Autonomes Fahren

Schon seit einigen Jahren begegnet mir regelmäßig das Thema “Autonomes Fahren” in Zeitungen wie den VDI nachrichten, der Computerzeitschrift c’t oder wissenschaftlichen Fachzeitschriften zur Automatisierungs- und Regelungstechnik. Die zeitliche Dichte der Beiträge nimmt indes in letzter Zeit deutlich zu. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass es auch für den ADFC dringend an der Zeit ist, sich mit diesem Gebiet zu befassen.

“Autonomes Fahren” bringt man sicherlich zunächst nur mit Autofahren in Verbindung. Es wird jedoch das gesamte Verkehrswesen deutlich verändern. Neben den technischen Fragestellungen gibt es auch rechtliche, gesellschaftliche und ethische Aspekte zu diskutieren. Eine sehr gute Einführung in dieses Thema hat Prof. Ralf Herrtwich auf einer Tagung vorgetragen. Herrtwich war bis vor einem Jahr Leiter der Konzernforschung beim Daimler-Konzern.


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In diesem ca. eine Stunde langen Video erläutert Herrtwich den Stand der Forschung und die nächsten Schritte. Herrtwich versteht es großartig, die Technik hinter dem autonomen Fahren kurzweilig und anschaulich zu erklären. Nehmt Euch die Stunde Zeit; es lohnt sich. Neben technischen Erläuterungen geht Herrtwich auch kurz auf gesellschaftliche Veränderungen ein, die durch autonome Fahrzeuge ausgelöst werden könnten.

Ergänzend zu dem Exkurs von Herrtwich zu ethischen Fragestellungen möchte ich auch auf einen längeren, aber hochinteressanten Blogartikel von Martin Randelhoff, dem Macher vom zukunft-mobilitaet, hinweisen. Er hat sich intensiv mit ethischen und moralischen Fragestellungen befasst, die zwangsläufig auftreten werden. Wenn nun ein automatisch gesteuertes Fahrzeug einen Unfall nicht vermeiden kann und nur die Wahl zwischen zwei Radfahrern hat: soll es dann lieber einen Radfahrer umfahren, der einen Helm trägt, als einen, der keinen Helm trägt? Immerhin könnte der Helm ja die Verletzungsschwere vermindern. Sind solche Überlegungen überhaupt zulässig? Spätestens solche Gedankenspiele zeigen, dass auch wir Radfahrer uns mit dem autonomen Fahren beschäftigen müssen. Randelhoff stellt seine Sichtweise zu “automatisch geplanten Unfällen” in seinem Artikel Fahrzeugethik und moralische Fahrzeuge dar und ruft zur breiten Diskussion auf.

Randelhoff wird übrigens am 10.11.2017 auf dem ADFC Symposium in Berlin zu “Zukunftsszenarien für das autonome Fahren in der Stadt – Chancen und Risiken für den Radverkehr” vortragen. Auch die ADFC Bundeshauptversammlung wird sich am Sonntag den 12.11.2017 mit einem Antrag unseres Landesverbands zum autonomen Fahren befassen. Darin geht es zunächst darum, die notwendigen Strukturen im Verband zu schaffen, denn in seiner jetzigen Form ist der ADFC für viele Aspekte der Diskussion gar nicht aufgestellt. Das hochautomatisierte Fahren wird voraussichtlich ab 2020 Realität werden. Im städtischen Umfeld wird es uns wahrscheinlich erst in ca. 10 Jahren begegnen, aber die Grundlagen dafür werden bereits jetzt gelegt. Dazu muss der ADFC im Interesse der Radfahrer in der Lage sein, notwendige Forderungen durchzusetzen. Wir dürfen das weite Themenspektrum rund um das hochautomatisierte bzw. autonome Fahren nicht alleine der Automobilindustrie überlassen, sondern müssen unsere Sichtweise als Radfahrer in die Diskussion einbringen. Ich freue mich auf spannende Gespräche innerhalb und außerhalb des ADFC. Wer ebenfalls Interesse an diesem Thema hat, darf gerne die Diskussion hier im Blog starten. Bei Interesse an tiefergehender Mitarbeit freue ich mich auch über Mails.

 

Über Jan Bartels

Als Alltagsradler bin ich fast täglich mit dem Rad zur Arbeit unterwegs und genieße es als Ausgleich zum Bürojob. Im ADFC kümmere ich mich um vor allem um den Internetauftritt des Landesverbands. Im Kreisverband bin ich verkehrspolitisch rund um den heimischen Kirchturm aktiv und liefere regelmäßig Artikel für die "Rad am Niederrhein", unserer Mitgliederzeitung (http://www.rad-nr.de).
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6 Antworten zu Autonomes Fahren

  1. Juhu! Auf der Bundeshauptversammlung hat der ADFC einstimmig unserem Antrag zum Autonomen Fahren zugestimmt.

    • Stefan Huber sagt:

      Hallo Jan,

      ich fuchse mich gerade ein wenig in das Thema ADFC und autonmes Fahre ein.
      Die Thematik Autonomes Fahren und deren Auswirkungen auf unsere Gesellschaft bin ich schon seit ca. 4 Jahren am verfolgen.

      Wie lautete der Antrag an die BHV 2017?

      Gruß

      Stefan

      • Hallo Stefan,

        der Antrag fordert, dass sich der ADFC mit den Auswirkungen des autonomen Fahrens auf das Radfahren beschäftigt. Das betrifft technische Aspekte, rechtliche, gesellschaftliche, verkehrsplanerische usw. Außerdem soll der BV entsprechende Strukturen schaffen, damit diese Diskussionen stattfinden können. Näheres findest Du im Aktivenbereich des Bundesverbands. Dort müssten die Protokolle der Bundeshauptversammlungen veröffentlicht sein.

        Wir können weitere Mitstreiter noch gut gebrauchen. Wenn Du Interesse an einer Mitarbeit hast, wende Dich bitte an den Fachausschuss Radverkehr, bei dem das Thema im Moment organisatorisch aufgehängt ist. Ich kann das natürlich ggf. auch vermitteln. Dann bitte Email an mich.

        Gruß,

        Jan

  2. Auf netzpolitik.org gab es diese Woche einen Artikel zum Thema. Die britische Organisation Cycling UK beschäftigt sich mit dem Autonomen Fahren.

    Vor ein paar Wochen hat der Deutschlandfunk im Rahmen eines Firmenportraits über einen der Systemlieferanten für Autonomes Fahren berichtet.

  3. Der Vortrag “Zukunftsszenarien für das autonome Fahren in der Stadt” von Martin Randelhoff auf dem ADFC Symposium 2017 ist mittlerweile auch online im YouTube-Kanal des ADFC-Bundesverbands abrufbar. Leider blockt das Blog den Link dahin wegen Spam-Verdachts.

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