Ein Gastbeitrag von unserem Mitglied Andreas Mika
Wer sich nach vielen Jahren Radabstinenz in Köln anschickt, regelmäßig mit dem Rad zur Arbeit und zu Terminen in der Innenstadt zu fahren, erlebt sein blaues Wunder.
Als Jugendlicher bin ich viele Jahre mit dem Rad zur Schule gefahren. Das waren nur zwei Kilometer über Feldwege, zwei kleinere Straßen mussten gequert werden. Allerdings fuhr ich bei fast jedem Wetter.
Heute wohne ich in Zollstock und arbeite in Porz-Eil. Die ÖPNV-Verbindung ist schlecht – man fährt erst in die Innenstadt, von dort in den rechtsrheinischen Süden. Dauert im besten Fall über eine Stunde, bei zweimaligem Umsteigen. Für knappe 10 km Luftlinie….
Mit dem Auto – und ich fahre zugegebenermaßen gerne Auto – sieht es etwas besser aus. Über Bonner Straße und A4-A559 ist man in 20 Minuten am Arbeitsplatz. Wenn nur die Staus nicht wären. Statt 20 Minuten dauert es morgens oft auch 30 bis 40 Minuten (wenn man früh losfährt). Zum Feierabend hin ist aber so gut wie immer Stau auf der Rodenkirchener Brücke, so dass ich dann gerne auch 45 bis 60 Minuten unterwegs bin.[clearboth]
Also habe ich mich entschlossen, öfter mal mit dem Rad zur Arbeit zu fahren. Die Strecke ist ganz schön, 8 km am Rheinufer entlang. Dauert meist nur 35 Minuten. Man ist ein bisschen eins mit der Natur und kommt entspannt und fröhlich am Arbeitsplatz an. Mit dem neuen Pedelec macht auch Gegenwind nichts mehr aus, und den gibt es am Rhein reichlich. Bei schönem Wetter teilt man sich den Weg mit vielen Fußgängern, Kinderwagen, Rollis, Radfahrern, Hunden… das kann ein bisschen nerven. Zumal meist die Kollegen auf den Rennrädern eher robust unterwegs sind und beim Slalomfahren zwischen den anderen Verkehrsteilnehmern hindurch auch schon mal in Kauf nehmen, dass es knapper wird als angenehm ist.
[clearboth]
Auch der „Anstieg“ auf die Rodenkirchener Brücke ist problemlos dank Elektro-Unterstützung. Nervig sind dann noch die Überquerungen der Rheinuferstrasse (2 mal) und der Bonner Straße. Hier bleiben oft einige Minuten auf der Strecke. Ich weiß nicht, was schlimmer ist: am Fuß der Brücke darauf zu warten, dass einen die Autofahrer rüberlassen (es gibt dort nämlich keinen Überweg), oder an der roten Ampel auf Höhe der Haltestelle Bayenthalgürtel, wenn man die letzte Grünphase gerade verpasst hat.
Was aber wirklich nervt, ist die schlechte Qualität der Radwege entlang des Gürtels. Loch an Loch, nicht breit genug, schlecht ausgeschildert, mal gelten die Fußgängerampeln auch für Fahrräder, dann wieder nicht… Wenn dann mal Abschnitte ausgebessert werden, geschieht das nicht großräumig, sondern auf Teilstücken von 7 bis 8 Metern. Ätzend.
Egal. Bis jetzt bin ich dieses Jahr schon ca. 600 km mit dem Rad gefahren und habe festgestellt – es tut ja gar nicht weh. Auch bei Regen fahre ich manchmal (ist eine Frage der Kleidung, habe ich gemerkt). Und ich fahre jetzt auch zu Terminen in der Innenstadt immer öfter mit dem Rad.
Das ist allerdings nicht mehr so spaßig. Die Beschilderung kann man komplett in die Tonne kloppen. Wer sich nicht auskennt, ist verloren. Wenn man zum Beispiel über die Mülheimer Brücke (Südseite) nach Mülheim fährt, sieht man drei Brückenabgänge mit Treppen, keine einzige Rampe für Räder. Der Weg um ans Rheinufer zu kommen ist nicht oder nicht ausreichend ausgeschildert; ich jedenfalls habe ihn nicht ohne weiteres gefunden.
Was sich innerorts „Radweg“ schimpft, hat oft allerhöchstens eine Alibifunktion und ist nicht selten eine echte Gefahr für Radler. Maßnahmen, die nicht zu Ende gedacht sind (wie der Schutzstreifen auf der Vorgebirgsstraße), lange Wartezeiten an Ampeln und häufig unklare Verkehrsführung machen das Radfahren anstrengend und gefährlich.
[clearboth]
Ich sehe viele Initiativen, die das Radfahren voranbringen wollen. Aber für die Stadt Köln scheint mir ein ganzheitliches Konzept dafür zu fehlen. Oder ist es der Wille der politisch Verantwortlichen, an dem es mangelt?
Ich habe jedenfalls Gefallen daran gefunden, nachmittags am Stau auf der A4 vorbeizuradeln und in der Innenstadt nicht mehr nach einem Parkplatz fürs Auto suchen zu müssen. Die Spritrechnung hat sich mehr als halbiert, und ich bin fitter geworden.
Text und Fotos: Andreas Mika
Andreas weiter so!
Ein schöner Bericht – und Glückwunsch zum Umstieg. Es stimmt: Radfahren zur und von der Arbeit macht glücklicher. Die Stadt Köln muss noch ganz viele Hausaufgaben machen. Es ist teilweise wirklich lebensgefährlich aber je mehr es machen wie Du umso wichtiger wird es hoffentlich der Stadt werden, den Radverkehr sicherer und angenehmer zu machen. Es dauert eben in dieser Stadt unendlich lange!
Hallo Andreas, ich kann dir so viel schreiben von meinem Weg zur Arbeit und zurück:
Länge hin und zurück: 17,4 km; Fahrdauer jeweils 22 Min, mit dem Auto 18 Min, bei zwei Kilometer längerer Wegstrecke. Fahre seit 2010 täglich, außer Sonntags, mit meinem Pedelec. Bin nur mit meinem ersten Ped unzufrieden gewesen. Mit meinem zweiten macht es deutlich mehr Spaß. Fahre jährlich zwischen 4700 und 5200 km. Der zweite Akku schwächelt nach 7000 km leicht. Erster auf Kulanz getauscht. Wechsel intensiv: Die Kette. Meistens werden beim Pedelec Fahrradketten verbaut. Diese längen sich leider stark,je nach Antriebsart. Ich sehe bei deinem Frontantrieb. Da dürfte es wenig Probleme mit der Kette geben.
Auch in meinem Fahrradgebiet zeigen sich Unterschiede in den Fahrradwegen. Leider gibt es auch immer andere Zuständigkeiten bei den Radwegen. Mal die Stadt, mal Straßen NRW. Bin gespannt auf weiter Berichte von Dir.Löcher in den Radwegen, Pferdeäpfel auf dem gemeinsamen Fuß- und Radweg, Schlaglöcher, im Sommer parkende Autos auf dem grünen Seitenstreifen, weil die mal eben illegal baden möchten. Glassplitter von den Unfällen werden regelmäßig auf den Fuß- und Radweg gekehrt und der Bauer hinterlässt regelmäßig Erdklumpen aus den Reifen auf dem Fuß- und Radweg, weil er diesen befährt, um von einem Feld zu nächsten zu gelangen. Leider fühlt sich niemand zu diesem Thema zuständig. Wenigsten werden wohl noch in diesem Jahr die Wurzelerhöhungen aus einem anderen Fuß- und Radweg entfernt. Nach sechs Jahren mit dem Pedelec. Immerhin.
Gute Fahrt.
Tja, so sieht es aus :-/ ich kenn das. Aber schön, dass Du Dich auf’s Rad setzt. Mir geht es bei den Staus, an denen ich regelmäßig vorbei ebenso.
Hallo Andreas,
da ich in letzter Zeit auch wieder öfter mit dem Rad zur Arbeit fahre und meine Kollegen aus der näheren Umgebung auch schon damit angesteckt habe, habe ich im Internet nach gleich gesinnten gesucht. Ich finde es immer wieder super wenn Menschen sich Gedanken um ihren Arbeitsweg machen und wie sie diesen anders, als mit dem Auto, bestreiten können.
Ich habe was ein Glück nicht ganz so starke Probleme mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln, also wenn ich wirklich mal keine Lust darauf habe mit dem Fahrrad zu fahren kann ich auch gemütlich die Sbahn nehmen und habe trotzdem noch einen Fußweg von 15 Minuten, insgesamt bin ich dann 30 Minuten unterwegs. Mit dem Rad ist es auch nicht wesentlich mehr.
Aber mit dem Rad bin ich wesentlich mehr an der frischen Luft und das ist was ich für einen guten Start in den Tag brauche. Die Bewegung und der Sauerstoff bringen mein Gehirn erst richtig auf Touren.
[Werbeteil für Fahrradleasing gekürzt von der Moderation ;-)]
Was ich persönlich ziemlich cool finde, da ich ein Männer Mountainbike besitze welches eigentlich zur Sportlichen Betätigung geeignet ist. Ein neues Rad kann ich mir nicht eben mal aus dem Ärmel schütteln. Weswegen ich Happy bin diese Lösung gefunden zu haben.
Auf ein fröhliches Fahrrad fahren
Deine Melina