Nach Aussage der EU-Verkehrskommissarin Violeta Bulc sterben in Europa jeden Tag fast 70 Menschen im Straßenverkehr (siehe: Road safety in the European Union – Trends, statistics and main challenges, March 2015) Die Zahl der Schwerverletzten pro Tag liegt noch deutlich höher. EU-weit ist die Zahl der Todesopfer im Straßenverkehr im vergangenen Jahr nur leicht zurückgegangen. In Deutschland ging der Trend im Jahr 2014 leider in die gegenteilige Richtung. 3.368 Menschen starben im letzten Jahr auf deutschen Straßen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach vorläufigen Ergebnissen mitteilt, waren dies 29 Getötete oder ein Prozent mehr als im Jahr 2013.
Das Ziel der EU-Kommission die Zahl der Verkehrstoten in Europa vom Jahr 2010 bis zum Jahr 2020 zu halbieren, ist noch in weiter Ferne. Wie die EU-Kommission mitteilte, starben 2014 in den 28 EU-Ländern 25.700 Menschen bei Unfällen, rund ein Prozent weniger als im Jahr zuvor. Bis zum Jahr 2020 soll die Zahl der Verkehrstoten eigentlich auf 15.750 Personen reduziert werden. Seit dem Jahr 2010 sind die Verkehrsopferzahlen erst um 18 % zurückgegangen. Bei gestorbenen Fußgängern beträgt die Reduktion nur 11 % und bei Radfahrern sogar nur 3 %!
In Deutschland kamen 2014 im Durchschnitt 42 Menschen pro einer Million Einwohner im Straßenverkehr ums Leben, 2013 waren es 41 Menschen. Der EU-Durchschnitt liegt bei 50,5 Todesopfern pro einer Million Menschen. Am gefährlichsten ist der Straßenverkehr laut EU-Statistik in Lettland, dort wurden 106 Todesopfer pro Million Einwohner gezählt. Die wenigsten Toten gibt es in Malta mit 26 bzw. Schweden und Großbritannien mit jeweils 29 Opfern pro Millionen Einwohnern. Die Zahl der Personen, die in Deutschland schwer oder leicht verletzt wurden, erhöhte sich 2014 gegenüber dem Vorjahr um 4,0 % auf etwa 389.000 Menschen.
Die EU-Verkehrskommissarin will nun eine Studie zur Verkehrssicherheit in Auftrag geben. Dabei hatte das Europaparlament schon im Jahr 2011 eine Lösung aufgezeigt: Mit breiter Mehrheit empfahl das Gremium, Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit in Städten einzuführen.
Für mehr Verkehrssicherheit in Europa zu sorgen ist längst überfällig. Vor kurzem wurde ein 10 Punkte Programm für mehr Verkehrssicherheit bei „it started with a fight“ veröffentlicht, welches eine gute Basis für die EU-Kommission und unseren Verkehrsminister Herrn Dobrindt wäre, um endlich tätig zu werden.
Danke für den guten Blog Beitrag.
Ich hätte allerdings noch eine kleine Ergänzung:
es handelt sich eigentlich bei den 70 “Verkehrstoten” lediglich um die Verkehrs-UNFALL-Toten.
Die Zahl der Verkehrstoten liegt ganz wesentlich höher!
Etwa um den Faktor 10 übersteigen allein die Luftverschmutzungstoten die Unfalltoten (wobei natürlich der Verkehr nur einen – wenngleich sehr wesentlichen – Todes-Faktor unter mehreren ausmacht).
Hinzuzurechnen sind ferner die vorzeitigen Todesfälle durch Lärmbelastung.
Dabei sind, was den MIV-Verkehr angeht – auch kumulative Effekte zu berücksichtigen.
Hinzuzurechnen ist auch ein großer Teil der chronischen und allergischen Erkrankungen, die teils deutlich mit der MIV-Belastung korrellieren, und bei denen zum Teil bereits kausale Zusammenhänge nachgewiesen werden konnten (etwa die die deutliche Erhöhung der allergenen Potenz von Pflanzenpollen durch ‘Impfung’ mit toxischen Substanzen aus den Fein- und Ultrafeinstäuben des MIV).
Auch nach Euro-6 Morm sind ja pro gefahrenem Millimeter (!) pro Auto 600.000 Partikel bzw. bis 2018 sogar der 10-fache Wert für Benziner legal emittierbar, wobei die Partikel nicht nur wegen ihrer geringen Größe gefährlich sind, sondern vor allem aufgrund ihrer hohen Toxizität.
Hier besteht ein grundsätzlicher Unterschied gegenüber der weniger schädlichen ‘natürlichen’ Hintergrundbelastung mit Feinstäuben.
Da die Feinstäube tendenziell immer kleiner werden (Einspritztechnik) entfalten die toxischen (!) Partikel des Ultra-Feinstaubs ihre Wirkung mittlerweile nicht nur in der Lunge, im Blut, sondern auch auch unmittelbar in der Hirnsubstanz.
Eine Erhöhung der Toxizität durch Wechselwirkungen mit Ammoniak und agrarindustriellen Pestiziden/Insektiziden ist dabei zusätzlich gegeben.
Es sollte also nicht verwundern, wenn in letzter Zeit das Thema Autoabgase und Tod incl. Demenz/Diabetes/Allergien/etc. stärker wissenschaftlich diskutiert wird (wenngleich sich die Diskussion leider nicht in den anzeigenabhängigen Produkten der Medienkonzerne wiederfindet).
Mal wieder trifft es dabei vormehmlich den finanziell schwächeren Teil der EU-Bevölkerung.
Auch wenn es ein wenig klischeehaft klingt: die Gruppe der Politik-bestimmenden “Besserverdienenden” wohnt in aller Regel im gesunden Grün, wobei sie mit tatkräftiger Nutzung des Erst-, Zweit-, und Drittwagens den ‘Rest’ in Krankheit und Frühtod katapultiert.
Auch im Umweltverbund werden sich Tote und Unfall-Tote nicht gänzlich vermeiden lassen, aber wir sollten im Blick behalten, und auch kommunizieren, dass auf einen Unfalltoten etwa 10 ‘stille Tote’ kommen, die in keiner Statistik auftauchen, die keine Lobby haben, und die selbst nichtmal wissen weswegen sie eigentlich so früh ins Gras beissen mussten.
Vision-Zero ist m.E. eine recht nutzlose Idee, wenn sie sich auf die “Verkehrstoten” im Sinne von “Unfalltoten” beschränkt.
Erst durch die Abschaffung oder drastische Reduzierung von Lärm und Abgasen ist eine relevante Veränderung in der Todesrate unserer Mobilitätspraxis zu erreichen.
Ein positiver Schluss:
Verbesserte Fitness durch muskelbetriebenes Radfahren erhöht vermutlich die Widerstandfähigkeit gegenüber den toxischen und Distress auslösenden Auswirkungen des überbordenden MIV.
Kein Grund also ausgerechnet beim definitiv gesunden Radfahren Panik wegen der Abgase zu kriegen!