AWO-Integration und ADFC Kreisverband Duisburg kooperieren, um künftig Flüchtlinge in die Lage zu versetzen Fahrräder zu reparieren.
Eine wichtige Voraussetzung für die Integration in eine Gesellschaft sind unter anderem soziale Kontakte, das Kennenlernen von üblichen Gepflogenheiten, Qualifizierung und sinnvolle Freizeitbeschäftigung. Auf Grund dieser Erkenntnis arbeiten die AWO-Integrations gGmbH und der Duisburger Kreisverband des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) zusammen. Bei einem Pressetermin auf dem Bauspielplatz an der Duisburg-Neumühler Alexstraße unterschrieben Karl-August Schwarthans (im Bild links), Geschäftsführer der AWO-Integration und Klaus Hauschild, Vorstandssprecher des ADFC-Duisburg, am 14.01.2016 einen Kooperationsvertrag. Der Kooperationsvertrag gilt erst einmal für ein Jahr.
In einem Container, der von Maas-Bau aus Moers zur Verfügung gestellt wurde, haben AWO und ADFC eine Fahrradwerkstatt eingerichtet. Hier werden künftig einige Bewohner von Flüchtlingsunterkünften unterwiesen Fahrräder zu reparieren und in Stand zu setzen. Hilfe zur Selbsthilfe ist die Maxime.
Ziel des Projektes ist es auch, vor allem alleinstehenden männlichen Asylbewerbern eine sinnvolle Beschäftigung zu ermöglichen. Darüber hinaus trägt die Werkstatt dazu bei, erste Schritte auf dem Weg zu einer beruflichen und sozialen Integration zu gehen und die Chancen für die spätere Jobsuche zu erhöhen. Da sind sich AWO und ADFC einig.
Zuständig für die technische Unterweisung der Freiwilligen ist Zweirad-Mechanikermeister Achim Arians (2. v.l.), Technik-Referent des Duisburger ADFC: „Ich werde die Leute so lange unterweisen, bis sie selbstständig in der Lage sind, alle erforderlichen Arbeiten zu erledigen“, sagt Achim Arians. Neben alle Werkzeuge hat er die deutschen Namen in Druckbuchstaben geschrieben, damit die Flüchtlinge nicht nur lernen, wie die Werkzeuge funktionieren, sondern auch, wie sie heißen. So werden schrittweise neben technischen auch sprachliche Kompetenzen vermittelt.
Harald Höbusch (3.v.l) vom Duisburger ADFC, der bereits erfolgreich mehrere Radfahrschulkurse geleitet hat, wird auch für die Flüchtlinge Fahrrad-Fahrlehrer und Sicherheitsunterweiser sein: „Viele dieser Menschen können vermutlich kein Fahrrad fahren“, sagt Harald Höbusch, „also werden sie es lernen müssen.“ Idealerweise natürlich so, dass sie sicher am Straßenverkehr teilnehmen können.
Dabei helfen vor Ort auch die mittlerweise in 7 Sprachen verfügbaren Flyer des ADFC, die die wichtigsten Verkehrsregeln in Wort und Bild darstellen.
Mit diesen Maßnahmen wird es ermöglicht, dass die Menschen ihren Stadtteil verlassen können und ihr Umfeld kennen lernen. Deshalb sind für die Zukunft, auch um Kommunikation und soziale Kontakte zu fördern, gemeinsame Radtouren geplant. „So schlagen wir mehrere Fliegen mit einer Klappe“, sagt Karl-August Schwarthans. „Für mich ist es ein Schritt in Richtung ,Stadtteil-Räder’, die denen zu Gute kommen, die sich kein Neues leisten können.“
Unterstützt wird das Projekt aus dem landesgeförderten Programm “Zusammenkommen und Verstehen” des Ministeriums für Arbeit, Integration und Soziales des Landes NRW.
Wie sich die Welt doch verändert. Hat man im letzten Herbst (2015) nicht erst eine Radstation in Dormagen auf gemacht? Dort werden mit Langzeitarbeitslosen Räder repariert, um den Langzeitarbeitslosen wieder eine Perspektive und die Chance auf eine Arbeit zu geben. Ich kann mich noch gut an das letzte Jahr erinnern, wo mehrere solcher Fahrradwerkstätten durch Ehrenamtler und sozialen Organisationen eröffnet wurden, mit genau den gleichen Zielen wie jetzt mit den Flüchtlingen. Was ist jetzt mich den anderen? Sind die auch noch da?
Ja wieso nicht?
http://caritas.erzbistum-koeln.de/neuss_cv/arbeit/radstation.html
Werkstätten fehlen doch überall. Selbsthilfewerkstätten werden wohl auch völlig unabhängig von Flüchtlingen benötigt. Hier vor Ort kommt ungefähr eine Fachwerkstatt auf 40.000 Einwohner und da muss man längerfristig einen Termin machen… Da wundert es nicht, dass in D so viele Fahrradleichen in Kellern stehen.
Da sehe ich keinen Widerspruch.
Radstationen oder ähnliche, in denen Langzeitarbeitslose Fahrräder reparieren, gibt es nicht überall. Dazu kommt, dass diese Einrichtungen ihre Räder häufig nicht verschenken, sondern verkaufen wollen (Gründe: Refinanzierung, Qualifikation im kaufmännischen Bereich). Diese Preise können oder wollen Flüchtlingsprojekte sich nicht leisten. Dazu kommt der Ansatz, Flüchtlingen nicht einfach ein fertig repariertes Rad vor die Nase zu stellen, sondern sie selbst am Aufbau „ihres“ Rades mitwirken zu lassen. Um sie zu beschäftigen, um sie zu befähigen, ihr Rad auch selbst in Ordnung zu halten, und um ihre Veranwortung für diese Fahrräder wachsen zu lassen.
Wegen der „Fahrradleichen in deutschen Kellern“: Es hat sich in diversen Flüchtlings-Fahrrad-Projekten herausgestellt, dass die Fahrräder durchschnittlich in wesentlich besserem Zustand sind als erwartet und es sich in der Regel nicht um „Fahrradleichen“ handelt. Dass diese Räder gespendet werden hat eher nicht damit zu tun, dass es zu wenige Fahrradwerkstätten gibt. Sondern damit, dass die Leute sich neue Räder gekauft haben. Dass Räder von älteren, nicht mehr Rad fahrenden oder verstorbenen Familienmitgliedern nun „übrig“ sind. Oder auch dass Menschen bei den heutigen Verkehrsverhältnissen und einer als mangelhaft empfundenen Radfahrinfrastruktur nicht mehr Rad fahren wollen. Das allerdings wäre ein Warnsignal an den ADFC …
Wer spricht denn hier von einem Widerspruch? Ich wollte ja nur auf etwas auffälliges aufmerksam machen! Hier werden auch zwei verschiedene Nutzen miteinander verknüpft.
Flüchtlinge bekommen die Räder geschenkt und reparieren diese unter Mithilfe eines Beraters. Selbsthilfewerkstätten bezwecken etwas anderes und möchten die Räder und Reparaturen bezahlt bekommen zur Refinanzierung.
Leider gab es keine Antwort auf meine gestellte Frage!
Hallo Pedelcer, Du schreibst und fragst: „Ich kann mich noch gut an das letzte Jahr erinnern, wo mehrere solcher Fahrradwerkstätten durch Ehrenamtler und sozialen Organisationen eröffnet wurden, mit genau den gleichen Zielen wie jetzt mit den Flüchtlingen. Was ist jetzt mich den anderen? Sind die auch noch da?“
Ob die mehreren solcher Fahrradwerkstätten in Dormagen und anderswo auch noch da sind, werden am ehesten Menschen beantworten können, die dort wohnen, wo diese Werkstätten eröffnet wurden. Eine zentrale und aktuelle Übersicht gibt es leider nicht.
In meiner Heimatstadt ist es so, dass sich eine solche Werkstatt nun zusätzlich um Fahrräder für Flüchtlinge kümmert und auch zusätzlich mit Flüchtlingen arbeitet.