Kampagnen zur Vermeidung von Unfällen im “Toten Winkel”

Landesverkehrswacht_Toter_WinkelNicht immer ist die Wortwahl bei der Aufklärung und Kampagnen zur Vermeidung von “Toter Winkel”-Unfällen glücklich: Anlässlich wiederholter schwerer, nicht selten tödlicher Fahrradunfälle durch abbiegende Lkw sah sich die Landesverkehrswacht offenbar gefordert, mit einer eigenen Kampagne auf die Problematik des “Toten Winkels” aufmerksam zu machen.

Bei der Gestaltung der Aufkleber, die seitlich an Lkw angebracht werden und Fahrradfahrer warnen soll, hat man aber keine glückliche Hand gehabt. Die Sprechblase aus dem Fahrerhaus heraus “Lass mich vorbei. Ich seh´ dich nicht” suggeriert ein Vorrecht für den Lkw, das es laut Gesetz nicht gibt. Natürlich ist es besser, wenn FahrradfahrerInnen im Zweifelsfall auf ihre Vorfahrt verzichten, als unter dem Lkw zu landen. Daraus darf aber nicht die Regel abgeleitet werden, dass der “Stärkere” oder “Größere” grundsätzlich Vorrang hat.

Neutraler, aber nicht weniger deutlich war dagegen die 2011 gestartete Kampagne von SVG-Consult (siehe Beitrag auf der Webseite des ADFC-Krefeld). Auf jeden Fall muss klar bleiben, dass eine Mitschuld des Fahrradfahrers – sofern er sich StVO-konform verhalten hat – im Fall eines solchen Unfalls klar ausgeschlossen ist. Vor allem sollten sich angesichts solcher Unfälle Bürger, Verkehrsplaner und Politiker fragen, wie viel Kfz-Verkehr wir in den Innenstädten wirklich zukünftig brauchen und zulassen.
Bis die geforderte Aufrüstung der Sicherheitstechnik in europäischen Lkw beschlossen und umgesetzt wird, kann es noch Jahre dauern.

Über Andreas Domanski

Als begeisterter Fahrradfahrer bin ich seit 1982 im ADFC aktiv und kümmere mich vor allem um die Belange des Kreisvereins Krefeld - Kreis Viersen. Als Ingenieur beschäftigen mich natürlich besonders Technikthemen und Verkehrsplanung. Aber auch gesellschaftliche Aspekte des Velos finde ich hochinteressant.
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7 Antworten zu Kampagnen zur Vermeidung von Unfällen im “Toten Winkel”

  1. Pedelecer sagt:

    Diese Diskussion führt nie zu einem Ende. Ich kann leider bis heute nicht verstehen, wieso jemand, egal ob Pkw oder Lkw, an mir vorbei fährt, dann rechts abbiegt und mich gefährdet? Kann derjenige nicht hinter mir bleiben? Der Zeitgewinn für den Fahrer ist doch so minimal! Das ist eher Ignoranz.

  2. JoJo sagt:

    Nein, also die Aussage im ADFC-Blog “Wortwahl nicht glücklich” und “keine glückliche Hand gehabt” ist wirklich sehr zurückhaltend kommentiert. Ich finde, der Aufkleber ist eher kontraproduktiv.

  3. rrobby sagt:

    @ Pedelecer: Diverse Radfahrer sind nicht unschuldig daran, denn sie mogeln sich oft an roten Ampeln vor und stehen dann für den LKW-Fahrer unsichtbar neben dem LKW. Und dann nimmt das Schicksal seinen Lauf.

    Es wäre doch besser, wenn man die Haltelinie für Radfahrer deutlich vor der Haltelinie für den motorisierten Verkehr anlegt, bzw die Haltelinie für den motorisierten Verkehr zurückverlegt und davon die Haltelinie für Radfahrer zeichnet…

    • Michael sagt:

      Die STVO erlaubt das Überholen rechts von stehenden Fahrzeugen. Daher mogeld sich niemand vorbei. Außerdem ist diese Fahrweise bei Radwegen der Normalzustand.
      Klar sind Radfahrer auch selber für ihre Sicherheit verantwortlich. Abbiegeassistenten oder die in Japan vorgeschriebenen niedrigen Fenster auf der Beifahrerseite können aber einen deutlichen Sicherheitsgewinn bringen.

      • N.M. sagt:

        > Außerdem ist diese Fahrweise bei Radwegen der Normalzustand.

        Genau dies macht sie ja systembedingt so gefährlich.

        § 5 (8) StVO ist sehe ich etwas kritisch. Das ist so ein undurchdachtes Privileg, worauf ich im Interesse meiner Sicherheit gerne verzichte.

    • Pedelecer sagt:

      @rrobby: Hast wohl nicht gelesen? Was du anschreibst habe ich nicht geschrieben und nicht gemeint. Glaubst du wirklich, man merkt nicht, das ein Pkw/Lkw rechts abbiegen will, wenn man genau daneben steht? Aber wie kann man aufmerksam sein als Kraftfahrer, wenn man das Handy, das Navi, das Radio noch lauter stellen muss?

      • Karsten Obrikat sagt:

        Da habe ich einen kleinen Einspruch. Immer mehr Verkehrsteilnehmer werden zu Blinkmuffel. Wie oft erlebe ich, dass ein PKW/LKW Fahrender erst im letzten Moment vor dem Abbiegen den Blinker setzt … Leider ist es aber auch als Radfahrer “uncool”, ein deutliches Handzeichen zu geben.

        Nichts desto trotz gebe ich Dir aber Recht. Wer mit offenen Sinnen fährt, bekommt durchaus mit, wenn der Nebenmann/frau abbiegen will.

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