Das Jahresende ist die Zeit der Rückblicke und Bilanzen. Auch ich habe mal grob gerechnet: Rund 500 EUR habe ich dieses Jahr für Ersatzteile und Werkstattkosten ausgegeben. Darin war allerdings auch eine neue hydraulische Vorderradbremse enthalten. Die alte war im Frühjahr undicht geworden. Auch wenn es sich um einen bekannten deutschen Hersteller handelt, braucht man sich offenbar nach 7 Jahren und mindestens ebenso vielen Modellwechseln keine Hoffnungen mehr zu machen, dass es noch Ersatzdichtungen dafür gibt. Also stattdessen gleich eine neue Bremse. Und so schlagen an sich kleine Defekte statt mit wenigen Cent gleich im 3stelligen Eurobereich zu.
Gestern habe ich mein Rad erneut aus der Werkstatt geholt. Auch dieses Mal ging zuvor das große Bangen los, weil es wieder ein Ersatzteil nicht mehr gab. Dann hätte die Neubeschaffung der betroffenen Komponente statt mit 10 EUR gleich mit 400 zu Buche geschlagen. Glücklicherweise haben mein engagierter Händler und der Hersteller schließlich eine Lösung gefunden. Trotzdem hat sich der Rechnungsbetrag auf knapp 150 EUR summiert. Dafür bekommt man ja schon ein Discounter- oder Baumarktrad. Ich erwische mich bei Rechnungen in dieser Größenordnung immer bei einem interessanten Gedankenexperiment: Wie wäre es, wenn ich statt der Reparaturkosten einfach 3-4 Billigräder pro Jahr kaufen würde? Und immer, wenn die Luft im Reifen knapp wäre oder die Kette geölt werden müsste, nähme ich einfach ein neues Rad!
Billig-Räder sind für Menschen, die ein Rad besitzen wollen, aber nicht fahren.
Ich bin überzeugt davon, dass sich Investitionen in gute Radkomponenten im Regelfall lohnen. Die Bremsen funktionieren gut, man sitzt ohne dass einem der Hintern weh tut und es macht auch mehr Spass.
3-4 mal im Jahr ein Rad runterzurocken hiesse ja auch, nur 3-4 Monate ein gutes Rad zu haben und sonst eben ein mittelmäßiges oder mieses.
Daher glaube ich nicht, dass die Wegwerfmentatlität die Lösung ist.
Vom Gedanken her sicher gut, aber… ressourcenschonend ist dies nicht. Mach schaut ja auch nur kurzfristig auf das Geld, langfristig muss man den Vergleich ja anders sehen.
Ich fahre lieber ein Pedelec mit hochwertigen Komponenten und kann mich auf die Garantieleistung des Herstellers verlassen. Sicher ist aber: Der Fortschritt ist nicht immer erkennbar, aber spürbar für den Geldbeutel.
Bedenkenswerter Artikel.
Vielleicht wäre es ja hilfreich, wenn sich mehr Menschen laut und öffentlich beschweren über den Trend zu viel zu schnellen Modellwechseln – neuerdings auch im Fahrradbereich.
Im Grunde ist doch das Fahrrad seit Jahrzehnten ein weitgehend ausgereiftes Verkehrsmittel. Zumindest im Flachland lassen sich Räder, die schon knapp ein Jahrhundert auf dem Buckel haben wunderbar fahren (Da kann der ganze Baumarktschrott nicht mithalten). Ein altes Miele fährt sich im Alltag oft besser und ergonomischer als der ganze kurzlebige Hightech-Kram.
Man erinnere sich an die legendäre Wette bei Gottschalk als Daniel Markwalder mit einem 100 Jahre alten Militärfahrrad gegen Jens Voigt mit high-end-Renner im Spurt gewinnen konnte.
Durch immer mehr Features und eine immer diversifizierendere Marketingstrategie der Branche droht eines der zentralen Prinzipien und eines der Hauptattraktivitäten des Fahrrades in den Hintergrund zu treten: Keep it simple!
Von ‘sustainable mobility’ hin zur geplanten Obsoleszenz?
Vermutlich ist diese Entwicklung marktkonform und damit quasi sakrosankt!
Wäre es nicht eigentlich ein lohnendes Arbeitsfeld des ADFC statt immer nur Hotels und touristische Feldwege zu zertifizieren die Hersteller in Bezug auf ihre Bereitschaft Ersatzteile und Support für ihre Produkte zur Verfügung zu stellen zu bewerten?
Ich jedenfalls werde wohl noch eine Weile bei meinen völlig veralteten 4-kant-Kurbeln bleiben.
Pingback: Geteert und gefedert | ADFC Blog