Meine Radreise auf Bahntrassen durch Hessen in 6 Tagen
Entlang stillgelegter Bahntrassen zwischen Vogelsberg, Rhön, Waldhessen, Knüllwald und Waldecker Land
Abfahrt: Freitag. 30.08.2013 um 6:23 Uhr Mülheim HBF
Ankunft: Glauburg-Stockheim 11:14 Uhr, 130 m ü. NN
Erster Tag Glauburg-Stockheim bis Schlitz 84 km, 688Hm.
Das Wetter ist trefflich, die Umstiege mit der Bahn klappten alle und so schwinge ich mich aufs Rad und bin nach ein paar Metern auf dem Vulkanradweg. Die Landschaft, die Trasse, das Wetter ist super und ich mache viele kleine Stopps. Sage und schreibe bringe ich es auf satte 10km/h. Ich frage mich, wie ich mein heutiges Ziel erreichen will. Aber die nächste Pause in Gedern folgt sehr bald und ich schaue mir das erhaben über der Stadt thronende Schloss von außen an.
Merklich steigen die nächsten 15 km an. Immer wieder mit weiten Blicken zum Hohen Vogelsberg.
Bei Hartmannsheim ist der höchste Punkt mit 580 m ü. NN überschritten und ich brause im Affenzahn die Trasse hinunter. Steigungen und Gefälle betragen max. 3%, aber dies auch schon mal über 10 km Länge. Die mir entgegenkommenden Radler sehen etwas angestrengt aus, das war bei mir bestimmt nicht der Fall! Oder doch?
Eine ausgiebige Pause verbringe ich an den merkwürdig in der Landschaft stehenden Säulen bei Hopfmannfeld. Ich erfahre die Geschichte darum herum:
Überreste des Galgens von Hopfmannsfeld, der 1707 errichtet wurde. Dieses Werkzeug des Henkers ist kurioserweise ein Zeugnis von Bürgerstolz und Sparsamkeit, denn vor dessen Bau führte die Nachbargemeinde Rixfeld die Hinrichtungen durch, wofür sie hohe Gebühren verlangten. Erzählungen besagen, dass die Hopfmannsfelder einst einen Dieb gefangen hatten. Wegen der hohen Rixfelder Gebühren kerkerten sie ihn allerdings nur ein, statt ihn hinrichten zu lassen. Mit der Zeit wurde man allerdings überdrüssig, den Gefangenen teuer zu verpflegen. Man ließ den Dieb daher frei, gab ihm 20 Dukaten, die sonst seine Hinrichtung gekostet hätte und nahm ihm das Versprechen ab, sich andernorts aufhängen zu lassen. Angeblich wurde dann der Galgen erbaut, um sich zukünftig solche Ausgaben zu sparen. Zu dieser humorigen Vorgeschichte passt, dass es historisch nicht belegbar ist, ob an den Hopfmannsfelder Galgen je jemand gehängt wurde. Das Hinrichtungswerkzeug, ein sog. “Dorfgalgen”, auch “Dreiholz” genannt, nahm ein prosaisches Ende: Ein Bauer verfeuerte 1891 den hölzernen Balken, der die Steinsäulen miteinander verband, kurzerhand im Ofen. Literatur: Winterholler, Otto / Merz, Wilhelm / Jöckel, Walter: Hopfmannsfeld. Die Geschichte eines oberhessischen Dorfes 1276-1997, Lautertal/Vogelsberg 1997. Ziemann, Johanna Maria: Hessen – Südlicher Teil. (Die schwarzen Führer), Freiburg im Breisgau 1999. |
Kurze Zeit später erreiche ich Lauterbach, Kreis- und Fachwerkstadt des Vogelsbergkreises.
Gemütlich in der Abendstimmung fahre ich weiter nach Schlitz.
Dort heißt meine Unterkunft „Zum Auerhahn“. Im Ort, an der lauten Bahnhofstraße, treffe ich auf eine Pizzeria mit diesem Namen. Nein, das bitte nicht! Ich gehe einfach weiter und frage die Passanten. Sie schicken mich den Berg hinauf links und rechts hoch, aber das ist nicht schlimm, bloß weg von der Hauptstraße. In der Untergasse finde ich schließlich den Gasthof und Pension Lenk „Zum Auerhahn“, hier bin ich richtig. Es hat mich doch verwirrt an fast jeder Kneipe lese ich Auerhahn. Das Geheimnis lüftet sich, die Brauerei im Ort nennt sich so und fast jeder schenkt dieses Bier aus.
Zweiter Tag Schlitz bis Fulda ca. 34 km
Am nächsten Morgen schlendere ich noch mal durch Schlitz, der Ort ist für mich eine echte Entdeckung! Hier finde ich nicht weniger als vier Burgen, viel Fachwerk und mittelalterliche Gassen und Winkel.
Weithin bekannt soll das Schlitzerländer Trachtenfest sein. Mir war das allerdings völlig unbekannt.
Von Schlitz erreich ich auf kurzem Verbindungsweg zum Fuldaradweg R1 ich die Domstadt Fulda.
Hier mache ich eine 2tägige Zwischenpause und besuche alte Freunde.
Barockstadt Fulda. Den Dom und die vielen Sehenswürdigkeiten durchstreife ich kurz. Im Klosterladen der Benediktinerinnen der Abtei St. Maria erstehe ich kleine Gartenbücher und gesunde Dinge. Eine junge Nonne fällt mir auf, die sich sehr aufmerksam um ihre Kunden kümmert.
Dritter Tag Fulda bis Oberbernhards in der Rhön 30 km 525 Hm
Am Sonntagnachmittag geht meine Reise weiter. Nach einer Stunde durch verschiedene Grünanlagen in Fulda mit teils sehr steilen Passagen und abenteuerlicher Wegführung verlasse ich die Stadt und treffe in Petersberg-Götzenhof auf den Beginn des Milseburg Radweges. Der Ausbau des 27 Kilometer langen Radweges kostete fast 5 Mill. Euro und ist nach einem der schönsten Berge der hessischen Rhön benannt, dem Milseburg.
Vom Radweg aus genieße ich immer wieder neue Ausblicke. Einsame Landschaft, keine großen Straßen, ab und zu kleine Orte. In lang gezogenen Serpentinen stetig bergauf über 14 Brücken. Super gut ist der Weg ausgebaut, keine Holperstelle, alles plan. Der Radweg setzt Maßstäbe! Das Freibad unterwegs lasse ich einfach links liegen. Natürlich nur, weil ich den Termin mit dem Herbergsvater nicht verpassen will.
Weithin sichtbare Kuppen prägen das heutige Erscheinungsbild der Kuppenrhön. Eine davon ist der Bieberstein.
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Die Gesteine des Berges sind Reste eines alten Vulkans, die von dem ehemaligen sehr aktiven Vulkanismus in dieser Region zeugen. Um die Situation am Bieberstein zu verdeutlichen, wurde über der heutigen Geländeoberfläche das ursprüngliche Vulkangebäude zeichnerisch ergänzt. Nach erlöschen des Vulkans hat sich das Magma im Schlot abgekühlt und ist zu Basalt erstarrt. Der größte Teil des Vulkans wurde durch die Wirkung von Wind und Wasser in den Jahrmillionen völlig abgetragen. Die sehr harte Schlotfüllung aus massivem Basalt setzte den Kräften der Verwitterung am längsten Widerstand entgegen und bildet – umgeben von älteren Gesteinen des Bundsandsteins und Muschelkalks – die heutige Kuppe des Biebersteins. Auf der Kuppe befindet sich das Schloss Bieberstein. Die ursprüngliche Burg war im 12. Jh. eine der ersten befestigten Anlagen des Klosters Fulda und wurde im 18. Jh. durch ein Barockschloss ersetzt (heute eine Internatsschule). (lt. Infotafel) |
Ein echter Höhepunkt erwartet mich,
der Milseburgtunnel mit 1173 m Länge, Deutschlands längster Radwegtunnel. Glücklicherweise ist jetzt Spätsommer, der Tunnel ist offen umd ich kann die 100 Höhenmeter Umfahrung nach Oberbernhards sparen. Von November bis März ist der Tunnel zum Schutz der schlafenden Fledermäuse geschlossen. Als ich um 19 Uhr die JH in Oberbernhards nach gemütlicher und genussreicher Tour erreiche treffe ich auf den Herbergsvater, anmelden und ab aufs Zimmer, Bett beziehen. Eine kleine Runde möchte ich noch drehen, aber auf dem einsamen Weg zum Gipfel der Milseburg muss ich doch feststellen, dass es Anfang September schon zu dunkel wird und gehe ich lieber zurück. Schade, es ist hier sowohl landschaftlich als auch geologisch sehr interessant. Die Hessen haben einen Spruch über diesen Ort, wenn irgendwo viele Besucher zusammen kommen sagen sie: Ist hier so voll wie sonntags auf der Milseburg. (Natürlich auf hessisch).
Der hier im Naturschutzgebiet Oberbernhardser Höhe anzutreffende Kalkmagerrasen gehört mit zu den artenreichsten Lebensräumen in der Rhön. Kalkmagerrasen sind gleichzeitig von hohem kulturhistorischem und ästhetischem Wert. Die im Mittelalter durch Rodung entstandene Fläche ist über Jahrhunderte durch Beweidung trockener, nährstoffarmer, flachgründiger Muschelkalkböden entstanden. Die Rhön gehört seit 1991 zum UNESCO Biosphärenreservat. |
Vierter Tag Oberbernhards bis Bad Hersfeld 71 km 420 Hm
Am nächsten Tag (Montag) ist es dann sehr frisch auf dem Fahrrad. Ohne Anstrengung geht es den Berg wieder hinunter und in Tann lege ich die erste Rast des Tages ein.
Weiter radele ich an der Ulster entlang, teilweise geführt auf einer ehemaligen Bahntrasse. Wie ich erfahre gehört der 47 km lange Fluss zu den ökologisch wertvollsten Gewässern in Thüringen und Hessen und ist für den Artenschutz von überregionaler Bedeutung. Kurz bevor ich Philippstal an der Werra erreiche, kürze ich ab und fahre auf einer Bundesstraße weiter. Dicke LKW überholen mich, das habe ich davon.
Auf einer Anhöhe riecht es ganz salzig, unten an der Werra befinden sich zwei künstlich angelegte Wasserbecken. Hier wird vermutlich Salzlauge aufgefangen.
Die salzige Nordsee lässt grüßen!
Mit Kali zum Düngen wird hier gutes Geld verdient. Für Gewässer und Landschaft ist der Abraum allerdings sehr problematisch.
Nach wenigen Kilometern trennt sich der Werra- vom Bahnradweg, der Weg geht stetig bergauf und ich quere kleine Ortschaften. Nach etwa 17 km erreiche ich den Scheitelpunkt der Strecke. Teilweise neben der ehemaligen Hersfelder Kreisbahn führt mein Weg nach Schenklenksfeld zur 100jährigen Linde und weiter ins Tal des Flüsschens Solz bis zu ihrer Mündung in die Fulda. Kurze Zeit später erreiche ich mein Tagesziel Bad Hersfeld, Staatsbad und Festspielstadt. Am Bahnhof vorbei suche ich den Weg in die Stadt und finde eine breite Unterführung für Fußgänger und Radfahrer. Ich komme mir einen Moment wie im Radkreisverkehr in Venlo vor. Aber nur sehr kurz, erst überrascht mich ein im spitzen Winkel auftauchender Radfahrer, heraus geschnellt aus einem Abzweigtunnel, dann stehe ich am Ende vor Treppen. Mein Fahrrad mit dem Gepäck und den kleinen Büchern wiegt schon etwas, wenigstens darf ich es auf einer Spur hinauf schieben, uff… Ich habe noch nie von Straßen gehört auf denen Autofahrer ihr Auto am Ende schieben dürfen. Am nächsten Morgen werde ich auf der Titelseite der Bad Hersfelder Zeitung einen interessanten Artikel finden. Der beschäftigt sich mit dem notwendigen Umzug des Buchcafes, einer bekannten soziokulturellen Einrichtung der Stadt.
„Die Idee des Kulturhofs findet das Buchcafé-Team gut; allerdings befinde sich dieser zu weit abseits der Innenstadt. Außerdem ist das Gebäude nur durch eine Unterführung zu erreichen, was gerade den Besucherinnen der Abendveranstaltung nicht zuzumuten sei.“ Bad Hersfelder Zeitung vom 02.09.2013. |
In Bad Hersfeld finde ich eine wunderschöne Jugendherberge vor, direkt am Kurpark, ganz in der Nähe der historischen Altstadt.
Fünfter Tag Bad Hersfeld bis Bad Zwesten 95 km, 650 Hm
Heute verlasse ich den BahnRadweg Hessen und nehme den Fuldaradweg R1 Richtung Kassel, hier gemeinsam geführt mit dem R5, der Nordhessenroute.
Zunächst an der gemächlich fließenden Fulda entlang, Bebra lasse ich links liegen und erreiche Rotenburg, genannt die Schöne an der Fulda.
Meinen zuhause überlegten Weg ändere ich kurz entschlossen ab, ich werde die kürzere und dafür bergigere Variante nehmen. Zwischenpunkt wird Homberg an der Efze sein. Ich habe weder Radkarte noch Navi, den Weg werde ich dank sehr guter Ausschilderung in Hessen leicht finden. Große Hinweisschilder an den Radwegen über das Radwegenetz der weiteren und näheren Umgebung bringen mich auf diese Idee, das reicht mir. In der Touristeninfo in Rotenburg finde ich noch eine Karte der Radfernwege des Landes Hessen im Maßstab 1:275 000. In Bilsförth werde ich den Fuldaradweg R1 verlassen und den R5 folgen. Den Abzweig werde ich schon finden.
Zunächst treffe ich in Morschen auf das, einem ehemaligen Zisterzienserinnenkloster, später landgräflichem Jagdschloss. Ich bin erstaunt über die Größe, die Schönheit des Ortes und im Vorbeifahren fällt mir der für mich gelungene Hotelanbau an die alten Gemäuer auf. Haydau ist heute bekannt als kulturelle Begegnungsstätte und internationaler Tagungsort. Ein kleiner Ort mit ausgesprochen schönen Gebäuden. Das Kloster, mitten im Hersfelder Land gelegen, gehörte ursprünglich der Abtei Fulda an. Ständig stoße ich auf meiner Reise auf Hinweise zur Abtei Fulda. Mir wird die Wichtigkeit der Abtei, früher und heute, sehr deutlich, sozusagen erfahrbar. Weiter führt mich der Weg durch schöne kleine Orte, unter der imposanten Brücke einer ICE Trasse und ich gelange schließlich zur Fahrradseilbahn über die Fulda.
„Zur Verbesserung eines Streckenabschnittes des Hessischen Radfernweges R1 zwischen den Orten Malsfeld-Beiseförth und Morschen-Binsförth sollte ursprünglich eine Verbreiterung der Kreisstraße 131 durch den Bau eines separaten Radweges erfolgen.“ Wegen der hohen Kosten wurde davon abgesehen und eine Standseilbahn errichtet. “Mit dieser Lösung wird vermieden, dass Radfahrer ihren Weg auf der sehr engen und durch eine lange Kurve unübersichtlichen Kreisstraße fortsetzen müssen. Auf unkonventionelle Weise werden Radfahrer zur anderen Seite der Fulda gebracht, in einer Art und Weise, die ein Erlebnis für sich ist.“ Aus: Fahrradportal des Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung vom 20.05.2009 |
Mein Wegweiser nach Homberg/Efze zeigt an dieser Stelle bedauerlicherweise jedoch in eine andere Richtung und so verwehrt sich leider für mich das Übersetzen. Eigenartigerweise führt mich der ausgeschilderte Weg zurück in den Ort, von dem ich gekommen bin. Ich frage einen Mann, der gerade seine Hecke schneidet. Er kennt den Weg mit dem Fahrrad nicht, aber er empfiehlt den Weg zurück und weiter der Straße zu folgen. Die Fähre könnte ich zwar nehmen, wäre aber viel zu kraftraubend, die Straße sei zwar hügelig aber bestimmt schneller, fügt er noch hinzu. Nun gut, ich folge seinem Rat. Meine grobe Karte gibt mir sowieso keinen richtigen Aufschluss. Die Straße ist kaum befahren, also kein Problem für mich. Später wird mir klar, dass ich auf der Karte die Orte Binsförth und Beiseförth nicht unterscheiden und deswegen auch den Weg nicht genau bestimmen konnte. Ab Malsfeld-Beiseförth trennt sich der Fuldaradweg R1, ich biege ab in den R5, radele durch das schöne Beisetal an Mühlen vorbei, stetig aufwärts durch Dörfer wie Nieder- und Oberbeisheim im Knüllwald. Nach 11,4 km erreiche ich schließlich den Scheitelpunkt mit der Überquerung einer Autobahn. Ab der Fulda habe ich 167 Hm erklommen, auf jeden Fall mit mehr als 3%iger Steigung.
Stadtansicht von Homberg/Efze
Mein Weg führt mich, wie es mir scheint mäandernd, durch kleine Orte an vielen Feldern vorbei, über Straßen und Feldwege entlang, im stetigem bergab und bergauf entspannt in der Abendsonne nach Bad Zwesten. Heute habe ich meine Übernachtung mit einer wildfremden Dame vereinbart, ich kenne sie nur vom Telefonat. Sie gewährt mir eine kostenlose Unterkunft, wir beide sind Mitglied des “ADFC- Dachgebers”. Das Kennenlernen von wildfremden Menschen ist immer wieder spannend und wir verbringen einen vergnüglichen Abend bei Quittensaft aus ihrem eigenen Garten. Lecker! Chapeau, auch mit über 70 Jahren fremde Gäste aufzunehmen.
Sechster Tag Bad Zwesten bis Korbach 63 km, 730 Hm
Am nächsten Morgen nehme ich mein Frühstück nach dem Tipp meiner Gastgeberin in einer Bäckerei ein. Eine Gruppe von Frauen und ein Mann sitzen zusammen und rauchen. Eine Teilnehmerin erzählt sehr ausführlich über ihre gestrige Krankengeschichte. Eine jüngere Frau trifft auf diese Gruppe und berichtet von ihrer verlorenen Geldbörse. Das ist auch eine Möglichkeit, morgens in der Bäckerei Bekannte treffen, wichtige Ereignisse loswerden, erspart den Therapeuten. Ob das zuhause in der Großstadt auch funktioniert?
Morgendlicher Nebel bei Bad Zwesten
Es hat nicht lange gedauert, dann hat es aufgeklart und die Sonne scheint den ganzen Tag.
Mein Weg führt mich durch das wildromantische Urfftal nach Bergfreiheit in das Schneewittchendorf. Die dortigen Edelsteinschleiferei Lange ist ein Besuch wert.
In Bad Wildungen fahre ich ohne Stopp weiter und treffe schließlich auf die Eder. Entspannt führt mich der Weg am Fluss entlang, durch die Ederauen bis nach Affoldern, der Ort kurz vor der Edertalsperre. Ab hier radele ich 2 km auf einer Straße bergauf zum Beginn der ehemaligen Bahnstrecke Bad Wildungen – Korbach.
Vom ehemaligen Bahnhof Buhlen (jetzt Parkplatz für Autos) sind es bis Korbach 26 km.
Die Bahnstrecke besticht durch ihre hoch gelegene Trassenführung. Weite Blicke in die Landschaft, nur noch auf die Dächer eines Ortes schauend, über und unter restaurierten Viadukten her, durchgängig befahrbar, Richtung Korbach zumeist stetig ansteigend. Manchmal sogar “gesegnet”mit Vorfahrtsberechtigung bei der Querungen von Feldwegen. Das hatte ich bisher auf den Bahntrassen noch nicht gesehen. Insgesamt Klasse gemacht und lohnt unbedingt einen Besuch.
Selbacher Viadukt (193m lang, 28m hoch)
In Korbach steige ich in die Bahn und lasse mich zurück nach Mülheim fahren. Ich bin völlig relaxt, mein Kopf voll mit vielen schönen Erlebnissen und Eindrücken.
Der Vulkanradweg auf der ehemaligen Vogelsbergbahn ist immer wieder eine Radreise wert. Ich bin ihn schon mehrfach mit ADFClern aus Krefeld und Kassel gefahren.
Interessante Tour.
Als kleinen Service hätte ich mir noch eine kleine Übersichtskarte oder einen GPS-Track gewünscht. Ließe sich das machen?
Ein schöner Bericht, der bei mir Erinnerungen weckt, und die Lust darauf, wieder loszufahren.
Teile der beschriebenen Strecken und Landschaften habe ich auf mehreren Radreisen erlebt:
Milseburg-Radweg, Ulstertal-Radweg, Werra und “Monte Kali” (oder “Kalimandscharo”) auf einer Rhön-Tour durch Hessen, Thüringen und Bayern. Auf einer (anderen) Reise durch Nordhessen (außerdem Ost- und Südwestfalen, ein bisschen Niedersachsen und etwas Thüringen) gings auch nach Morschen, entlang der Fulda (ICE-Brücke und Fahrrad-Seilbahn begutachtet), Homberg, ederaufwärts zum Edersee und auf den Edersee-Bahn-Radweg.
Es gibt viele Möglichkeiten, diese Wege zu ganz unterschiedlichen Reisen zusammen zu basteln. Von Nordhessen auch über das Upland ins Sauerland mit Anschluss an andere Teile Regionen in NRW.
Das ist mal ein wirklich schöner Artikel und sehr lesenwert für alle, die eine RadReise auf dem BahnRadweg Hessen, in der Rhön oder Nordhessen planen. Zu Peters Kommentar: Schau doch mal auf http://www.bahnradweg-hessen.de/ nach,die offizielle Website zum Radweg. Dort gibt es auch Infos zu Kartenmaterial etc. Doro hat ja die Strecke ein klein wenig abgeändert und ist anschließend zudem Richtung Westen bzw. Nordhessen (bis Korbach) geradelt. Letzteres ist aber eine wirklich tolle Idee von Doro, denn so hat man Anschluss über weitere wundervolle Bahntrassenradwege, die recht jung sind, aber zu den schönsten in Deutschland zählen. Vielleicht wird die Strecke, die Doro gewählt hat, ja bald offiziell ausgeschildert und es gibt ein Roadbook hierzu. Die Rhön und Nordhessen sind wirklich ein mystische Landschaft und Doros Radtour (noch) ein Geheimtipp.
Hallo Doro,
habe Dein Touren-Tagebuch mit Interesse gelesen. Du hast Dir eine ziemlich anstrengende Gegend fürs Radfahren ausgesucht, aber Deine Beschreibungen klingen wirklich einladend. Ich vermute, dass die sportliche Herausforderung trotz vieler Bahntrassen und ihren moderaten Anstiege nicht ohne war.
Hallo Norbert,
die Tour durch Hessen war eher schön und echt zu empfehlen, auch als gute Alternative zum Flußradeln und habe sie weniger als anstrengend erlebt. Es ist eher die Frage wie schnell frau oder mann die Steigungen hinauf fahren und wie stark Steigungen sind. 2007 habe ich wochenlang vor der Lahntour überlegt, ob ich es schaffe von Siegen zur Lahnquelle auf dem Rothaarkamm zu kommen. Es ging, langsam und oben angekommen war ich stolz auf meine Leistung. Ich habe gelernt, dass es sich im Kopf abspielt und entscheidend ist, ob es geht oder nicht. Was hindert mich abzusteigen, nichts. Ich steige selten ab, ich fahre einfach mein Tempo. Übrigens finde ich Wind viel anstrengender, der Berg ist zu sehen und irgendwann erklommen, der Wind bleibt und weht, beständig und unsichtbar.
Danke für diesen und alle anderen Kommentare.
Doro