Lastenräder erfahren durch die Elektrifizierung des Fahrrads einen neuen Boom. Nur eine Mode oder ein echter Trend zum Auto-Ersatz?
Im Praxis-Check hier das Lastenrad Riese & Müller Load – eine absolut subjektive Reportage über fünf Tage Er-fahr-ung auf Alltagsstrecken. Mit Eindrücken aus dem Alltag statt trockener Listen technischer Details.
Die Ausgangslage
Seit Sommer 2010 bin ich nun schon auf Alltagswegen im hügeligen Vor-Sauerland mit einem Pedelec unterwegs. Der Hauptgrund dafür war, dass ich die nervige Autofahrt zur Arbeit durchs Fahrrad ersetzen wollte, es mir als Lehrer jedoch nicht erlauben kann, schwitzend und müffelnd in den Unterricht zu gehen. Eben dies anrückende Vierjahres-Jubiläum lässt mich über einen Austausch nachdenken: Die Garantie läuft ab! Was bei täglichem Einsatz an der Belastungsgrenze mit durchgängig voller Unterstützungsleistung und fast immer mit Gepäck auf miserablen Iserlohner Straßen schon einen relevanten Faktor darstellt.
Darüber hinaus bin ich mit dem bisherigen Modell (Kalkhoff, Panasonic-Antrieb 2010, 9-Gang-Kettenschaltung) zwar im Grundsatz zufrieden – aber es krankt eben doch an der einen oder anderen Stelle:
- die Kettenschaltung ist der großen Beanspruchung nur eingeschränkt gewachsen und sitzt im Winter gern voll Schnee und Eis
- das Panasonic-System arbeitet nur bei einer SEHR niedrigen Trittfrequenz – wo meine Kniebeschwerden wohl herkommen?!
- der tägliche Ritt über die Iserlohner Schlaglöcher und schlechte Asphaltflicken stellt wohl eher ein Konjunkturprogramm für ortsansässige Urologen dar als echten Fahrspaß
- der Gepäcktransport nur mit Hilfe von Taschen (Ortlieb Office) ist arg beschränkt und Anhänger haben auch so ihre Tücken
Mittlerweile werden immer mehr Lastenräder angeboten (vgl. Bericht in der Radwelt 6.13). Der Schwerpunkt sollte m. E. zu Gunsten der Fahrstabilität möglichst tief sitzen – von daher kommt dann die Long-John-Bauform in die engere Wahl. Im nahen Ruhrgebiet sieht man bereits einige davon auf den Straßen, vor allem das BULLITT-Cargobike von Larry vs. Harry. Dieses ist jedoch ungefedert und erlaubt nur den Einsatz von Radnabenmotoren. Beides ist für mich Ausschlusskriterium.
Nach meinen guten Erfahrungen mit dem Riese & Müller-Faltrad Birdy vernahm ich mit besonderem Interesse die Auflage eines Long John-Lastenrades: Das – wie für R&M üblich – vollgefederte Load wird mit Bosch-Mittelmotor, drei Schaltungs-Alternativen und diversem sinnvollen Zubehör angeboten. Ein Wartungstermin bei meinem Händler führt zur Anforderung eines Testrades: Denn selbst R&M-Händler haben das Load nicht antestbar vorrätig. Man telefoniert also für mich mit dem R&M-Außendienst und es tut sich erstmal – gar nichts.
Prolog
Eine Rundmail zum anrückenden ADFC-Forum in Oberwesel verspricht: Ein ADFC-Aktiver habe ein R&M Load-Testmodell vor Ort und böte einen Gepäcktransport vom Bahnhof zur gefühlt achthundert Höhenmeter entfernten Jugendherberge an. Super – den quetsche ich gleich mal aus!
Die Ladefläche ist bei meiner Ankunft zwar bereits voll, aber am Folgetag ergeben sich interessante Gespräche über Fahreigenschaften und die S-Pedelec-Frage. Denn das Load wird sowohl als Pedelec- wie auch als S-Pedelec-Variante angeboten – bei gerade mal dreihundert Euro Preisunterschied. Die Quintessenz aus der Konsultation mehrerer ADFC-Experten: Die Rechtslage für S-Pedelecs und E-Bikes ist so verworren, dass man quasi immer gegen irgendwelche Regeln verstößt. Falls man sich denn in der Auslegung der Regeln überhaupt einig ist…Angeblich sollen sogar viele S-Pedelec Fahrende ihr Nummernschild in der Gepäcktasche spazieren fahren, um unangenehmen Fragen zu umgehen. Der Abgleich mit meinen üblichen Strecken lässt mich zunächst von der S-Variante Abstand nehmen.
Eine kurze Probefahrt bergauf und bergab aber führt zur Überzeugung, dieses Fahrrad noch einmal ausgiebiger testen zu wollen. Obwohl noch auf dem Forum ein überzeugter BULLIT-Fan hartnäckig versucht, mich davon abzubringen…
Vier Wochen nach dem Forum dann die freudige Nachricht per E-Mail: Das Testrad ist da!
Erster Tag (Freitag)
Aber: Leider nur bis Mittwoch! Also nichts wie hin, das alte Pedelec zur Inspektion abgeben und ab auf’s Load.
Als Testrad erwartet mich auch hier ein S-Pedelec. Der Werkstattleiter erläutert mir die Vorzüge, zum Beispiel die günstigen Versicherungsmöglichkeiten. Hmm, sollte ich etwa doch noch schwach werden?
So ungefähr kenne ich die S-Regeln – trotzdem gleich beim Abbiegen auf den nahen Ruhrtalradweg Richtung Heimat die Frage im Kopf: Darf ich hier überhaupt fahren? Ich entscheide mich für die pragmatische Lösung: So schnell fahren, wie ich auch sonst dort fahre und die Geschwindigkeit den Gegebenheiten anpassen. Auf freier Strecke aber auch die Erkenntnis: Zwar ist ein Lastenrad nicht zum „Heizen“ da – das Load fährt sich jedoch auch bei höherer Geschwindigkeit erstaunlich stabil. Der lange Radstand mag das kleine Vorderrad ausgleichen.
Als Schaltung ist die stufenlose NuVinci installiert. Schon auf den ersten Kilometern stellt sie sich als ideale Schaltung für Pedelecs heraus. Wow – das passt einfach. Nie wieder Kettenschaltung am Pedelec! Bergab bietet die montierte Primärübersetzung auch jenseits der 45er-Grenze noch etwas Spielraum.
Der wahre Wert eines Lastenrads zeigt sich in der Alltagsnutzung, also: Ab zum Einkaufen. Die übliche Strecke zwei Kilometer bergauf auf ziemlich üblem Asphalt wird zur Wohltat: Sänftengleich schwebe ich über die buckligen Flicken. Am Folgetag werde ich feststellen warum: Die Schwalbe Big Apple Bereifung ist nur auf Minimaldruck aufgepumpt!
Vor dem angesteuerten Drogeriemarkt beginnt die Knobelei: Wie schließt man ein Lastenrad an gängige Abstellanlagen an? Angesichts der abendlichen Stunde kurz vor Geschäftsschluss einfach quer davor und angeschlossen. Die ersten AutofahrerInnen schauen ungläubig.
Schwer bepackt mit mehreren Leinenbeuteln voller schwerer und voluminöser Drogerieartikel und Lebensmittel verlasse ich den Laden und entfalte erstmal die mitgelieferte Faltbox (Sonderzubehör, 249 Euro). Was vorher eine praktische Wanne war die bündig mit den Rohren der Ladefläche abschließt, entwirrt sich nun zur geräumigen Box aus dem von Fahrradtaschen bekannten wasserdichten Material, innen verstärkt durch dünne flexible Platten. Der Reißverschluss wird durch einen Planenüberstand regensicher abgedeckt. Mein Einkauf passt komplett hinein – die Packung Klopapier sogar quer. Das Packvolumen würde selbst für einen Familieneinkauf – ohne Getränke – locker reichen.
Wo geht denn eigentlich das Licht an? Ein Versuch, den üblichen Drehschalter am Busch & Müller Cyo zu finden, scheitert kläglich. An der Steuerungseinheit ist ein kleiner Taster dafür, das Licht wird direkt vom Akku gespeist – mittlerweile ja legal. Das wäre auch kein Problem, wenn R&M hier nicht auf das wichtige Sicherheitsplus Tagfahrlicht verzichtet hätte. Für ein 5k-Fahrrad schon etwas sparsam.Der Rückweg führt über den Geh-/Radweg durchs Baarbachtal (außerörtlicher Weg). Die engen 90-Grad-Kurven werden sicher durchschifft, wenn auch etwas gemächlicher als üblich. Keine Gefahr also geblitzt zu werden im geschwindigkeitsbegrenzten Abschnitt unter der Brücke…
Zweiter Tag (Samstag)
Da ich – noch – in einer Bierstadt lebe, lautet der zweite Praxistest: Kiste heimisches Pils kaufen! Rechtzeitig vor dem Auslaufen der Iserlohner-Produktion muss der Keller schließlich nochmal gut gefüllt werden.
Auf dem Hinweg die bange Erinnerung an die Ermahnung des Werkstattleiters: „Wenn möglich, bitte nicht allzusehr einsauen!“ Wenn möglich, na ja. Aber der Holzrichterweg mit seiner groben Piste und seinen Schlammpfützen ist halt der kürzeste Weg zum Groß-Supermarkt… Das Ergebnis: Da zwischen Vorderrad und Fahrer die Ladefläche liegt, bleiben Füße und Beine von vorn schön sauber! Leider reicht die Schutzblechbreite hinten nicht wirklich für die breiten Big Apple Schluffen aus.
Auch vor dem Getränkemarkt so einige verwunderte Blicke von Blech-KapitänInnen. Ich fange erstmal mit einer Kiste an und stelle fest: Mehr passt auch nicht! Natürlich könnte man stapeln, aber dann wandert der Schwerpunkt wieder höher. Ich begnüge mich also mit einer Kiste und bekomme vom Steuerungsdisplay mitgeteilt, dass noch ordentlich Kilometer möglich sind. Also ein bißchen durch die Innenstadt cruisen – was mit einer Kiste Pils auf der Ladefläche natürlich besonders Spaß macht.An dieser Stelle muss unbedingt erwähnt werden: Beim S-Pedelec gilt die Alkoholgrenze für KraftfahrerInnen! Während Pedelec Fahrende als Rad Fahrende gelten und damit erst bei (zur Zeit noch) 1,6 Promille aus dem Verkehr gefischt werden, müssen S-Pedelec und E-Bike Fahrende die übliche 0,5 Promille-Grenze einhalten. Ein Lastenrad eignet sich allerdings schon aufgrund der fahrphysikalischen Eigenschaften ohnehin nicht zum angeduselten Fahren, daher widerstehe ich der Versuchung, eine der leckeren Flaschen aus dem Grüner Tal zu kosten. Ist ja schließlich auch Fastenzeit. Als Ausgleich halte ich später in guter alter ADFC-Tradition beim Bäcker zur Kuchenaufnahme…Besonders angenehm fällt auf gefüllten Innenstadtstraßen die höhere Unterstützungsgeschwindigkeit des S-Pedelecs auf. Ich schwimme einfach im Verkehrsfluss mit. Gleiches wird sich übrigens auch in Tempo-30-Zonen herausstellen – hier wird man mit einem „normalen“ Pedelec sonst ständig mit überhöhter Geschwindigkeit überholt. Der Start an der Ampel erfolgt etwas behäbiger als beim alten Panasonic, der schön ruckartig anspringt. Aber nach wenigen Metern läuft auch der Bosch-Motor auf Hochtouren und bringt das Rad dann zügig auf Tempo.
Auch beim Ritt über die alte Bahntrasse (innerorts…) kommt bei leichter Steigung der Vorzug des S-Modells zum Tragen: Tempo 30 ist kein Thema – natürlich nur auf freier Strecke. An der Aloyisiuskirche wurde eine neue Rampe zum Bahntrassenweg erst vor kurzem fertig gestellt. Ob das Load mit seinem riesigen Wendekreis da runter kommt? Das Foto zeigt: Es fehlen leider wenige Zentimeter! Mit minimalem Rangieraufwand aber beherrschbar.
Auch heute sind noch ein paar Kilometer „im Tank“, also wird ein Umweg gefahren. Unterwegs flüchtet ein nichtangeleinter Hund – derselbe, der vor ca. drei Wochen im Angesicht meines Liegetrikes das Weite gesucht hat… Diesmal unterhalte ich mich eine Weile mit dem Halter. Die Hündin scheint wohl mit flacheren Rädern ihre Probleme zu haben. Ich erspare mir die Ermahnung, sie doch einfach anzuleinen. Kann er auch selbst drauf kommen.Die auch als Wirtschaftsweg genutzte Radroute ist an einigen Stellen mal wieder schön eingesaut und führt zum Wegrutschen in einer Kurve. Die Big Apple Reifen greifen ein paar Momente später, scheinen aber insgesamt eher für städtischere Gegenden jenseits von Treckerschlamm und Pferdekot konzipiert zu sein. Nach 32 Kilometern ist der Akku punktgenau vor der heimischen Garage ratzekahl leergefahren. Allerdings bei voller Unterstützungleistung – wozu kauft man sich sonst ein Pedelec?! Klar ist aber, dass ein „normales“ Pedelec weiter fahren wird. Das ist der Preis der Geschwindigkeit!
Für den Abend ist ein Besuch eines Freundes im übernächsten Ortsteil geplant. Aus oben geschilderten Gründen erscheint mir dafür ein S-Pedelec nicht wirklich geeignet, nehme ich also das alte Pedelec. Aber wo ist der Akku??? Zehn Minuten später wird mir bewusst: Die alte Möhre steht ja beim Händler zur Inspektion… Also bringt mich ersatzweise das Birdy wohlbehalten hin und zurück. Echte Radfahrbewegung tut ja auch mal ganz gut.
Dritter Tag (Sonntag)
Die Anfahrt zum morgendlichen Schwimmen im Seilerseebad verläuft unspektakulär, wenn auch teilweise wieder auf halblegalen Wegen. Praktisch, eine normale Sporttasche einfach auf die Ladefläche zu stellen bzw. in die Faltbox.
Der Rückweg ist perfekt abgestimmt auf die Saisoneröffnung des ADFC MK, das traditionelle „Anradeln“. Bei etwas diesigem Wetter haben sich zirka zwanzig Rad Fahrende am Museumsdorf Barendorf eingefunden, fast alle persönlich bekannt. Nach dem Staunen beginnt das Fachsimpeln. Ich verabschiede die motivierte Truppe und mache ein paar Erledigungen incl. deutlichem Umweg – eben weil ich’s kann. Und es Spaß macht!
Für die Bahnfahrt quer durchs Ruhrgebiet zum Geburtstagskaffee hingegen entscheide ich mich gegen das Load. Zwar ist nicht zu befürchten, dass mir ein Schaffner wenige Tage vor dem Inkrafttreten der Mitnahmemöglichkeit am 1. April 2014 noch Steine in den Weg legen wird. Aber das Händeln des langen Loads erscheint mir doch etwas unpraktisch je nach Umsteigebahnhof und Zugauslastung. Ein Grund mehr, bei einem eventuellen Kauf das alte normale Pedelec zu behalten.
Ein intensives Testwochenende ist vorüber, tolle Fahreindrücke inklusive. Leider aber auch Nebenwirkungen – das ständige Schaltungsgriff-Drehen war wohl etwas zu viel für die rechte Arm- bzw. Handmuskulatur…
[Die Tage Montag und Dienstag folgen in Teil 2 …]
Ich will ja nicht meckern wie eine Ziege, aber sie verhalten sich mit dem S-Lastped regelwidrig, wie die, über welche sich die Kollegen des ADFC immer aufregen.
Ich frage mich aber: Wer sollte einem bei voller Fahrt Fragen stellen? Sie sollten doch mit guten Beispiel voran gehen und das S-Lastped nicht auf dem Radweg fahren auch nicht auf der Rampe, selbst wenn kein Schild dort steht ist es ein Fußweg!
Mal abgesehen, davon, ist ein Anhänger deutlich günstiger. Man kann nicht mal zwei Bierkästen fahren? Für den Preis lächerlich oder ärgerlich!
Richtig, in der Situation “Bahntrasse als innerörtlicher Fuß-/Radweg” mit der beschriebenen Rampe ist das Fahren mit S-Pedelecs unstrittig nicht erlaubt, da der innerörtliche (!) Weg über keine “Mofa frei”-Beschilderung verfügt (in diesem Fall hingegen wäre die Situation strittig, siehe unten).
Ziel des Tests war ursprünglich nicht, die Vorzüge oder Schwächen von S-Pedelecs herauszufinden – sondern die eines Lastenrades. Die Nutzung der S-Pedelec-Variante war jedoch die einzige Möglichkeit, dies probezufahren. Es stellte sich dann die konkrete Frage, ob ich mit strenger Regelauslegung auf den Test auf dieser (mit dem Fahrrad) örtlich relevanten Alltagsstrecke verzichte oder pragmatisch mit Regelverstoß (aber unter eindeutiger Beachtung von §1 StVO) bei mäßiger Geschwindigkeit testweise die zu diesem Zeitpunkt nahezu menschenleere Strecke und die Rampe befahre. Das mag man kritisieren.
Anders sieht es auf den beschriebenen außerörtlichen Strecken aus: Hier ist nach wie vor die Rechtslage unklar. Bis Herbst 2012 ging man von legalem Befahren aus, dann änderte das Bundesverkehrsministerium seine Einschätzung und deklarierte S-Pedelecs zu Kraftfahrzeugen (die dort natürlich nicht fahren dürfen). Allerdings steht in den Zulassungspapieren von S-Pedelecs nach wie vor die Einstufung als “Leichtmofa” (die außerörtliche Radwege generell benutzen dürfen). Es bleibt zu hoffen, dass diese rechtlich wirre und damit extrem unbefriedigende Situation mal eindeutig geklärt werden wird. Die anscheinend gar nicht seltene Praxis, das Kennzeichen abzumontieren und “in der Lenkertasche spazierenzufahren” kann m. E. jedenfalls nicht die Lösung sein.
Zm Vergleich mit Fahrradanhängern: Beim Preis stimme ich Ihnen vollkommen zu – beim Fahrverhalten zeigen sich allerdings deutliche Unterschiede. Für mich erstaunlich: Das Load fährt sich beladen genauso gut wie leer. Letztlich eine Geschmacksfrage, vor allem vor dem Hintergrund der konkreten Nutzung bzw. zurückzulegenden Strecken.
Ich fand eigentlich, das die Rechtslage klar ist: http://www.pedelecforum.de/forum/index.php?threads/s-pedelec-grauzonen.23415/
http://www.adfc-nrw.de/kreisverbaende/kv-bielefeld/technik/elektrofahrraeder.html
Meiner Auffassung nach darf der Radweg mit Schild 237,240,241,244 durch ein S-Pedelec nicht befahren werden. Nur mit dem Zusatzschild 1026-31 oder 1022-11 darf der Radweg mit einem S-Pedelec benutzt werden.
Mal abgesehen vom regelwidrigen Verhalten bei Abnahme des Versicherungsschildes, entgeht man, wenn man den Radweg nutzt, natürlich der Huperei der Autofahrer, welche sich leider nicht aus kennen.
Erlebe ich jeden Tag, weil in meiner Stadt einige Radwegschilder abgebaut wurden, aber jeder Autofahrer meint, man müsste auf den jetzigen Fußweg fahren. Im Rheinland gibt es sicher wenig Schnee, aber im Winter 2012/13 bin ich auch auf der Straße gefahren, da die Radwege nicht geräumt wurden, Verständnis der Autofahrer: Fehlanzeige!
Zurück zum Thema: Bild Grundversorung: Also ich finde für ein Rad von solcher Länge und eines solchen Preises sollte man doch schon zwei Kisten Bier hinter einander einladen können. Übereinander wäre ja möglich, könnte aber der Fahrstabilität entgegen wirken.
Jein.
Die mir bekannte Einschätzung des ADFC BI legt die Rechtslage sehr rigoros aufgrund der entsprechenden Verlautbarungen des V-Ministeriums aus. Sie kann jedoch nicht die Unstimmigkeit klären, dass S-Pedelecs nach wie vor in den Papieren als Leichtmofa ausgewiesen werden. Was soll denn einE PolizistIn tun, außer die Fahrzeugpapiere kontrollieren?
Die von Ihnen angegebenen Zusatzschilder beschreiben in Wort oder Bild “Mofa frei”. Auch dann dürften S-Pedelecs nach neuer Rechtsauslegung den Weg NICHT befahren. Notwendig wäre wohl Schild 1022-12 “Krafträder auch mit Beiwagen, Kleinkrafträder und Mofas frei”. Gleiches gilt für freigegebene Einbahnstraßen, Fußgängerzonen sowie Fahrradstreßen (soweit nicht ohnehin für KFZ geöffnet).
Zu den Getränkekisten: Es kann sein, dass ohne die Faltbox zwei Kisten quer hintereinander passen. Habe ich nicht ausprobiert. Innenmaß der Faltbox ist mit 58 cm angegeben, Getränkekisten sind 30 cm breit – könnte also vielleicht knapp passen. Die effektiv nutzbare Länge der Ladefläche finde ich leider nirgendwo in den Spezifikationen.
Danke für den interessanten Bericht!
Zitat: “An der Steuerungseinheit ist ein kleiner Taster dafür, das Licht wird direkt vom Akku gespeist – mittlerweile ja legal.”
Ein Trost mit Vergangenheitswirkung: S-Pedelecs waren auch bisher keine Fahrräder, weswegen ihre Beleuchtung immer schon legal aus dem Akku gespeist werden durfte, der auch den Motor versorgt. Einen Dynamo brauchten sie im Gegensatz zu ihren langsameren, den Fahrrädern gleichgestellten Geschwistern (Pedelecs 25) nicht.
Zitat: “Die mir bekannte Einschätzung des ADFC BI legt die Rechtslage sehr rigoros aufgrund der entsprechenden Verlautbarungen des V-Ministeriums aus. Sie kann jedoch nicht die Unstimmigkeit klären, dass S-Pedelecs nach wie vor in den Papieren als Leichtmofa ausgewiesen werden. Was soll denn einE PolizistIn tun, außer die Fahrzeugpapiere kontrollieren?”
Der ADFC Bielefeld gibt hier keine eigene Einschätzung oder Rechtsauslegung wieder, sondern die Rechtsansicht, die das Bundesverkehrsministerium durch eine Veröffentlichung im Bundesverkehrsblatt für alle nachgeordneten Behörden verbindlich angeordnet hat. Die ministerielle Rechtsansicht muss man nicht vernünftig finden, aber momentan kommt man nicht an ihr vorbei.
Es entsteht auch kein rechtlicher Widerspruch dadurch, dass in den Fahrzeugpapieren eines S-Pedelec (nach vorheriger Auffassung) steht, es sei ein Leichtmofa. Diese Einstufung wirkt nur zulassungsrechtlich, hat aber keine Auswirkungen auf die Verhaltens- und Befahrensrechte, also: Wo darf ich fahren? Muss ich einen (Kraftrad-)Helm tragen? usw.
Aus diesem Grunde darf ich mit einem S-Pedelec auch auf außerörtlichen Radwegen nicht fahren. Und muss einen Kraftrad-Helm (!) tragen.
Und man kann sich erst recht nach der Veröffentlichung im Bundesverkehrsblatt nicht darauf verlassen, dass Polizisten und Polizistinnen den Unterschied zwischen Zulassungsrecht und Verhaltensrechten nicht kennen. Beim ersten Erwischtwerden kann man sich vielleicht noch auf einen Verbotsirrtum berufen, aber im Wiederholungsfalle zieht das nicht mehr …
Das alles beruht auf der merkwürdigen Ansicht des Bundesverkehrsministeriums zur bauartbedingten Höchstgeschwindigkeit, die man nicht vernünftig und logisch finden muss!
Zur Ladefläche: Schön wärs, wenn zwei Getränkekisten hintereinander reinpassen würden. Das wäre allein schon ein Vorteil in der vergleichenden Diskussion, denn schließlich wird der Transport von Getränkekisten immer wieder als zwingender Grund für die Autonutzung angeführt. Transporträder (gern auch als Mietrad) wären hier für manche(n) eine Alternative.
Ich war der “Aktive”, der mit dem schwarzen Load in der S-Version in Oberwesel war. Und ich kann Martin Isbruch nur zustimmen. Ich meine sogar, dass sich das Load mit Beladung besser fährt als ohne.
Auf der Hinfahrt am Rheinufer war nach 35 km und heftigstem Gegenwind bei einer Geschwindigkeit zwischen 25 und 35 km/h (mehr schaffte ich beim besten Willen nicht) der erste Akku leer.
Auf der Rückfahrt reichte ein Akku bei max 42 km/h bis nach Koblenz. Ärgerlich war, dass ich meine Mitradler dabei häufiger verlassen musste, weil ich die innerörtlichen Radwege nicht nutzen durfte oder sie mir zu schmal waren.
Ärgerlich ist es auch, dass mich auf der Fahrbahn mehrere Autler meinten disziplinieren zu müssen und mich auf einen Radweg schicken wollten.
Die Mitnahme in der Bahn kann mühsam sein. In Aufzüge passt das lange Geschoss meist nicht, auf Treppen benötigt man Hilfe; Rolltreppen sind aber möglich. Im Zug bekommt man das Load höchstens in den Türbereichen gedreht. Dafür kann der Lenker platzsparend gedreht und abgeknickt werden.
5000 Euro ist aber schon eine Hausnummer, die man erstmal übrig haben muss. Da fahr ich sowas besser nicht Probe. Und man braucht eine Garage zum Unterstellen …
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