Zur Umsetzung der Verkehrsführung in der Kölner Domumgebung hat sich der Vorstand des Kölner Kreisverbands am Freitag an die Bezirksvertretung Innenstadt, den Verkehrsausschuss und die Stadtverwaltung gewandt:
Zwei Spuren für Autos,
80 cm “Schutzstreifen” für RadlerSehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin Reker,
sehr geehrte Damen und Herren in Politik und Verwaltung,wir sind ziemlich erbost über die desaströse Umsetzung der Verkehrsführung im Domumfeld. Wollen Sie weiter die autogerechte Stadt? Gab es nicht das Ziel eines mittelfristig gar autofreien Domumfelds? Wozu braucht es eine zweispurige Verkehrsführung am Weltkulturerbe Kölner Dom? Gab es außerhalb der Weihnachtszeit wirklich Probleme mit der Einspurigkeit in der Trankgasse? Warum wird der Radverkehr buchstäblich in die Gosse geschickt? Sie markieren eine nur 2 m breite Fahrspur für mind. 2 m breite Autos und 2,55 m breite Busse. Daneben ist nun ein 70-80 cm breiter „Schutzstreifen“ für Radfahrer während die Richtlinien klar und eindeutig 1,5 m vorschreiben. Wie sollen diese Versuche mit Menschen funktionieren? Warum fehlen alle Abbiegerelationen, die für den Radverkehr und die Erreichbarkeit des Hauptbahnhofs wichtig sind?
Unsere Bürgereingabe zum Domumfeld wurde nicht einmal bearbeitet. Die Eingabe wurde von uns leider fragend statt fordernd formuliert, aber dennoch kann niemand behaupten, dass wir nicht auf die Probleme hingewiesen hätten.
Ein Verbesserungsantrag der Grünen nahm einige unserer Anregungen auf und wurde auch von der Bezirksvertretung beschlossen. Er wurde aber vom Verkehrsausschuss verwässert und von der Verwaltung abgelehnt. In der Umsetzung wurde es noch schlimmer als geplant und schlechter als politisch beschlossen.
Dies ist nach dem Hansaring, der Leverkusener Brücke und der Mülheimer Brücke das vierte Desaster innert kurzer Zeit. Der Verwaltung und großen Teilen der Politik ist der Radverkehr schlicht und ergreifend egal. Und die Verwaltung sieht politische Beschlüsse bestenfalls als Empfehlung an. Müssen wir uns als Radlobby um jede einzelne Markierung kümmern statt das zumindest (!) einfach die gesetzlichen Vorgaben und Empfehlungen umgesetzt werden? Wie sollen wir das als ehrenamtlich für unsere Stadt engagierte Menschen machen? Wir verlieren langsam das Vertrauen in Politik und Verwaltung der Stadt Köln.Was nicht passt, wird passend gemacht.
Von einer Stadt mit ambitionierten Zielen im Modal Split, mit massiven Emissionsproblemen, mit großen Stauproblemen und mit einer engen Finanzierung erwarten wir, dass sie endlich die Zeichen der Zeit erkennt und den Radverkehr als vollwertiges Verkehrsmittel anerkennt. Dazu gehört die unaufgeforderte und selbstverständliche Einhaltung und im Zweifel auch deutliche Überschreitung der Regelmaße der ERA 2010 ebenso, wie die verpflichtende Umsetzung der AGFS-Empfehlungen für Baustellen oder die ständige Besetzung der Unfallkommission bei Fahrradunfällen mit Radverkehrsexperten.
Wir empfehlen dringend, die Domumgebung maßgeblich zu überarbeiten und bitten um einen Ortstermin von Bezirksvertretung und Verkehrsausschuss.Gosse als “Schutzstreifen” für Radfahrende
Mit besten Grüßen
Clemens Rott, 2. Vorsitzender
Christoph Schmidt, Vorstand Radverkehr
[clearboth]
In der Presse:
- Unser Blog-Artikel: Stadt Köln baut Domumgebung zur NoGo-Area für Radfahrer um
- Artikel im Express: Hohes Unfallpotenzial Riesen-Zoff um neue Mini-Radwege in Köln!
- Artikel in der Kölnischen Rundschau: Kritik vom ADFC Verkehrswirrwarr hinterm Dom
- Kommentar von Simon Lorenz in der Kölnischen Rundschau: Vermurkst
- Unser Kommentar in Facebook
- Artikel in der Kölnischen Rundschau: Rechtsabbiegerspur Am Domhof verwirrt viele Verkehrsteilnehmer
Fotos: Marc Taube, Lisa Schlömer, Gunter Maier
Sehr gutes Schreiben!
Es ist so traurig! Überall der gleiche Mist, das Auto hat immer Vorfahrt. Die ERA mit ihren Mindestansätzen wird bei Planern und in der Verwaltung nur als Klopapier genutzt. Kein Mensch kommt mal auf die Idee und baut vernünftige, sichere und komfortable Radverkehrsanlagen die über diese Mindestansätze hinaus gehen.
http://www.rundschau-online.de/region/koeln/kritik-vom-adfc-verkehrswirrwarr-hinter-dem-dom-24877234
Im Kölner Bürgerhaushalt nimmt die Stadt mittlerweile Stellung zu den “Verbesserungen”:
“Im September 2009 beschloss der Rat der Stadt Köln die Entwicklung eines städtebauliches Gesamtkonzepts für die Domumgebung. Ziel ist es, die Stadtebene/Straßenebene als öffentlich nutzbaren Raum dem nichtmotorisierten Verkehr mit Laufwegen und Aufenthaltsqualitäten zurück zu geben. Erreicht werden soll dies durch zwei wesentliche Maßnahmen: Zum einen mit der Redimensionierung der bestehenden Kfz-Verkehrsräume. Zum anderen mit einer Gestaltung der zukünftigen Verkehrsbeziehungen. Hiermit sollen die motorisierten Verkehre in der Domumgebung überlegt und plausibel kanalisiert und so gedrosselt werden, dass der wieder gewonnene öffentliche Raum vor allem Qualitäten für Fußgängerinnen und Fußgänger bietet. In einem ersten Bauabschnitt wurden die Straßenbauarbeiten der östlichen Domumgebung kurz vor Weihnachten 2016 weitgehend abgeschlossen. Für die Fußgängerinnen und Fußgänger gibt es jetzt eine komfortable, angenehme und auch, bedingt durch die Ausstellungsflächen angrenzender kultureller Institutionen, interessante Wegebeziehung zwischen Hauptbahnhof und Altstadt. Auch die Aufenthaltsflächen auf der Domebene werden auf Grund ihres neuen Zuschnitts und der Klarheit der Wegebeziehungen von der Öffentlichkeit sehr gut angenommen. In weiteren Abschnitten im Norden, Westen und Süden wird die Verwaltung in den nächsten Jahren Optimierungen zugunsten der Fußgängerinnen und Fußgänger vornehmen.”
Quelle: https://buergerhaushalt.stadt-koeln.de/sachstaende/node/10496