
10 Jahre ist es nun her, dass auf der A40 mitten im Ruhrgebiet ein Kulturevent der Extraklasse stattfand: Das Stillleben 2010. Ein riesiges Volksfest auf der Autobahn. Rund 1 Million Menschen nutzten die Gelegenheit, für einen Tag zu Fuß, per Inliner oder Fahrrad dort unterwegs zu sein, wo man sonst nur mit dem Auto im Dauerstau steht. Stau gab es zwar auch so auf der Mobilitätsspur, aber die Radfahrer*innen nahmen es gelassen und fröhlich hin.
Heute, 10 Jahre später, sehnt man sich nach gut 4 Monaten mit Corona und Abstandsregeln geradezu nach solchen Events mit drangvoller Enge. Indes sind sie jetzt und auch auf absehbare Zeit unmöglich. Es wird sie wahrscheinlich in dieser Form sogar nie wieder geben können. Neben den langfristigen Konsequenzen, die man noch aus der derzeitigen Pandemie ziehen wird, war auch bereits wenige Wochen nach dem ausgelassenen Fest eine solche Veranstaltung nicht mehr möglich. Nur eine knappe Woche später kam es in Duisburg zu der Katastrophe bei der Love-Parade mit 21 Toten, deren juristische Aufarbeitung erst vor Kurzem mit einem unbefriedigenden Ergebnis eingestellt worden ist. Großveranstaltungen unterlagen schon kurze Zeit nach dem tragischen Unglück deutlich strengeren Auflagen, unter denen ein Stillleben kaum zu realisieren gewesen wäre. Rückblickend wird überdeutlich, welches Glück wir offensichtlich hatten.
Das Stillleben hat auf politischer Ebene allerdings viel bewirkt, denn es gab den Anstoß für ein wichtiges verkehrspolitisches Projekt: den Radschnellweg RS1 durch das Ruhrgebiet. Der ADFC NRW hat diese Idee zusammen mit dem Regionalverband Ruhr (RVR) entwickelt und vorangetrieben. Die Gesamtstrecke über 101 km von Duisburg bis Hamm sollte zwar eigentlich heute fertiggestellt sein, aber die Realisierung hinkt dem Zeitplan deutlich hinterher und ist bis jetzt nur in kurzen Teilstücken fertig. Ende offen.
Danke für den Beitrag, der schöne Erinnerungen weckt. Der ADFC Bielefeld hatte zu dem Ereignis einen Bus gechartert und ist mit einer großen Gruppe nach Essen gefahren, hat den dortigen ADFC-Stand unterstützt und ist natürlich auch auf der A 40 geradelt. Ein unvergesslicher Tag! Danke allen, die das organisiert haben.
Ich war auf Familienurlaub an der Ostsee.
Einerseits schade, das Event nicht erleben zu können, andererseits habe ich aber auch eine kleine Phobie bei Menschenaufläufen. Fahrradstau und Menschengedränge sind nichts für mich.
Das du nicht konntest, war nicht schlimm, denn danach wurde es ja alle zwei Jahre in kleiner Form in Dortmund wiederholt, so zumindest die Ankündigung damals vom damaligen und Noch-ein-paar-Tage-OB Sierau … Ups, damit ist das gleiche passiert wie mit allen anderen großen Ankündigungen in Dortmund, die irgendwie wenigstens ein bisschen Rad- und Fußverkehr dienen. ;-)