Alkohol, Ballermann, Party und Nachtleben. Das ist das eine Mallorca, welches sich der gemeine Deutsche so vorstellt. Doch Mallorca ist viel mehr, eine Insel mit vielen Gegensätzen und unterschiedlicher Landschaft. Da gibt es nicht nur den lange Strand an der Playa de Palma und die unzähligen kleinen Buchten rund um die Insel, sondern auch die Gebirge im Osten und Westen der Insel. Während es bei den Serres de Llevant in Osten Erhebungen bis zu 561 Metern gibt, findet man an der Westküste in der Serra de Tramuntana 11 Gipfel mit über 1000 Metern. Der höchste, der Puig Major, erhebt sich stolze 1445 m über Meeresoberfläche. Und genau in diesem Gebirges gibt es wunderschöne, wenn auch anspruchsvolle Radrouten über die Insel. Eine dieser Touren führt von Sóller zum kleinen Hafen von Sa Calobra.
Bei einer Streckenlänge von 40 km und 1100 Höhenmetern bergauf und bergab ist dieser Ausflug nur was für sehr geübte Radfahrer. Auf meiner Wunschliste steht sie weiterhin ganz oben, jedoch brauche ich dazu entweder mein eigenes Rad oder ein hochwertiges Leihrad, welches man überall auf der Insel bekommen kann. Mit meiner diesjährigen Durchschnitts-Chaise (französisch für Stuhl oder auch Kutsche) und auch mit meinem Neffen war es so leider nicht machbar. Aber irgendwann im Frühjahr oder vielleicht auch wieder im Herbst, wenn auf Mallorca Radhochsaison herrscht, dann werde ich diese Route endlich mal in Angriff nehmen. Dieses Jahr bin ich sie halt nur mal wieder mit dem Leihwagen abgefahren und nur in Gedanken die Steigung hochgeackert, aber die dabei entstandenen Fotos halten meine Sehnsucht daran wach. Und genau an ein paar dieser Bilder möchte ich Euch heute teilhaben lassen.
Aber fangen wir ganz von vorne an. Mein Lager, bzw. mein Hotel hatte ich an der Playa de Palma, genau gesagt, in Höhe Balneario 4. Von hier ging es mit meinen Neffen am Flughafen vorbei auf die Autobahn Ma-13 bis zur Ausfahrt Consell und dann weiter in Richtung Alaró. Über die Ma-2100 ging es hier über eine weitere schöne Radstrecke ins Hochtal hinauf nach Orient auf 450 m und weter über den Sattel des Coll D’Honor weiter nach Bunyola . Ab Bunyola gelangt man über die 6,8 km lange Serpentinenstraße mit seinen 36 Kurven und Serpentinen, sowie einer Steigung von bis zu 17 % hinauf auf den 497 m hohen Coll de Sóller und so auf die andere Seite des Gebirges. Der gut 3 km lange Straßentunnel unter dem Pass hindurch darf leider nicht mit dem Fahrrad befahren werden, ebenso nimmt der historische Zug Tren de Sóller “Roter Blitz” keine Räder mit durch den Berg.
Oben auf der Paßhöhe auf 496 m hat man einen schönen Blick auf die Bucht von Palma. Leider war an diesem Tag die Fernsicht diesig, doch die nähere Landschaft und die eindruckvolle Serpentinenstraße hat uns entschädigt.
Sóller liegt in einem geschlossenen Talkessel, weshalb hier auf Grund des guten Klimas auch Orangen und Zitronen an den Bäumen gedeihen.
Sóller kann man an Stelle des Autos auch mit dem Bus oder noch besser mit dem historischen Zug, dem Roten Blitz erreichen, welcher bis zu sechs mal am Tag von der Placa d’Espanya in Palma an die WestküsHte pendelt.
Hier besteht die Möglichkeit in die historische Straßenbahn zum Hafen von Sóller umzusteigen. In teilweise offenen Sommerwagen geht es mitten über de Marktplatz vorbei an Restaurants oder auch Marktständen mit regionalen Waren.
Hier in Sóller begint nun der eigentliche Aufstieg in die Sierra de Tramuntana. Über die Ma-2121 und Fornalutx geht es stetig mit rund 8 % weiter über die Ma-10 hinauf in die Berge.
Ab hier geht es nun in zahlreichen Serpentinen und den sogenannten Kavattenknoten rechts im Hintergrund, in dem die Straße einen 270 Gradbogen beschreibt, hinunter nach Sa Calobra. Die Straße ist sehr schmal. In der Hochsaison herrscht hier starker Fahrzeugverkehr einschließlich vieler Busse, welche die Touristen auf einer buchbaren Rundreise hier durchschleusen.
Beeindruckende Felsformationen begleiten uns hinab in das Tal.
Unterwegs kommen wir einem der Höhepunkte immer näher.
Hier das ganze mal von der anderen Seite gesehen. Für Autofahrer kann die schmale Straße schon eine Herausforderung sein, für Radfaher ein Genuß.
Immer eng am Fels entlang geht es weiter hinab.
Sa Calobra ist erreicht. Der kleine Ort am Ende der Straße kann nur über diese oder mit dem Schiff vom Meer aus erreicht werden. Vom Hafen auf führt ein rund 500 m lange Fußweg zum Torrent de Pareis.
Dieser ist nur durch einen illumiert ausgeleuchteten Tunnel zu erreichen, aber der Abstecher lohnt sich, besonders im Sommer, wenn noch lange die Sonne in diesen Torrent scheint.
Der Torrent de Pareis ist ein Gebirgstal, welches sich nur durch eine schmale Felsöffung zum Meer hin öffnet. Im Hintergrund ist das blaue Meer zu erkennen. In den Sommermonaten herrscht hier reges Treiben. Viele Touristen nutzen diese einmalige Badestelle zum entspannen und relaxen, aber auch als Fotomotiv.
Den Abschluß des Tages bildete noch ein Abstecher zum Cap Formentor ganz im Norden der Insel. Leider wurde es jahreszeitlich bedingt schon früh dunkel, als wir die Insel Colomer erreichten. Diese ist aus vielen Fernsehfilmen manchen vielleicht schon bekannt.
Das Cap Formentor wurde im letzten Sonnenschein erreicht. Auch dieser Abstecher von Port de Polenca aus ist eine ideale Radstecke.
Es gibt viele schöne Touren auf Mallorca, nicht nur hier im Gebirge. In den einschlägigen Fahrradführern, aber auch im Internet, werden viele schöne Rundwege, aber auch sonstige Routen gut beschrieben und angeboten. Ich bin der Meinung, wer Genuß und Landschaft, verbunden mit grandiosen Ausblicken und bleibenden Eindrücken mag, der ist auf Mallorca in Frühjahr und Herbst gut aufgehoben.
Ich hoffe, mein kleiner Beitrag hat etwas gefallen.
Schöner Bericht und schöne Photos. Ich war jetzt als Karnevalsflüchtling auf Mallorca. Habe mir vor Ort einen Renner geliehen. Ein Canyon für 50 € in der Woche. Sehr gut in Schuss und mit neuen 25 mm breiten 4000 S besohlt. Dies ermöglicht, den Druck auf 6.5 bar zu senken und so sehr komfortabel zu fahren.
Wir sind von Pollenca zum Kloster LLuc gefahren. Die Straßenbelag ist erst vor kurzem neu aufgezogen worden. So kann man es bei der Abfahrt nach Inca richtig schön laufen lassen. Leider sind jetzt viele Prozesionsspinnerraupen auf der Fahrbahn. Ich leide immer noch an einem Juckreiz zwischen den Oberschenkeln. Fahrer mit Hang zu Allergien also aufgepasst. Zudem sollte man besser auf kurz-kurz noch verzichten. Durch den Wind kann der Körper noch ganz schön auskühlen. Viel Spaß auf der schönen Insel!
Wir sind gestern die Strasse runter nach Sa Calobra. Eine Frau hat den Wiederanstieg mit dem Rad nicht geschafft und ist kurz vor dem Pass zusammengebrochen und gestorben. Wir stehen unter Schock, Sa Calobra hat einen bleibenden Eindruck bei uns hinterlassen.
Aufgrund des Reiseberichtes haben wir unser Quartier in Port de Soller gebucht. Der Tunnel unter dem Coll Soller darf leider nicht, wie oben berichtet, mit dem Fahrrad befahren werden. Somit saßen wir im Talkessel fest und mussten bei unseren Touren immer über einen Pass. Fahrradmitnahme mit der Bahn war leider auch nicht möglich. Trotzdem hatten wir eine wunderbare Radwanderwoche.
Einen Reisebericht dazu findet man unter: http://www.pedelecforum.de/forum/index.php?threads/mit-dem-pedelec-durch%C2%B4s-tramuntana-gebirge.58949/
Danke für deinen schönen Reisebericht. Bei der nächsten Gelegenheit werde ich deine Routen auch mal nachfahren. Du hast die einzelnen Etappen sehr gut beschrieben und deine Eindrücke gut mit eingebracht. Das hat Lust auf einen erneuten Urlaub dort gemacht.
Dass der Tunnel unter dem Coll de Sóller durch für Kraftfahrzeuge und nicht mit dem Fahrrad befahren werden darf, habe ich in meinem Betrag nun extra erwähnt, ebenso, dass keine Räder im Roten Blitz mitgenommen werden.
Gruß Markus