
Grafik: ADFC Bielefeld
Wie anderswo auch geht es mit der Radverkehrsförderung in Bielefeld nicht recht voran. Die Gründe sind – wie anderswo auch – an verschiedenen Stellen zu finden. Unter anderem stellt die Politik stellt nicht das Geld zur Verfügung, das für Personal und Maßnahmen gebraucht wird, um den Radverkehr zu fördern.
Grund genug für den Stadtentwicklungsausschuss des Rates, ein BYPAD-Verfahren zu bewilligen. Die daran Beteiligten aus lokaler Politik, Verwaltung und Verbänden verschiedener Bereiche (u.a. dem ADFC) einigten sich auf fünf Leitsätze zur Radverkehrsförderung in Bielefeld, die die Politik demnächst beschließen soll. Falls sie das tut, wären sie die verbindliche Grundlage für das weitere Handeln in Politik und Verwaltung.
Wie viel Geld braucht die Radverkehrsförderung?
Einer der Leitsätze beschäftigt sich mit den notwendigen personellen und finanziellen Ressourcen und empfiehlt ein Radverkehrsbudget in Anlehnung an die Empfehlungen des Nationalen Radverkehrsplans 2020. Das wären für Bielefeld, ausgehend von den derzeitigen Verhältnissen, ca. 15 Euro pro Jahr und Einwohner. Zum Vergleich: Aktuell gibt die Stadt ca. 1 Euro pro Jahr und Einwohner für den Radverkehr aus. Als diese Differenz in der letzten BYPAD-Sitzung deutlich wurde, bekamen einige Vertreter der politischen Parteien Zweifel, ob eine NRVP-orientierte Finanzierung politisch umzusetzen sei. Es wurde aber auch deutlich, dass die gewählten Politiker/innen bisher und mehrheitlich keine Vorstellung davon haben, welchen Stellenwert der Radverkehr in der Bürgermeinung einnimmt.
Die repräsentative ADFC-Umfrage
Grund genug für den ADFC Bielefeld, das Bielefelder Marktforschungsunternehmen „Explorare“ mit einer repräsentativen Befragung zu beauftragen (Dank an den ADFC NRW für die regelmäßige Finanzierung seiner Kreisverbände, die solche Aktivitäten möglich macht!).
Die Kernfrage lautete: „Wie viele Euro von 100 Euro, die die Stadt Bielefeld im Verkehrsbereich ausgibt, sollten Ihrer Meinung nach für den Radverkehr ausgegeben werden?“
Der ADFC Bielefeld als Auftraggeber und die aktuelle Finanzausstattung des Radverkehrs wurden bei der Umfrage nicht genannt, um einen Einfluss auf die Antworten auszuschließen. Wegen der offenen Fragestellung, konnten die Befragten einen beliebigen Betrag nennen.
Das deutliche Ergebnis
Das Ergebnis dieser Befragung liegt nun vor. Danach meinen die Bürger/innen der Stadt Bielefeld, dass von jeweils 100 Euro aus dem Verkehrsbereich 35 Euro für den Radverkehr ausgegeben werden sollen. Dies ist der Durchschnittswert aller Einzelantworten und nach allen Regeln der Meinungsforschungs-Kunst ein valider Betrag. Und er bedeutet, dass nach Meinung der Bürger sogar deutlich mehr für den Radverkehr ausgegeben werden soll als von der BYPAD-Gruppe vorgeschlagen.
Derzeit wertet der ADFC Bielefeld weitere Zahlen der „Explorare“-Umfrage aus und wird sie demnächst veröffentlichen.
Cool, das der ADFC mal für soetwas Geld in die Hand nimmt ud ein guter Schachzug! Ich bin angetan.
Danke!
Wie kommt Ihr auf die 15 Euro?
Der Betrag von 15 Euro ist eine Schätzung anhand der NRVP-Empfehlung von 13 bis 18 Euro für Städte und Gemeinden der Kategorie „Aufsteiger“. In der Druckfassung (bzw. PDF) des NRVP, S. 63 unten:
http://edoc.difu.de/edoc.php?id=SR21T6V3 (PDF 6,2 MB)
Gut gemacht! Der repräsentative Stellenwert des Radverkehrs bei den Bürgern ist mehr als doppelt so hoch, wie die niveaulosen Schätzungen laut NRVP.
In unserer Stadt wurde die Baulast für einen Großteil der Hauptstrecken im Stadtgebiet an den Landesbetrieb abgegeben. Wie übertragbar wäre eure Umfrage auf kleinere Städte? Muss da noch eine Formel her? Wir könnten in dem Verhältnis Milliardenbeträge ansetzen.
Bundesweite Umfragen dieser und ähnlicher Art zur Verkehrsentwicklung allgemein und zum Radverkehr gibt es bereits und sie geben wichtige Hinweise für die Arbeit vor Ort.
Was dem ADFC Bielefeld wichtig für die konkrete lokale Diskussion ums Geld ist und daher Grund für diese Umfrage: Die Bielefelder Umfrageergebnisse sind repräsentativ für Bielefeld. Weil (bewusst) ausschließlich in Bielefeld gefragt wurde, sind sie im engen Sinne nicht repräsentativ für eine andere Kommune, auch wenn dort vielleicht ähnliche Ergebnisse herauskämen. Nebenbei: Auch hier gibt es innerstädtische Straßen in der Baulast des Landes. Bei der Betrachtung der Gesamtverkehrs- und Radverkehrs-Etats geht es zwar auch, aber nicht nur um Bau und Unterhalt von Straßen und Wegen. Sondern auch um z.B. Wegweisung, Abstellanlagen, Service, Öffentlichkeitsarbeit / Kommunikation usw.usw.
Natürlich könnten weitere ADFC-Gliederungen vergleichbare Umfragen für ihren Bereich durchführen und evtl. um Fragen mit besonderem lokalen/regionalen/landesweiten/bundesweiten Bezug anreichern lassen. Falls aus finanziellen Gründen nötig, könnten sie solche Umfragen auch gemeinsam beauftragen.
Übrigens kommt eine Umfrage in britischen Großstädten zu einem ganz ähnlichen Ergebnis:
http://www.sustrans.org.uk/news/public-demand-bigger-bike-budgets
Ergebnisse im einzelnen
http://www.sustrans.org.uk/bike-life/overall-survey
(Aktuell: 1 brit. Pfund = ca. 1,30 Euro)