrer-steigt-gegen-den-Trend

(PDF, mit 5-Jahres-Vergleich für NRW)

Über Klaus Kuliga

Seit 33 Jahren Arbeit an demselben Projekt: Aus Bochum eine fahrradfreundliche Stadt machen. Eine fahrradfreundliche Stadt ist eine Einladung zum Rad fahren. Immer, überall, für jeden.
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8 Antworten zu Verkehrsunfallstatistik 2012: So gut wie nie, aber 17 % mehr getötete Radfahrer in NRW.

  1. Pedelecer sagt:

    Ist doch ganz klar, die Politik hat sich aus ökologischen Gründen mehr Menschen auf dem Fahrrad gewünscht und jetzt wird bemerkt, das die Verkehrsinfrastruktur nicht auf Radfahrer abgestimmt ist. Die Radwege wurden erst angelegt, jetzt soll man nach Möglichkeit wieder auf die Straße zurück. Leider wissen die Autofahrer dies noch nicht und “übersehen” die Radfahrer so das es zwangsläufig zu Unfällen kommt. Leider wurde in NRW nicht erfasst, wie hoch der Anteil der Pedelecer ist, dies wäre ja auch mal interessant gewesen, da der Anteil jährlich steigt, auch bei jüngeren. Das Pedelec und S-Pedelec ist längst kein “Rentnermobil” mehr. Angeblich wird in BW unterschieden zwischen Radfahrer und Pedelecer – ob dem aber wirklich so ist kann ich mit meinen Möglichkeiten nicht heraus finden. Vielleicht könnten Sie das ja mal machen Hr. Kuliga.

  2. Klaus Kuliga sagt:

    E-Bike-Fahrer haben kein höheres Unfallrisiko als normale Radfahrer. Dies ergab die bayerische Unfallstatistik im ersten Halbjahr 2012. Von insgesamt 6186 Fahrradunfällen waren in 76 Fällen Pedelecs beteiligt. Es gibt seit Beginn des Jahres 2012 in Bayern eine spezielle Erfassung von Pedelecs in der Unfallstatistik.
    (Augsburger Allgemeine 27. September 2012)

  3. Es erscheint mir grundsätzlich wenig sinnvoll, sich bei solchen Statistiken stets auf den Vorjahresvergleich abzustützen. Das macht jegliche Argumentation stark abhängig von statistischen Schwankungen. Besser geeignet sind Betrachtungen über einen 3- oder gar 5-Jahreszeitraum sowie die Tendenz. Jährliche Schwankungen anzugeben oder zu vergleichen, ohne die statistische Streuung zu nennen, ist unseriös. Das haben allerdings auch Polizei und Politiker nicht verstanden, wenn sie die Unfallstatistik vorstellen.

  4. Pedelecer sagt:

    Wenn Sie schon etwas verlinken, dann sehen Sie mal hier:
    http://www.trax.de/ace-verkehrsunfaelle-mit-e-bikes-bergen-hohes-verletzungsrisiko/id_64416074/index
    Die Zahlen sagen eindeutig- die Unfallzahlen steigen mit E-Bikern. Leider!
    Noch etwas zur Diskussion wegen Radhelmen: Die sind leider nicht besonders gut für E-Biker geeignet, da diese nur für eine Geschwindigkeit bis 15km/h ausgelegt sind. Etwas mehr Schutz für meinen Kopf wäre mir schon lieber. Aber leider hat sich seit letztem Jahr dort nichts weiter entwickelt.

    • Klaus Kuliga sagt:

      Die Unfallstatitik für Baden Württemberg – die der ACE zitiert – sagt:
      Für 2012:
      Anteil Pedelecs/Unfälle: 1,85%
      Anteil Pedelecs/Fahrradbestand: 1,83%.
      Pedelecs sind also auch in BW nicht häufiger in Unfälle verwickelt als andere Fahrräder.

      • Sascha sagt:

        Und dabei sollte man noch in Betracht ziehen, dass der komplette “Fahrradbestand” auch die zahlreichen Räder mit einschließt, die im Keller vor sich hinrosten und so gut wie nie benutzt werden, während dieser Anteil bei den erst kürzlich für teures Geld erworbenen Pedelecs deutlich niedriger sein dürfte. Also würde ich erwarten, dass der Anteil der Pedelecs im realen Straßenverkehr deutlich höher liegt als der Anteil im Bestand.

  5. Mario sagt:

    Pedelecer, bei den Helmen wüßte ich gern, worauf sich Deine erwähnte Behauptung stützt, dass Fahrradhelme nur bis zu einer Geschwindigkeit bei 15km/h ausgelegt sein sollen.

    Mich haben Fahrradhelme von Giro und Abus schon bei sicherlich höheren Geschwindigkeiten gut geschützt und mein Leben gerettet. Sonst hätte ich diesen Kommentar auf Deine Behauptung nun nicht tippen können.

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