Schizophrener Verkehrsausschuss

490px-Zusatzzeichen_1012-32.svgAm vergangenen Donnerstag tagte der Verkehrsausschuss der Stadt Iserlohn. Auf der Tagesordnung standen einige radspezifische Themen, u.a. die Verlängerung der Mitgliedschaft in der Arbeitsgemeinschaft fahrrad- und fußgängerfreundlicher Städte und Gemeinden (AGFS). Dabei wurde betont, wie wichtig eine Mitgliedschaft doch für das Außenbild der Stadt sei. Es wurde (endlich!) festgestellt, dass in den letzten Jahren viel zu wenig für den Radverkehr getan wurde und man gelobte einhellig Besserung.

 

 

Und nun die Schizophrenie:

  • Verkehrssituation am Nahversorgungszentrum Schapker Platz: man hat erkannt, dass man bei der Planung an den Rad- und Fussverkehr nicht gedacht hat.
  • Vorfahrtsumkehrung Baarbachweg (wichtige Radverkehrsverbindung)/Am Westhang: nur über die Leichen der CDU, es soll lieber eine Abbindung dieser Neben-Nebenstraße überprüft werden
  • Winterdienst auf Radwegen: nur Grüne und die Linken stimmten dafür, die anderen Fraktionen legen den Radfahrern nahe, das Rad stehen zu lassen und mit dem Auto oder dem überpünktlichem ÖPNV über die gepökelten und verstopften Straßen zu fahren.
  • Schelte zum Radschnellweg: kein Diskussionsbedarf, man gibt sich mit den Ausreden der Verwaltung zufrieden.

Natürlich gibt es Städte, in denen das Radfahren noch weniger Spaß macht als in Iserlohn. Dennoch wird hier viel zu wenig für den Radverkehr getan. Wo bleiben die Innovationen, wie nutzt man effektiv die AGFS? Was kann man z.B. aus der Soester Jakobistraße lernen, die im letzten Jahr mit dem Deutschen Fahrradpreis ausgezeichnet wurde?
Die Verwaltung stellte heraus, dass man durch die Mitgliedschaft in der AGFS auf weitere Fördertöpfe aufmerksam wurde, die man anzapfen kann. Aber heißt Arbeitsgemeinschaft nicht, dass man aktiv an der Förderung des Radverkehrs arbeitet und sich nicht nur die Rosinen herauspickt? Welchen Beitrag leistet Iserlohn zur AGFS, wie können andere Mitglieder von den Tätigkeiten Iserlohns profitieren?

Meiner persönlichen Meinung nach sollte die Stadt einen gehörigen Denkzettel bekommen und eine Verlängerung der Mitgliedschaft seitens der AGFS zumindest in Frage gestellt werden.

Über Karsten Obrikat

Ich bin erst recht spät wieder auf das Radfahren zurück gekommen, indem ich einfach einmal aus Lust und Laune ausprobieren wollte, mit dem Fahrrad zur 13km entfernten Arbeitsstelle zu fahren. In den letzten Jahren ist aus diesem einem Mal gleich eine Weltanschauung geworden. Denn mittlerweile fahre ich jede Fahrt zur Arbeit mit dem Rad. Auch den Wocheneinkauf erledige ich mit Fahrrad (hier nehme ich dann das Pedelec) und Anhänger. Aber auch Radurlaube stehen mindestens ein mal im Jahr auf meinem Programm.
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3 Antworten zu Schizophrener Verkehrsausschuss

  1. Norbert Paul sagt:

    Würde das nicht in der Kosequenz eine Selbstauflösung der AGFS bedeuten, wenn man von den Mitgliedern so viel verlangt? Selbst Münster als angeblicher Musterschüler soll noch intensiv viel zu schmale Radwege verteidigen als Errungenschaft.

    • Karsten Obrikat sagt:

      Auf der Internetseite der Stadtist zu lesen: “Damit [mit der Mitgliedschaft in der AGFS, Anm. von mir] hatte sich die Stadt Iserlohn verpflichtet, den Radverkehr schwerpunktmäßig zu fördern.”

      Es scheint unterschiedliche Auffassungen zur Deutung des Wortes “schwerpunktmäßig” zu geben. Jedenfalls fällt mir keine bevorzugte Behandlung des Radverkehrs auf, ganz im Gegenteil.

      • Norbert Paul sagt:

        Schwerpunktmäßig zu fördern heißt nicht, ihn bevorzugt zu behandeln. Man kann z. B. viel Energie darein investieren, Radfahrer anzuhalten, an sonnigen Sonntagen über sommerliche Feldwege zu fahren und allgemeine “Fahrt mehr Rad”-Kampangnen starten …

        “Der Begriff [Schizophrenie] beschreibt vielmehr das Auseinanderfallen von persönlichem Denken und Wahrnehmen und der Realität.” http://www.kompetenznetz-schizophrenie.de/rdkns/index.htm

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